Sogar die Bälle musste er selbst aufpumpen
Was Wolfgang Missenhardt dazu brachte, beim ASV Hiltenfingen hinzuschmeißen
Es hat sich schon seit Saisonbeginn angedeutet, dass Wolfgang Missenhardt eventuell nicht bis Saisonende Fußballtrainer beim ASV Hiltenfingen bleiben wird. Und so kam es jetzt auch. Was waren dafür die Ursachen?
Wolfgang Missenhardt ist beim ASV Hiltenfingen ein alter Bekannter. Er übernahm im April 2015 das Traineramt von Ferdinand Sedelmeier, der kurz vor Saisonende hinwarf. Missenhardt rettete für den Verein die Kreisklasse, hatte in der kommenden nach einer starken Vor- eine schwache Rückrunde (Platz 8) und landete eine Saison später mit seinem Team auf dem guten Platz vier.
„Wir waren ein starkes Team, das oft fast schon verloren geglaubte Spiele zum Schluss noch gedreht hat“, erinnert sich Missenhardt.
Doch diese Stärke vermisste der Coach in der neuen Saison von Anfang an. „Das war die schlechteste Vorbereitung, die ich in meiner 25-jährigen Trainerlaufbahn erlebt habe.“Zu geringe Trainingsbeteiligung, Urlaub, keine Lust. „Wir hatten zweieinhalb Wochen vor Saison- beginn kein Spiel mehr machen können. Das war eine Katastrophe.“
Außerdem stand ihm überraschend weder ein Co-Trainer noch ein Betreuer zur Verfügung. „Ich musste mich um alles selbst kümmern, sogar um das Aufpumpen der Bälle“, so Missenhardt, der schon vor dem ersten Saisonspiel spürte, dass der Wurm drin ist, zumal der Verein auch mit einem anderen Trainer verhandelt hatte.
„Ich habe mir viele Gedanken vor den Spielen gemacht, aber nichts hat geholfen. Das Problem war auch, dass ich einen viel zu kleinen Kader und damit keine Alternativen hatte. Außerdem ist die Mannschaft nicht als Einheit aufgetreten. Da waren sich einige auf dem Platz nicht grün. Dann kam dazu, dass wir ein paar Spiele mit Pech verloren haben. Ich konnte reden, was ich wollte, es lief einfach nicht.“
Dann kam das Spiel beim TSV Königsbrunn: „Ich habe der Mannschaft vor dem Spiel gesagt, dass ich in Hiltenfingen die Saison und meine Laufbahn als Trainer beenden möchte, was eigentlich ja auch schon bekannt war. Ich wollte die Spieler nochmals aufrütteln und sie quasi bitten, auch für mich eine gute Leis- tung zu zeigen. Das hat aber überhaupt nicht geklappt.“
Deswegen erklärte der 55-Jährige nach der klar verlorenen Partie spontan seinen Rücktritt. „Ich habe mir danach überlegt, ob das eine Kurzschlussreaktion war. War es aber nicht. Unter diesen Bedingungen, die derzeit in Hiltenfingen herrschen, kann ich nicht trainieren, auch wenn es mir sehr leidtut. Denn der Verein ist mir ans Herz gewachsen und das Umfeld passt.“
Noch am gleichen Abend erhielt Missenhardt schon den ersten Anruf von einem Verein, der ihm eine Trainerstelle anbot. Da spürte er: „Ich brenne schon wieder. So will ich nicht aufhören.“
Wie es bei ihm weitergeht, dass weiß Missenhardt noch nicht, der erst vor wenigen Tagen seinen Trainerschein verlängert hat, und zwar zum neunten Mal. „Vielleicht mache ich Pause bis zum Winter. Aber wenn das richtige Angebot kommt, steige ich auch früher wieder ein.“
Reizen würde ihn, zum Abschluss seiner vielen Trainerjahre noch einmal bei einem richtig guten Coach Co-Trainer zu machen, und zwar bei einer höherklassigen Mannschaft mit Perspektive.