Die Parallelwelt hinter der Schwingtür
Verena Lugert erzählt von ihren Erlebnissen in Küchen der Spitzengastronomie
Hart und deftig geht es zu in der Welt der Starköche. Das kann Verena Lugert nur bestätigen, denn sie hat ihren Beruf als Journalistin aufgegeben, um Köchin in der Spitzengastronomie zu werden. „Ich habe schon als Kind gerne gekocht. Und dann war ich 39 und dachte, wenn jetzt nicht, wann dann“, beschreibt sie den Impuls für ihren Berufswechsel.
Ihr Buch steht bei Amazon auf der Bestsellerliste. „Die Irren mit dem Messer: Mein Leben in der Haute Cuisine“, beschreibt sehr lebhaft ihre Erlebnisse in der Küche von Englands Superkoch Gordon Ramsey. Jetzt hat sie es auf Einladung der Stadtbücherei und der Buchhandlung Di Santo im Café Kanapé vorgestellt. Ein Heimspiel für die Autorin, denn im Nachbarhaus und in Königsbrunn wuchs sie auf. Und sie hat hier bereits in der ersten Klasse einen Kochklub gegründet. Ihre Herkunft und das Thema ihres Buches lockten gleichermaßen so viele Interessierte ins Café, dass ihre Lesung bereits im Vorfeld restlos ausverkauft war.
Und die Besucher wurden nicht enttäuscht: Sehr lebendig, witzig und mitreißend schildert Verena Lugert in ihrem Buch, was sie erlebt hat. Angefangen von Londons berühmter Kochschule „Le Cordon Bleu“, wo sie lernte Gemüse auf den Millimeter genau zu schneiden und ganze Tiere zu zerlegen. Sie ließ die Zuhörer mitfiebern, wenn sie von ihrem Probearbeitstag in einem der Restaurants von Gordon Ramsey und ihrer anschließenden Anstellung berichtete. Sie schildert absurde und dramatische Begebenheiten, die sich abspielten. „Hinter der magischen Schwingtür zur Küche beginnt ein Paralleluniversum in dem ein rauer Ton und strenge Hierarchien herrschen“, beschreibt sie den harten Arbeitsalltag. Und sie darin als der letzte „Underling“. Verena Lugert erzählt, wie oft sie nahe dran war, aufzugeben und sich dann an ihr früheres Lebens erinnerte. Da führten sie Reportagen für Stern, Geo, Merian und Neon zu den spannendsten Orten der Welt – etwa nach Komodo und in den Dschungel von Borneo. Oder nach Bali und Kuala Lumpur, wo sie zeitweise lebte.
Glücksgefühl am Ende des 16 Stunden Arbeitstages
Warum sie trotzdem durchgehalten hat? Weil sie die Präzision faszinierte, mit der alle in der Küche auf den Punkt hinarbeiten. Wegen der täglich neuen Herausforderung das Beste zu geben, wenn von dem Moment in dem der erste Gast das Lokal betritt, das Gehirn auf Automatik schaltet und man als Teil einer großen Maschinerie funktioniert. Und wegen des Glücksgefühls am Ende des 16-Stunden-Arbeitstages.
Ihre Zuhörer waren begeistert. Und – wie Bücherleileiterin Judith Hitzelberger verriet – kann man Verena Lugert in Bobingen bald wieder erleben, nämlich am 9. März kommenden Jahres zum Internationalen Bobinger Frauentag, wenn sie unter dem Motto „Visionen leben“über das, was sie antreibt, berichtet.