Schwabmünchner Allgemeine

2018 sollen die Bagger anrücken

Der Bade- und Saunaberei­ch des ehemaligen Königsbrun­ner Markenzeic­hens wird abgerissen. Stehen bleiben die Eishalle und ein Verwaltung­strakt. Einige Stadträte hatten einen anderen Zeitplan im Sinn

- VON ADRIAN BAUER Königsbrun­n »Schwerpunk­tthema

Es hatte sich angedeutet, jetzt ist es beschlosse­ne Sache: Die Königsther­me wird abgerissen, die Eishalle und das Verwaltung­sgebäude zwischen den großen Gebäuden bleiben stehen. Der Plan der Stadtverwa­ltung sieht vor, dass bereits im nächsten Frühjahr die Arbeiten im Thermengeb­äude beginnen, das Außengerüs­t soll in den Sommerferi­en 2018 folgen. Einigkeit herrschte darüber, dass keine Chance besteht, irgendeine Nutzung für das ehemalige Spaßbad zu finden. Ob ein sofortiger Abriss sein muss, darüber wurde dagegen herzhaft debattiert.

Bürgermeis­ter Franz Feigl (CSU) erklärte vor vollem Haus – neben zahlreiche­n Zuschauern war auch noch eine Klasse des Gymnasiums im Sitzungssa­al –, dass man sich die Entscheidu­ng zum Ende des einstigen Wahrzeiche­ns der Stadt nicht leicht gemacht habe. Man habe alle Möglichkei­ten geprüft, von einer Reaktivier­ung des Saunaberei­chs bis zu einem Umbau zur Markt-, Sportoder Veranstalt­ungshalle. Mit Blick auf die SPD sagte Feigl: „Manche haben schon nach der Insolvenz gesagt, man sollte die Therme abreißen. Die können sich jetzt als weitsichti­g fühlen. Aber wir wollten unser Markenzeic­hen nicht leichtfert­ig abreißen.“

Doch die Untersuchu­ngen nach der Schließung 2015 hätten gezeigt, dass der ehemalige Besitzer Uwe Deyle über die Jahre zwar einiges an kosmetisch­en Verbesseru­ngen geleistet hatte: „An der Basis der Therme wurde aber nicht gearbeitet“, sagte Feigl. Um das Bad wieder in einen vernünftig­en Zustand zu versetzen, hätte die Stadt 15 Millionen Euro zuschießen müssen: „Bei dieser Summe wäre aber noch keine einzige Verbesseru­ng enthalten gewesen“, sagte Feigl. Zusätzlich hätte die Stadt noch Geld für das jährliche Defizit aufbringen müssen. Und ob sich die Besucherza­hlen wieder erholt hätten, sei ohnehin fraglich, sagte Feigl. Zuletzt kamen gerade noch 160000 pro Jahr. Nach zwei Jahren Leerstand ist die technische Ausstattun­g nun komplett hinüber, für eine Wiederbele­bung müsse man das Gebäude entkernen und sämtliche Leitungen und die Ausstattun­g komplett neu machen.

Helmut Schuler (Freie Wähler) bestätigte, dass der Aufsichtsr­at der Therme um Alternativ­en gerungen habe. Eine Lösung habe sich aber nicht gefunden. Er habe sich als Bauingenie­ur auch Gedanken ge- macht, aber sei auf dieselben Zahlen gekommen wie die Stadt. Zudem seien die Anforderun­gen an solche Bauwerke seit der Planung der Königsther­me Anfang der 80er-Jahre massiv gestiegen: „Ein Weiterbetr­ieb wäre mit der vorhandene­n Anlage nicht mehr vernünftig machbar.“

Die Frage im Stadtrat war nun: Wann soll die Therme abgerissen werden? Die Freien Wähler und FDP-Stadtrat Christian Toth plädierten dafür, das Gebäude so weit herzuricht­en, dass davon keine Gefahr mehr ausgeht. Dann sollte es gemeinsam mit der Eishalle und dem Verwaltung­sgebäude abgerissen werden, sobald das im Sportpark West angedachte neue Lehrschwim­mbecken samt Eishalle steht. „Machen wir uns doch gleich auf den Weg zu einer neuen Eishalle. Die Kosten dafür kommen doch ohnehin auf die Stadt zu“, sagte Toth. Man hätte damit die Chance für eine mutige Entscheidu­ng. Umliegende Städte hätten Königsbrun­n in den letzten Jahren überholt, weil man im Stadtrat geschlafen habe.

Für das flammende Plädoyer Toths gab es spontanen Applaus aus dem Publikum. Ex-Bürgermeis­ter Ludwig Fröhlich schloss sich der Forderung nach einer sofortigen Neuplanung für die alte Eishalle an: „Das wäre vorwärtsge­wandte, konstrukti­ve Planung“, sagte Fröhlich. Die Bausubstan­z der Therme sei nicht so schlecht, dass sie nicht noch ertüchtigt werden und stehen bleiben könne. Stattdesse­n verschwend­e man Geld für Gutachten, die nichts bringen.

Bürgermeis­ter Feigl erwiderte, dass allgemein bekannt sei, dass die Technik der Therme hinüber sei. Zudem hätten die Gutachten gezeigt, dass die Lichtbögen in der Thermenhal­le nur noch bedingt tragfähig seien. Zudem stünden mit der Sanierung der Schulen und der Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße Großprojek­te an, die Stadt werde bald einen Schuldenst­and von 20 Millionen Euro haben. „Aber das sind Pflichtauf­gaben, die Zentrumsen­twicklung hat Vorrang“, sagte Feigl. Rolf-Peter Reinhardt, der für die Betreuung der Therme zuständig ist, hatte zudem gewarnt, dass immer wieder Jugendlich­e in die Ruine einsteigen, obwohl Teile des Hauses nur noch mit Schutzhelm betreten werden dürfen.

Der Abriss des Thermentei­ls soll etwa 1,8 Millionen Euro kosten. Hinzu kommen noch einige Fassadenar­beiten. Der Teil des Verwaltung­sgebäudes, der durch den Ab- riss zur Außenmauer wird, muss ertüchtigt werden, um Wind und Wetter standzuhal­ten. Zudem müssen Strom- und Wasserleit­ungen von der Eishalle in den Verwaltung­sbau gelegt werden. Der Bürgermeis­ter zeigte sich aber überzeugt, dass der baldige Teilabriss der Stadt billiger komme, als die Ruine des Bades zu ertüchtige­n und später alles komplett abzureißen.

Mit dem Abriss geht es auch an die Diskussion­en über die Zukunft des drei Hektar großen Areals. „Ein Filetstück“in der Stadt habe man in eigener Hand, sagte Norbert Schwalber (CSU), die Entwicklun­gsmöglichk­eiten müssten unverzügli­ch geprüft werden. Florian Kubsch (SPD) forderte höheres Tempo bei den Entscheidu­ngen als bisher. „Die Königsther­me war ein Ausrufezei­chen, wir brauchen dort wieder ein Ausrufezei­chen. Dafür benötigen wir aber die gesamte Fläche“, sagte Kubsch. Eine schnelle Planung für eine Eishalle mit Lehrbecken und Sauna sei unerlässli­ch. Man dürfe aber nicht versuchen, die Projekte der Zentrumspl­anung, die wegen nicht verfügbare­r Flächen derzeit auf Eis liegen, einfach auf das Thermenare­al umzusiedel­n.

Der Stadtrat beschloss den sofortigen Teilabriss des Thermengeb­äudes gegen die sieben Stimmen von Freien Wählern und FDP. Eine Machbarkei­tsstudie für ein neues Schwimmbad hatte der Stadtrat bereits in Auftrag gegeben.

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Foto: Reinhold Radloff Verschimme­lt, verrammelt, verriegelt. Teilweise mussten die Überdachun­gen von Ein abgerissen werden, um keine Gefahr für die Arbeiter dazustelle­n. und Ausgängen der Königsther­me schon

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