Menschen leint man nicht an
Was die Erziehung von Kindern angeht, gibt es sicher viele Aspekte, bei denen man unterschiedlicher Auffassung sein kann. Die einen sagen beispielsweise, sie setzen ihr Kind in einen Laufstall, um es vor Unfällen zu schützen, während sie der Hausarbeit nachgehen. Die anderen meinen, dass das eingesperrte Kind so seiner Freiheit beraubt würde. Einige Eltern verhängen Hausarrest, andere lehnen das strikt ab. Die einen Kinder müssen ihre Teller leer essen, die anderen nicht. Die Liste ließe sich wohl endlos erweitern.
Es gibt aber auch Erziehungsmethoden, über die man nicht diskutieren muss. Etwa über die Frage, ob man ein Kind anleinen darf. Klare Antwort: Nein! Das macht man nicht. Punkt. Egal, wie bockig die Kleinen sind, wie sehr sie einem auf die Nerven gehen. Die Erzieher einer Truderinger Kinderkrippe sahen das offenbar anders und ketteten einen zweijährigen Buben während eines Ausflugs mit einer Hundeleine an einen Baum.
Wenn sich eine pädagogische Fachkraft nicht mehr anders zu helfen weiß, als den Knirps anzuleinen, dann ist das ein Armutszeugnis und zeichnet ein katastrophales Bild von der Betreuungsqualität. Mit dem Kind reden, es beruhigen, an die Hand und in den Arm nehmen und versuchen herauszufinden, wo genau das Problem liegt und im Zweifel die Eltern anrufen – das wäre der richtige Weg gewesen.