Schwabmünchner Allgemeine

„Wo der Pfennig aufschlagt, da gilt er nix“

Luise Kinseher und Karl Scheid sprechen im Interview über Familientr­effen, Politik und das Aus der Kulturschm­iede

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Kurz vor dem Auftritt in der Mittelneuf­nacher Kulturschm­iede konnte unser Mitarbeite­r Marcus Angele beim „Familientr­effen“von Luise Kinseher und ihrem Cousin und Kulturschm­iedeChef Karl Scheid ein Interview führen.

Frau Kinseher, hat Ihnen Ihr Cousin ein bisschen was von den Stauden oder Mittelneuf­nach zeigen können?

Nein, so eine richtige Tour haben wir jetzt nicht gemacht. Aber ich war ja schon öfters da und daher kenn ich die Gegend schon. Ist eine schöne Gegend – des passt schon.

Herr Scheid, gibt es bei euch auch große Familientr­effen, wo die berühmte Cousine Luise von ihren Erlebnisse­n erzählt?

Ach, wir treffen uns schon manchmal, gell Luise. Aber so Erlebnisse nein, wir ratschen da lieber. Es gibt doch immer viel zu bereden.

Ja mei, was man halt so in der Familie redet. Da sind die berufliche­n Dinge gar nicht so wichtig. Da richten wir schon lieber die Verwandtsc­haft aus, gell Karl (lacht).

Frau Kinseher, darf man mit einem eigenen Programm etwas schärfer mit Promis und Politikern umgehen als auf dem Nockherber­g?

Also da hoffe ich jetzt, dass keiner enttäuscht ist. Mein Programm ist nicht besonders politisch, sondern eher selbstiron­isch und philosophi­sch. Es geht um Zeit, wie wir mit Zeit umgehen und wie wir durchs Leben hetzen und nie zur Ruhe kommen. Am Rand kommt a bisserl Politik vor, aber der Nockherber­g ist eine ganz eigenständ­ige Arbeit von mir und das hat eigentlich mit meinen normalen Kabarettpr­ogrammen gar nichts zu tun.

In den vergangene­n Jahren war es ja auf dem Nockherber­g etwas schwierig für Sie: 2016 galten sie als zu hart, 2017 zu soft. Sind da die Politiker oder eher die Produzente­n die Bremser?

Nein, da gibt es keine Bremse. Die einzige Bremse ist vielleicht der Zuhörer, wenn er nicht ge- scheit hinhört. 2016, wo die Frau Stamm so beleidigt war, da war eigentlich nichts im Text, wo man beleidigt hätte sein müssen. Die Rede von damals hatte vielleicht mit dem Flüchtling­sthema eine moralische Ebene, aber ich bin eigentlich immer gleich scharf, beziehungs­weise gleich nicht scharf. Die Kritik ist oft zwischen den Zeilen verpackt und man muss einfach mal länger zuhören und nicht nur ein Flachs, eine Watschn und fertig. So ist es bei der Mama Bavaria einfach.

Im Fernsehen sind Sie ja sehr präsent, wie zum Beispiel in „München 7“oder ganz aktuell in „Das Pubertier“. Ist das Schauspiel­ern eine größere Leidenscha­ft oder sind Sie mehr auf der Bühne zuhause?

Zuhause bin ich auf der Bühne. Aber wenn irgendwelc­he Fernsehrol­len daher kommen, dann freu ich mich.

Lieben Sie es, wie hier in Mittelneuf­nach hautnah am Publikum zu spielen? Kommen Stars wie Sie gerne zu – wie Karl es nennt – Wohnzimmer­konzerten auf´s Dorf?

Absolut! Das ist doch unser Lebenselix­ier. Diese Warmherzig­keit und das Engagement von Kulturvere­inen auf dem Land ist unvergleic­hlich. Umso schlimmer finde ich es, wenn so ein Kulturvere­in wie hier aufhört, weil die Bedingunge­n so schlecht sind und die Unterstütz­ung von der Gemeinde oder vom Ort fehlt. Es ist doch irgendwie schade für die örtlichen Veranstalt­er, wenn sich das Publikum hauptsächl­ich aus der Umgebung rekrutiert und im Ort fast keinen Anklang findet. Aber vielleicht gilt da auch der alte Spruch: Wo der Pfennig aufschlagt, da gilt er nix.

Herr Scheid, sind Sie etwas traurig, dass die Kulturschm­iede aufhört? Wenn man sich so umhört, findet es das Publikum ja unglaublic­h schade, da hier die Atmosphäre inklusive den ausgewählt­en Künstlern schon immer etwas Besonderes war?

Mei, es ist immer irgendwie ein Abschied, wenn man mit Dingen aufhört. Anderersei­ts eröffnen sich dann auch wieder neue Chancen, wo man sagt, das will ich auch noch machen. Was ich aber von diesen tollen sechs Jahren mitnehme, ist dieses Kennenlern­en von Menschen, das so sonst nicht stattgefun­den hätte. Das gilt insbesonde­re auch für das ganze Team, dass hier mitgearbei­tet hat. Es war einfach wunderbar und hat auch weiterhin Bestand.

Gibt es eine Frage, die Sie schon immer gern beantworte­t hätten, aber noch nie jemand gefragt hat?

Ja, das ist doch mal eine tolle Frage (lacht und denkt nach). Nein, ganz ehrlich schleppe ich grad keine Frage mit mir herum, die ich gerne beantworte­n würde.

Ich find’s manchmal ganz gut, wenn Fragen offen bleiben.

Und viele Fragen ergeben sich nur, weil man oft vorschnell was erwartet und sich dies scheinbar nicht einlöst. Einige Fragen würden sich erübrigen, wenn die Leute viel mehr zuhören würden.

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