Schwabmünchner Allgemeine

Mit einem Auto voller Kuscheltie­re durch die Wüste

Acht Königsbrun­ner fahren mit einem ganz besonderen Auftrag ins afrikanisc­he Gambia. Jetzt werden von den Teilnehmer­n erst einmal Spenden gesammelt

- VON CLAUDIA DEENEY

Eine Kuscheltou­r wird die Fahrt nach Westafrika für die Teilnehmer der Rallye-DresdenDak­ar-Banjul ganz sicher nicht. Auch nicht für das Königsbrun­ner Team. Das wissen der Vorsitzend­e des Vereins Meilen für Kinder, Roland Krätschmer, und seine sieben Mitfahrer aus Erfahrung. Doch sie wird auf alle Fälle unterhalts­am. Denn: Sie haben das ganze Auto voller Kuscheltie­re. Sie nehmen die Plüschtier­e aber nicht mit, um sich selbst bei Laune zu halten, sondern um damit Kindern eine Freude zu bereiten. Und zwar ganz speziell den Kindern, die sie auf ihrer Tour durch die Wüste immer wieder treffen werden.

„Die meisten der putzigen Mitfahrer bleiben unterwegs im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke und erreichen unser eigentlich­es Ziel Banjul in Gambia nicht“, erklärt Krätschmer. Seine Beifahreri­n Anita Roser erzählt, dass in Marokko das Verteilen der Mitbringse­l beginnt. „Egal wo wir Rast machen, innerhalb kürzester Zeit kommen aus dem Nichts die Menschen und wollen beschenkt werden.“Da es die Rallye seit 21 Jahren gebe, würden die Einheimisc­hen den Konvoi bereits kennen. Aus ganz Deutschlan­d kommen die voraussich­tlich 32 Teilnehmer. Sie treffen vor der Wüstendurc­hquerung zusammen, um die zweite Hälfte der Fahrt gemeinsam zu bestreiten.

Aus Königsbrun­n sind dieses Mal vier Autos mit acht Fahrern dabei. Alle Fahrzeuge werden für den guten Zweck in Gambia versteiger­t, und bis zur Ankunft in Banjul ist das meiste der mitgeführt­en Sachen längst an Einrichtun­gen auf dem Weg oder an bettelnde Kinder verteilt worden. „Im Atlas-Gebirge oder Mauretanie­n fahren so wenige Autos, dass die Einheimisc­hen uns oft über Kilometer hinweg hören und sich gleich auf den Weg zu uns machen“, berichtet Gerhard Bayrle von seinen Erfahrunge­n. Die Fahrer müssen dann anhalten, um vor allem Kinder nicht zu gefährden, die vor die Autos laufen. „Die Mütter kom- men mit großen Körben und nehmen gerne mit, was wir an Kleidung und Schuhen abgeben“, ergänzt Roser. Die vier Autos werden jedoch nicht nur mit Dingen, die benötigt werden, vollgelade­n. Es sind auch Dinge dabei, die einfach nur Freude bereiten sollen.

„Kuscheltie­re können wir auch noch gut brauchen, je kleiner desto besser, damit wir wirklich alle Kinder auf dem Weg damit beglücken können“, sagt Krätschmer und apauch pelliert an alle Bürger, die plüschigen Gesellen bei ihm im Ordnungsam­t abzugeben. Willkommen sind auch Werbeartik­el wie Kugelschre­iber, Feuerzeuge und Schlüssela­nhänger. Ebenso gute Erfahrunge­n haben die Fahrer mit Fußbällen und Trikots als Mitbringse­l gemacht. „Aus den Bällen lassen wir aus Platzgründ­en die Luft raus, und es wäre super, wenn wir ausgemuste­rte Trikots von Vereinen bekommen könnten“, sagt Bayrle.

Kleidung und Schuhe hätten sie bereits genügend gesammelt, was noch fehle, seien haltbare Medikament­e und steriles Verbandsma­terial. Vor allem Antibiotik­a seien in Afrika schwer zu bekommen und sehr begehrt. Diese medizinisc­hen Mittel werden erst am Ende der Reise ganz gezielt an den Organisato­r der Rallye, Heinz Bormann, abgegeben. Dieser habe die richtigen Kontakte und auch deutsche Praktikant­en, die beispielsw­eise die Beipackzet­tel übersetzen können. „Es ist nicht so, dass wir durch die Wüste fahren und Tabletten lustig in der Gegend verteilen“, betont Krätschmer.

Lustig sei die Fahrt trotz der Anstrengun­gen und Strapazen dennoch, sind sich die Teilnehmer einig. Bestens ausgerüste­t mit vorgekocht­em und eingedoste­m Essen von Resi’s Jägerhaus und einer Biertischg­arnitur fallen die Königsbrun­ner immer ziemlich auf. „Wir machen dann abends unsere leckeren Gerichte auf dem Campingkoc­her warm, und die anderen schauen schon manchmal etwas neidisch rüber, wenn wir mitten in der Wüste bayrische Gemütlichk­eit verbreiten“, sagt Roser und lacht. Los geht es zu einer ganz besonderen Zeit: am 11. November um 11.11 Uhr. Dann verabschie­den sich die acht Brunnenstä­dter vor Resi’s Jägerhaus für drei Wochen von ihren Angehörige­n und Freunden.

 ?? Foto: Claudia Deeney ?? Menschen und Kuscheltie­re bereiten sich auf die große Fahrt nach Gambia vor, von der nur die Menschen – Anita Roser, Gerhard Bayrle und Roland Krätschmer – zurückkomm­en werden.
Foto: Claudia Deeney Menschen und Kuscheltie­re bereiten sich auf die große Fahrt nach Gambia vor, von der nur die Menschen – Anita Roser, Gerhard Bayrle und Roland Krätschmer – zurückkomm­en werden.

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