Lohn für mutigen Lokaljournalismus
Für die Serie über „Hitlers Wunderwaffe aus dem Wald“erhält unsere Zeitung den Konrad-Adenauer-Preis
Lüneburg/Zusmarshausen Besondere Auszeichnung für unsere Zeitung: Für die Serie über „Hitlers Wunderwaffe aus dem Wald“hat die Konrad-Adenauer-Stiftung dem Autor den deutschen Lokaljournalistenpreis 2016 in der Kategorie Geschichte verliehen. Die Auszeichnung gilt als „Oscar der deutschen Zeitungsbranche“im Bereich des Lokaljournalismus.
In einer mehrteiligen Serie, die in der Lokalausgabe Augsburg-Land sowie weiteren Lokalausgaben der
Augsburger Allgemeinen erschienen ist, hatte AZ-Redakteur Maximilian Czysz die Geschichte des Geheimwerks Kuno im Wald zwischen Zusmarshausen und Burgau beleuchtet. Dort bauten Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen eine der sogenannten Wunderwaffen des Dritten Reiches, den Düsenjäger Me262. Ihn hatte der Ingenieur Willi Messerschmitt entworfen, der im Augsburger Stadtteil Haunstetten die gleichnamigen Flugzeugwerke betrieb.
Als Folge der britischen und USamerikanischen Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg hatten die Nazis die Rüstungsproduktion im ganzen Land teilweise in getarnte Fabriken verlagert. Im Umland von Augsburg wurden Fertigungsstätten unter anderem bei Gablingen, Horgau und eben in Zusmarshausen betrieben und aufgespürt. Das Kuno-Geheimwerk aber blieb bis Kriegsende unentdeckt. Als die US-Truppen im April 1945 einrückten, fanden sie das Werk im Wald verlassen vor, am Boden standen noch mehrere Dutzend Flugzeuge.
In seiner achtteiligen Serie erzählte Czysz die Geschichte des Werks und der Menschen, die dort arbeiten mussten, akribisch nach. Er stützte sich dabei auch auf die Recherchen des Zusmarshausener Lehrers Hans-Peter Englbrecht, der mit Schülern noch Zeitzeugen befragt hatte. In der Folge der Zeitungsserie entstanden noch ein Buch sowie eine Wanderausstellung, die im kommenden Jahr ins Museum Zusmarshausen zurückkehren soll. Von dem Geheimwerk selbst sind nur noch wenige Spuren vorhanden.
Für den Konrad-Adenauer-Preis, der seit 1980 verliehen wird, waren in diesem Jahr mehr als 330 Bewerbungen von Zeitungen in ganz Deutschland eingegangen. Insgesamt gab es Sieger in elf Kategorien. Der Hauptpreis ging an die Lüneburger Landeszeitung für eine Reportage-Serie über Flüchtlingskinder, die ihren Familien helfen, sich in Deutschland zurechtzufinden.
Die Preisverleihung vor rund 500 Gästen fand im neuen Zentralgebäude der Universität Lüneburg statt, das der US-Stararchitekt Daniel Libeskind entworfen hat. Festredner war einer der renommiertesten deutschen Journalisten, Zeit-Online-Chefredakteur Jochen Wegner. Er hob den Mut hervor, den guter Lokaljournalismus erfordert. Lokaljournalisten begegneten den Menschen, über die sie berichten, immer wieder und bekämen so häufig ganz direkt ein Echo auf kritische Berichterstattung. Der Stellvertretende Chefredakteur der Augsburger
Allgemeinen, Jürgen Marks, würdigte die Serie von Czysz als herausragendes Beispiel für den Qualitätsjournalismus, für den die Zeitung stehe. Möglich seien derartige Leistungen nur, weil in den Redaktionen Teams von engagierten Journalisten am Werk seien.
Die Augsburger Allgemeine hatte den Adenauer-Preis zuletzt 2011 gewonnen – damals für die Serie „Augsburgs starke Geschichte“im Lokalteil der Stadtausgabe. Diese Reihe ist später als Heft erschienen.