Wie wirkt der deutsche Alltag auf Fremde?
Ein Flüchtling sitzt in der Tram neben einer jungen Frau, die ein tief dekolletiertes Dirndl trägt. Dem jungen Mann ist dieser Anblick sichtlich unangenehm. Er ist so eine Offenherzigkeit aus seiner Heimat nicht gewohnt. Es ist eine von mehreren Szenen des Films „AugsburgAbsurdistan?“Die Menschenrechtsorganisation „Terre des Femmes“Augsburg verfolgt damit eine bestimmte Absicht.
Wie normal benehmen wir uns denn und wie seltsam oder gar absurd mag unser Verhalten auf andere wirken? Der 15-minütige Film, der auch auf Youtube zu sehen ist, geht genau dieser Frage nach. Er wurde mit über 60 Laiendarstellern in Augsburg gedreht. Darin begleitet ein Dolmetscher einen jungen Flüchtling zu einem Berufspraktikum. Auf dem Weg dorthin sehen die beiden verschiedene Verhaltensweisen, wie etwa alkoholisierte Fußballfans oder Männer und Frauen, die sich zur Begrüßung die Hände schütteln. Vieles erscheint dem Neuankömmling mehr als ungewöhnlich. Der Film zeigt, wie absurd der deutsche Alltag auf Fremde wirken kann. Manche Szenen sind dabei bewusst etwas überzeichnet. Auch vermeintlich paradoxe Botschaften werden thematisiert, wie zum Beispiel die Betonung von Frauenrechten und die gleichzeitige Erlaubnis von Pornografie. „Der Film beruht auf wahren Geschichten, die Flüchtlinge in Augsburg erlebt haben“, berichtet Angelika Rodler von „Terre des Femmes“Augsburg. Ziel des Projekts ist, Toleranz und Mitmenschlichkeit zu fördern. Es habe sich gezeigt, so Rodler, dass auch Deutsche mit wenig Vorwissen über andere Kulturen von dem Film profitieren. Der Satz „So habe ich das noch nie gesehen“falle hierbei immer wieder.
„Augsburg-Absurdistan?“eignet sich laut Rodler auch für Schulklassen, Asylarbeitskreise und Arbeitgeber. Er ist mit Begleitmaterial auf der Internetseite von Terre des Femmes eingestellt und kann von Dozentinnen und Dozenten kostenlos verwendet werden. Die Menschenrechtsorganisation hat den Film in Kooperation unter anderem mit der Stadt Augsburg, der Zweiten Bürgermeisterin Eva Weber und der IHK Schwaben realisiert. Mehr Infos unter www.frauen rechte.de/augsburg integration