Wolfsjagd in Bayern
Von den sechs entlaufenen Tieren leben nur noch vier
Da waren es nur noch vier: Am Sonntag ist ein weiterer der sechs aus einem Gehege im Nationalpark Bayerischer Wald entkommenen Wölfe erschossen worden. Ein anderes Tier war bereits kurz nach dem Ausbruch von einem Zug erfasst und getötet worden.
Geht es allen sechs Wölfen, die in der Nacht zum Freitag ihr Gehege bei Lindberg (Landkreis Regen) durch ein offenes Tor verließen, am Ende nicht besser als dem Bären Bruno, der 2006 von bayerischen Jägern erlegt wurde? Bisher ist nicht ausgeschlossen, dass das Tor mutwillig geöffnet wurde. Sollte jemand die Tiere mit Absicht in die Freiheit entlassen haben, hätte er ihnen jedenfalls einen Bärendienst erwiesen.
Nach zwei Tagen erfolgloser Suche beschloss die Nationalparkverwaltung, die Tiere abschießen zu lassen, wenn sie nicht einzufangen sind. „Wir können und werden hier zum Schutz der Menschen kein Risiko eingehen“, sagt Nationalparkleiter Franz Leibl. Gehegewölfe seien in ihrem Verhalten nicht mit frei lebenden Wölfen zu vergleichen. Sie zeigten gegenüber den Menschen wenig Scheu. In dem Gehege hatten insgesamt neun Wölfe gelebt. Sie verbrachten ihr gesamtes Leben in menschlicher Obhut und sind in der freien Wildbahn wohl nicht lange überlebensfähig.
Mehr als 30 Mitarbeiter des Nationalparks haben sich in kleinen Teams sowohl mit Narkosegewehren als auch mit scharfer Munition auf die Jagd gemacht. Auch Helfer mit Wärmebildkameras und Nachtsichtgeräten halten nach den Tieren Ausschau. Versuche, den am Sonntag erschossenen Wolf einzufangen oder zu betäuben, waren zuvor gescheitert. Es wird jetzt immer unwahrscheinlicher, dass einer der Wölfe den ungeplanten Freigang überlebt.