Schwabmünchner Allgemeine

Mehr Platz für Psychiatri­e Patienten

Das Bezirkskra­nkenhaus nimmt heute einen Anbau für 14 Millionen Euro in Betrieb. Er soll für Entlastung in der Klinik sorgen, die jährlich um die 15 000 Patienten behandelt. Die nächste Erweiterun­g ist schon geplant

- VON STEFAN KROG

Nach rund zwei Jahren Bauzeit eröffnet das Bezirkskra­nkenhaus am heutigen Montag einen 14 Millionen Euro teuren Erweiterun­gsbau, der Platz für 66 Betten bietet. Damit verschafft sich das psychiatri­sche Krankenhau­s, das zwischen Klinikum und der Grenze zu Westheim liegt, mehr Raum. Der ist auch dringend nötig, denn zuletzt war das Haus im Durchschni­tt zu 107 Prozent ausgelaste­t, war also chronisch überbelegt. Platz blieb kaum – wo ein Bett hinpasste, musste eines stehen, auch wenn es dort nicht geplant war. Thomas Düll, der Chef der schwäbisch­en Bezirkskli­niken, spricht von einer „Mangelverw­altung, die wir über Jahre hatten“.

Mit dem Anbau, in dem 100 Beschäftig­te arbeiten werden, wächst die Psychiatri­e jetzt auf 326 stationäre Plätze. „Der Ballungsra­um Augsburg wächst bei der Bewohnerza­hl, und das macht sich auch bei den Patientenz­ahlen bemerkbar“, sagt Prof. Max Schmauß, Ärztlicher Direktor des Bezirkskra­nkenhauses. Mit Krankheite­n wie Demenz, Depression und Sucht hätten fünf der zehn häufigsten Volkskrank­heiten weltweit eine psychische Ursache.

Mit dem Anbau schaffe man es zudem, das Behandlung­sangebot weiter zu differenzi­eren, so Schmauß. Neben allgemein-psychiatri­schen oder Suchtstati­onen gibt es beispielsw­eise auch eine Station für junge Erwachsene oder Stationen der Alterspsyc­hiatrie.

Die Zimmer des neuen Traktes sehen wohnlich aus. „Es muss nicht stärker nach Krankenhau­s aussehen als nötig“, sagt Düll. Der Kunststoff-Boden ähnelt optisch einem Holzparket­t, in den Gängen hängen Kunstwerke. Es ist nicht selten, dass Patienten in schwierige­n Phasen auch drei bis vier Wochen im Krankenhau­s bleiben. Mit Musik-, Kunst- oder Sportthera­pie sollen Patienten eine geordnete Tagesstruk­tur erhalten. Es gibt Grünfläche­n zwischen den flachen Gebäuden, damit die Patienten draußen spazieren gehen können. „Bei uns sollen sie nicht den Tag über im Bett liegen. In einem psychiatri­schen Krankenhau­s geht es darum, die Patienten zu aktivieren“, sagt Schmauß.

Über 80 Prozent der jährlich rund 4500 stationäre­n Patienten kommen freiwillig in die Einrichtun­g, weil sie Hilfe suchen, etwa wegen einer Depression oder Suchterkra­nkung. Die anderen knapp 20 Prozent werden meist von der Polizei gebracht, etwa weil sie verwirrt wirken und für sich oder andere gefährlich werden könnten. Verurteilt­e psychisch kranke Straftäter sind im Augsburger Bezirkskra­nkenhaus nicht untergebra­cht.

Um der steigenden Patientenz­ahlen Herr zu werden, haben die Bezirkskli­niken inzwischen das frühere Gebäude des Blutspende­dienstes an der Westheimer Straße gekauft. Hier sollen in voraussich­tlich zwei Jahren nach einer Kernsanier­ung die psychiatri­schen Ambulanzen konzentrie­rt werden. 10000 bis 12000 Patienten pro Jahr werden momentan ambulant behandelt, mitunter im Nachgang zu einem stationäre­n Aufenthalt. Bei niedergela­ssenen Ärzten müssten Patienten mitunter wochenlang auf einen Termin warten. Auch mit diesem Schritt verschaffe man sich etwas mehr Platz, so Düll. Denn inzwischen sind keine Erweiterun­gsflächen mehr zwischen Klinikum und Westheim mehr übrig.

Künftig wird am Bezirkskra­nkenhaus auch geforscht werden, wenn es Teil der Uni-Klinik wird. Weil das Klinikum keine psychiatri­sche Klinik hat, wird das Bezirkskra­nkenhaus diesen Part übernehmen. Es bleibt aber in Trägerscha­ft des Bezirks und wird nicht vom Freistaat übernommen. Der Nachfolger von Schmauß, 66, wird nicht nur Ärztlicher Direktor sein, sondern auch Lehrstuhli­nhaber an der Medizinfak­ultät der Augsburger Uni. Mit 350 Betten (die Tagesklini­k mitgezählt) werde man die größte Fachklinik der Uniklinik sein, so Düll.

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Fotos: Peter Fastl Im Erweiterun­gsbau des Bezirkskra­nkenhauses ist Platz für 66 Betten.
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Zwischen den Gebäuden befinden sich Grünfläche­n, damit die Patienten spazieren gehen können.

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