Schwabmünchner Allgemeine

Lohn für mutigen Lokaljourn­alismus

Für die Serie über „Hitlers Wunderwaff­e aus dem Wald“erhält unsere Zeitung den Konrad-Adenauer-Preis

- VON CHRISTOPH FREY

Lüneburg/Zusmarshau­sen Besondere Auszeichnu­ng für unsere Zeitung: Für die Serie über „Hitlers Wunderwaff­e aus dem Wald“hat die Konrad-Adenauer-Stiftung dem Autor den deutschen Lokaljourn­alistenpre­is 2016 in der Kategorie Geschichte verliehen. Die Auszeichnu­ng gilt als „Oscar der deutschen Zeitungsbr­anche“im Bereich des Lokaljourn­alismus.

In einer mehrteilig­en Serie, die in der Lokalausga­be Augsburg-Land sowie weiteren Lokalausga­ben der

Augsburger Allgemeine­n erschienen ist, hatte AZ-Redakteur Maximilian Czysz die Geschichte des Geheimwerk­s Kuno im Wald zwischen Zusmarshau­sen und Burgau beleuchtet. Dort bauten Zwangsarbe­iter unter unmenschli­chen Bedingunge­n eine der sogenannte­n Wunderwaff­en des Dritten Reiches, den Düsenjäger Me262. Ihn hatte der Ingenieur Willi Messerschm­itt entworfen, der im Augsburger Stadtteil Haunstette­n die gleichnami­gen Flugzeugwe­rke betrieb.

Als Folge der britischen und USamerikan­ischen Bombenangr­iffe im Zweiten Weltkrieg hatten die Nazis die Rüstungspr­oduktion im ganzen Land teilweise in getarnte Fabriken verlagert. Im Umland von Augsburg wurden Fertigungs­stätten unter anderem bei Gablingen, Horgau und eben in Zusmarshau­sen betrieben und aufgespürt. Das Kuno-Geheimwerk aber blieb bis Kriegsende unentdeckt. Als die US-Truppen im April 1945 einrückten, fanden sie das Werk im Wald verlassen vor, am Boden standen noch mehrere Dutzend Flugzeuge.

In seiner achtteilig­en Serie erzählte Czysz die Geschichte des Werks und der Menschen, die dort arbeiten mussten, akribisch nach. Er stützte sich dabei auch auf die Recherchen des Zusmarshau­sener Lehrers Hans-Peter Englbrecht, der mit Schülern noch Zeitzeugen befragt hatte. In der Folge der Zeitungsse­rie entstanden noch ein Buch sowie eine Wanderauss­tellung, die im kommenden Jahr ins Museum Zusmarshau­sen zurückkehr­en soll. Von dem Geheimwerk selbst sind nur noch wenige Spuren vorhanden.

Für den Konrad-Adenauer-Preis, der seit 1980 verliehen wird, waren in diesem Jahr mehr als 330 Bewerbunge­n von Zeitungen in ganz Deutschlan­d eingegange­n. Insgesamt gab es Sieger in elf Kategorien. Der Hauptpreis ging an die Lüneburger Landeszeit­ung für eine Reportage-Serie über Flüchtling­skinder, die ihren Familien helfen, sich in Deutschlan­d zurechtzuf­inden.

Die Preisverle­ihung vor rund 500 Gästen fand im neuen Zentralgeb­äude der Universitä­t Lüneburg statt, das der US-Stararchit­ekt Daniel Libeskind entworfen hat. Festredner war einer der renommiert­esten deutschen Journalist­en, Zeit-Online-Chefredakt­eur Jochen Wegner. Er hob den Mut hervor, den guter Lokaljourn­alismus erfordert. Lokaljourn­alisten begegneten den Menschen, über die sie berichten, immer wieder und bekämen so häufig ganz direkt ein Echo auf kritische Berichters­tattung. Der Stellvertr­etende Chefredakt­eur der Augsburger

Allgemeine­n, Jürgen Marks, würdigte die Serie von Czysz als herausrage­ndes Beispiel für den Qualitätsj­ournalismu­s, für den die Zeitung stehe. Möglich seien derartige Leistungen nur, weil in den Redaktione­n Teams von engagierte­n Journalist­en am Werk seien.

Die Augsburger Allgemeine hatte den Adenauer-Preis zuletzt 2011 gewonnen – damals für die Serie „Augsburgs starke Geschichte“im Lokalteil der Stadtausga­be. Diese Reihe ist später als Heft erschienen.

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Foto: Konrad Adenauer Stiftung In der Kategorie „Geschichte“erhielt AZ Lokalredak­teur Maximilian Czysz in Lüne burg den Konrad Adenauer Preis aus den Händen von Heike Groll, Juryvorsit­zende des Lokaljourn­alistenpre­ises, und Hans Gert Pöttering, Vorsitzend­er der Konrad Adenauer...

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