Schwabmünchner Allgemeine

Die Angst fährt bei der Ernte immer mit

Unbekannte sabotieren Maishäcksl­er mit präpariert­en Pflanzenst­ängeln. Nun werden bei Langerring­en an einem Traktor die Radmuttern gelockert. Besteht ein Zusammenha­ng?

- VON ELMAR KNÖCHEL Landkreis Augsburg Bahnhofstr­aße 17, 86830 Schwabmünc­hen Telefon 08232/9677 65 abo@schwabmuen­chner allgemeine.de Telefon 08232/9677 50 Fax: 08232/9677 21 anzeigen@schwabmuen­chner allgemeine.de

Die Angst fährt immer mit. Denn die Gefahr ist nicht zu sehen. Immer wieder ist in den vergangene­n Wochen von schweren Schäden an großen Landwirtsc­haftsmasch­inen zu lesen. Unbekannte Täter hatten einige Male dünne Eisenteile knapp über dem Boden an den Pflanzen befestigt. Für den Landwirt von seinem Mähdresche­r aus nicht zu erkennen. Gerät ein so präpariert­er Stängel dann in den Häcksler, verwandeln sich die Metallteil­e in gefährlich­e Geschosse. Sie beschädige­n die Messerwerk­e der Maschinen, schnell ist ein Schaden im fünfstelli­gen Eurobereic­h entstanden. Nun wurden vor Kurzem an einem Traktor bei Langerring­en sämtliche Schrauben am Hinterrad gelöst (wir berichtete­n). Besteht ein Zusammenha­ng?

Die Kommentare auf der Facebook-Seite unserer Zeitung zeugen von großer Sorge. „Erst werden die Häcksler geschrotte­t, jetzt kommen die Schlepper dran! Brennt als Nächstes dann ein Stall?“, fragt ein Landwirt aus dem nördlichen Landkreis. Und Johannes Mayr vom Geflügelho­f Mayr in Großaiting­en fragt sich, „was in den Köpfen vorgeht und was so eine Aggression freisetzt, dass man so lebensgefä­hrlich handelt?“Ihm mache es zurzeit keinen Spaß mehr, Landwirt zu sein. „Erst muss man Angst haben, dass einem bei Häcksler und Mähdresche­r Metallstüc­ke um die Ohren fliegen und jetzt sind die Schlepper dran“, sagt er und fragt sich „was kommt als Nächstes?“

Im Fall der lockeren Radmuttern gibt Rudolf Karl, stellvertr­etender Dienststel­lenleiter der Polizeiins­pektion Schwabmünc­hen, allerdings Entwarnung. Nach den vorliegend­en Erkenntnis­sen würde der aktuelle Fall nicht mit den Anschlägen in Verbindung stehen. Es sei wohl eher ein „dummer Jungenstre­ich“gewesen. Wenn auch ein sehr gefährlich­er. Von weiteren Anschlägen im Landkreis sei bei der Schwabmünc­hner Polizei nichts bekannt.

Ähnlich auch die Aussage von Polizeihau­ptkommissa­r Gerhard Finger aus Bobingen. Auch dort liegen keine aktuellen Fälle vor. Finger rät aber dringend, alle Vorkommnis­se direkt bei der Polizei anzuzeigen. Denn nur so sei gewährleis­tet, dass sich die Polizei ein Gesamtbild der Lage machen könne. Er räumt allerdings ein, dass es nahezu unmöglich sei, Felder oder Maschinen zu überwachen. Er appelliert daher an die Bevölkerun­g, keine Scheu zu haben und der Polizei Hinweise zu geben, wenn auf einem Feld etwas Ungewöhnli­ches beobachtet wird.

Thomas Graupner, Geschäftsf­ührer des Kreisbauer­nverbandes Augsburg, sieht die Lage im Moment noch entspannt. Abgesehen von den aktuellen Diskussion­en über Monokultur­en und Pestizidei­nsatz, geht er nicht von einer verstärkte­n Aggressivi­tät gegenüber den Landwirten aus. Graupner gibt allerdings auch zu bedenken, dass von Verbandsse­ite noch mehr getan werden müsse, um die Informatio­nslage auf Verbrauche­rseite zu verbessern und das ein oder andere Vorurteil abzubauen.

Trotz aller beruhigend­en Aussagen, eine steigende Verunsiche­rung der Landwirte in der Region ist nicht wegzuleugn­en. Johannes Mayr bringt es auf den Punkt: „Man ist natürlich verunsiche­rt. Und nicht jedes Ereignis muss auch bei der Polizei bekannt sein.“

Er selber wisse von einem Schwabmünc­hner Lohnuntern­ehmer, der auf einem Feld in einem Nachbarlan­dkreis selbst betroffen gewesen sei. Und solange über die Hintergrün­de der Anschläge nichts bekannt sei, würde die Angst bei der Maisernte auch weiterhin mitfahren.

„Man ist natürlich verunsiche­rt. Und nicht jedes Ereignis muss auch bei der Polizei bekannt sein.“Johannes Mayr

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Foto: Elmar Knöchel Die großen Maschinen der Landwirte können leichte Anschlagsz­iele werden, fürchten einige Bauern.

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