Die Angst fährt bei der Ernte immer mit
Unbekannte sabotieren Maishäcksler mit präparierten Pflanzenstängeln. Nun werden bei Langerringen an einem Traktor die Radmuttern gelockert. Besteht ein Zusammenhang?
Die Angst fährt immer mit. Denn die Gefahr ist nicht zu sehen. Immer wieder ist in den vergangenen Wochen von schweren Schäden an großen Landwirtschaftsmaschinen zu lesen. Unbekannte Täter hatten einige Male dünne Eisenteile knapp über dem Boden an den Pflanzen befestigt. Für den Landwirt von seinem Mähdrescher aus nicht zu erkennen. Gerät ein so präparierter Stängel dann in den Häcksler, verwandeln sich die Metallteile in gefährliche Geschosse. Sie beschädigen die Messerwerke der Maschinen, schnell ist ein Schaden im fünfstelligen Eurobereich entstanden. Nun wurden vor Kurzem an einem Traktor bei Langerringen sämtliche Schrauben am Hinterrad gelöst (wir berichteten). Besteht ein Zusammenhang?
Die Kommentare auf der Facebook-Seite unserer Zeitung zeugen von großer Sorge. „Erst werden die Häcksler geschrottet, jetzt kommen die Schlepper dran! Brennt als Nächstes dann ein Stall?“, fragt ein Landwirt aus dem nördlichen Landkreis. Und Johannes Mayr vom Geflügelhof Mayr in Großaitingen fragt sich, „was in den Köpfen vorgeht und was so eine Aggression freisetzt, dass man so lebensgefährlich handelt?“Ihm mache es zurzeit keinen Spaß mehr, Landwirt zu sein. „Erst muss man Angst haben, dass einem bei Häcksler und Mähdrescher Metallstücke um die Ohren fliegen und jetzt sind die Schlepper dran“, sagt er und fragt sich „was kommt als Nächstes?“
Im Fall der lockeren Radmuttern gibt Rudolf Karl, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Schwabmünchen, allerdings Entwarnung. Nach den vorliegenden Erkenntnissen würde der aktuelle Fall nicht mit den Anschlägen in Verbindung stehen. Es sei wohl eher ein „dummer Jungenstreich“gewesen. Wenn auch ein sehr gefährlicher. Von weiteren Anschlägen im Landkreis sei bei der Schwabmünchner Polizei nichts bekannt.
Ähnlich auch die Aussage von Polizeihauptkommissar Gerhard Finger aus Bobingen. Auch dort liegen keine aktuellen Fälle vor. Finger rät aber dringend, alle Vorkommnisse direkt bei der Polizei anzuzeigen. Denn nur so sei gewährleistet, dass sich die Polizei ein Gesamtbild der Lage machen könne. Er räumt allerdings ein, dass es nahezu unmöglich sei, Felder oder Maschinen zu überwachen. Er appelliert daher an die Bevölkerung, keine Scheu zu haben und der Polizei Hinweise zu geben, wenn auf einem Feld etwas Ungewöhnliches beobachtet wird.
Thomas Graupner, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Augsburg, sieht die Lage im Moment noch entspannt. Abgesehen von den aktuellen Diskussionen über Monokulturen und Pestizideinsatz, geht er nicht von einer verstärkten Aggressivität gegenüber den Landwirten aus. Graupner gibt allerdings auch zu bedenken, dass von Verbandsseite noch mehr getan werden müsse, um die Informationslage auf Verbraucherseite zu verbessern und das ein oder andere Vorurteil abzubauen.
Trotz aller beruhigenden Aussagen, eine steigende Verunsicherung der Landwirte in der Region ist nicht wegzuleugnen. Johannes Mayr bringt es auf den Punkt: „Man ist natürlich verunsichert. Und nicht jedes Ereignis muss auch bei der Polizei bekannt sein.“
Er selber wisse von einem Schwabmünchner Lohnunternehmer, der auf einem Feld in einem Nachbarlandkreis selbst betroffen gewesen sei. Und solange über die Hintergründe der Anschläge nichts bekannt sei, würde die Angst bei der Maisernte auch weiterhin mitfahren.
„Man ist natürlich verunsichert. Und nicht jedes Ereignis muss auch bei der Polizei bekannt sein.“Johannes Mayr
SCHWABMÜNCHNER ALLGEMEINE