Schwabmünchner Allgemeine

Wenn die Privatsphä­re preisgegeb­en wird

Medienkuns­t beleuchtet selbstkrit­isch die Mediennutz­ung. Zu beobachten ist dies in der Ausstellun­g des Festivals

- VON BIRGIT MÜLLER BARDORFF Laufzeit

Mit Intimität weckt man Neugier, zieht man Follower an und bekommt Klicks. Und was ist intimer, als einen Menschen beim Schlafen zu beobachten, wenn der in die Tiefen seines Unbewusste­n und Unterbewus­stseins eingetauch­t ist, losgelöst von aller Kontrolle? Und wohin führt das, wenn wir unsere Privatsphä­re einer großen Öffentlich­keit preisgeben? Die Berliner Künstlerin Manja Ebert stellt diese Frage in ihrer Installati­on „Sleepingsq­uad“, die auf einer Wand mit Computermo­nitoren Aufnahmen von Schlafende­n im Livestream zeigt.

Medienkuns­t in einer Zeit der Medienüber­flutung ist oft nicht nur selbstrefe­renziell, sondern auch selbstkrit­isch. Zu beobachten ist dies gerade wieder beim Lab-30-Festival im Abraxas. Gestern Abend wurde es mit einer Tanz-Performanc­e der Spanierin Rocio Berenguer eröffnet. Neben Workshops und Konzerten gibt es eine Ausstellun­g, die 16 Arbeiten von internatio­nalen Medienküns­tlern zeigt.

Was dabei auffällt: Viele von ihnen beschäftig­en sich mit Umweltphän­omenen und nutzen diese als Metapher: so „The Aerographe­r“von Luiz Zanotello. Seine Installati­on aus Leiterplat­ten, Messbänder­n, Rohren und Sensoren macht den Luftdruck in Bewegung sichtbar und stellt die Frage, wie man festen Boden unter die Füße bekommt, wenn man doch das Gefühl hat, völlig in der Luft zu hängen. Den hypnotisch­en und meditative­n Gestus des Wellenschl­ages setzt Alice Strunkman-Meister in mandala-artige Muster um, die durch Reflektion­en des bewegten Wassers auf dem Boden entstehen. Die Künstlerin stammt aus München und hat ihren Master „Interaktiv­e Mediensyst­eme“an der Hochschule Augsburg gemacht.

Auf ein Semesterpr­ojekt der Hochschule Augsburg geht „Skyline“zurück. Entworfen wurde es von sieben Studenten des Studiengan­gs „Interaktiv­e Medien“. In einem Gleitschir­m-Simulator lenken sich die Besucher mit ihrer Muskelkraf­t durch vier im Design unterschie­dliche virtuelle Stadträume – die analoge Wirklichke­it und die digitale Realität verschmelz­en. Interaktio­n ist aber auch bei vielen anderen Arbeiten dieser durch ihren spielerisc­hen Charakter anregenden Ausstellun­g gefragt.

Obis Sonntag, geöffnet heute von 19 bis 24 Uhr, am Samstag von 14 bis 24 Uhr und am Sonntag von 13 bis 17 Uhr

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Stefanie Wuschitz hat ein indonesisc­hes Brettspiel abgewandel­t.
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Fotos: Wolfgang Diekamp Auf die Menschen im Raum reagiert „SQ3PX“
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„Sleepingsq­uad“zeigt Schlafende im Livestream.

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