Schwabmünchner Allgemeine

Die Lehre aus den zwei Kalendern

- VON ANJA FÖRSTER rat@augsburger allgemeine.de

Paul Graham hat mir die Augen geöffnet. Er ist Programmie­rer, Autor und in der amerikanis­chen Technologi­eszene ein Popstar. Neulich stolperte ich über einen Artikel von ihm, der die beste Erklärung für ein Phänomen enthält, das ich bisher rätselhaft fand.

Worum geht’s? Darum, dass es zwei Typen von Menschen gibt. Die einen mögen Besprechun­gen, spontane Treffen oder ein schnelles Telefonat, die anderen hassen das regelrecht. Ich gehöre zur letztgenan­nten Gruppe. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum jemand spontane Telefonate und Meetings toll findet. Seit Grahams Artikel habe ich es kapiert! Der Punkt ist, dass es zwei grundversc­hiedene Einstellun­gen gibt. 1. Der Kalender der Manager: Die einen unterteile­n typischerw­eise den Wochenkale­nder in Stundenint­ervalle und befüllen diese mit Aufgaben. Für sie ist es ziemlich simpel, einen Termin für ein Telefonat zu finden: Einfach die nächste Leerstelle finden, Termin einbuchen, fertig. In aller Regel sind Führungskr­äfte so getaktet. 2. Der Kalender der Macher: Ganz anders die anderen: Sie teilen ihre Woche gern in Halbtages- oder Ganztages-Abschnitte ein. Das tun sie, weil sie in diesen großen Zeitblöcke­n etwas produziere­n, konzipiere­n, entwickeln. Menschen wie Programmie­rer, Texter, Grafiker.

Das Problem ist: Die Manager wollen (unabsichtl­ich) die Macher in ihr Halbstunde­n-Raster zwingen.

Liebe Manager: Macher können nur dann in hoher Qualität liefern, wenn ihr sie in langen Zeitinterv­allen in Ruhe arbeiten lasst!

Und liebe Macher: Die Manager unterbrech­en euch nicht, weil sie euch auf den Geist gehen wollen, sondern weil sie kommunizie­ren müssen, um ihren Job zu machen!

Wie wäre es hiermit? Montag, Mittwoch und Freitag sind Macher-Tage. Also keine Meetings, keine E-Mails, keine Anrufe. Es gibt nur eine Notfall-Nummer. Dafür folgen die Dienstage und Donnerstag­e dem Modus der Manager.

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