Schwabmünchner Allgemeine

Mehr Kontrollen, weniger Motorradun­fälle

Für viele Biker endet am Wochenende die Saison. Die Polizei zieht Bilanz und sieht ihre Arbeit bestätigt

- VON MATTHIAS SCHALLA Region »Kommentar

Der goldene Oktober ließ nicht nur viele Herzen höher schlagen, viele Motorradfa­hrer trieben auch die Drehzahlen ihrer Maschinen wieder bis in den roten Bereich. So endete allein in Bayern für drei Biker ein Wochenenda­usflug Mitte Oktober tödlich. Bundesweit starben vier weitere Motorradfa­hrer. Auch in Mickhausen kam es am Freitagnac­hmittag zu einem Unfall auf der Rennstreck­e. Zwei Fahrer prallten im Gegenverke­hr aufeinande­r, blieben allerdings unverletzt. Ist der goldene Oktober für Motorradfa­hrer ein blutiger Oktober? Schließlic­h wollen viele Biker noch die Gunst der Stunde nutzen, da ein Großteil der Fahrer seine Maschine ab dem 31. Oktober bis zur nächsten Saison abmeldet. Die Statistik birgt so manche Überraschu­ng.

So ereigneten sich im Dienstbere­ich der Polizei Bobingen bis 15. Oktober 21 Verkehrsun­fälle mit Krad-Beteiligun­g. Im gleichen Zeitraum des Vorjahrs waren es nur 14 Unfälle. Polizeihau­ptkommissa­r Markus Graf schränkt diesen Vergleich jedoch ein. Auch wenn sich die Zahlen erhöht hätten, „so ist die Zahl der schwer verletzten Personen beinahe gleich geblieben“, sagt der stellvertr­etende Dienststel­lenleiter. 2017 gab es vier Schwerverl­etzte, 2016 waren es drei Personen.

Überwiegen­d handelte es sich dabei um Einbiege- oder Kreuzungsu­nfälle, also Unfälle, bei denen zuvor die Vorfahrt oder der Vorrang missachtet wurde. Nur zwei der insgesamt 21 Unfälle passierten außerorts. Besonders froh ist die Bobinger Polizei darüber, dass in diesem Jahr auch noch kein Motorradfa­hrer tödlich verunglück­t ist.

Auffällig sei jedoch, dass überwiegen­d junge Motorradfa­hrer in Unfälle verwickelt sind. So waren die bis zu 25-Jährigen in insgesamt zwölf Fällen an Unfällen beteiligt. Ältere Biker im Alter zwischen 56 und 60 Jahren waren an zwei Unfällen beteiligt. Und die mehr als 61 Jahre alten Fahrer tauchen in der Statistik gar nicht mehr auf.

Erfreulich­e Zahlen meldet aber vor allem die Polizeiins­pektion Schwabmünc­hen. „Wir hatten bis zum 15. Oktober nur 20 Motorradun­fälle zu verzeichne­n“, sagt Polizeiche­f Gernot Hasmüller. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von mehr 35 Prozent. Da galt es 31 Unfälle aufzunehme­n. Im Bereich der sogenannte­n „Rennstreck­e“zwischen den Abzweigung­en bei Leuthau und Münster hat sich die Zahl der Unfälle sogar von vier auf zwei halbiert.

Im Gegensatz zur Polizei in Bobingen ist im Bereich der Schwabmünc­hner Inspektion die häufigste Unfallursa­che (sechs Mal) allerdings „zu hohe beziehungs­weise nicht angepasste Geschwindi­gkeit“.

Schwabmünc­hen nahm wie im vergangene­n Jahr wieder verstärkt zusammen und in Absprache mit der Verkehrspo­lizeiinspe­ktion Augsburg auf den Kreisstraß­en in den Stauden immer wieder Geschwindi­gkeitsmess­ungen durch. Zudem wurden Prävention­sgespräche bei den Kontrollen geführt.

Rückläufig­e Unfallzahl­en kann auch Gerhard Stern vom Polizeiprä­sidium Schwaben Nord vermelden. „Nach neun Monaten wurden insgesamt 216 Verkehrsun­fälle mit Motorräder­n über 125 Kubik, beziehungs­weise mit mehr als 15 PS, gemeldet“, sagt er. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum 227 Unfälle. Erfreulich sei aber vor allem, dass sich die Zahl der tödlichen Unfälle von vier auf zwei halbiert hat.

Hauptunfal­lursachen ist dabei in fast der Hälfte aller Fälle (46 Prozent) eine überhöhte oder nicht angepasste Geschwindi­gkeit. Auf der anderen Seite sind wiederum Motorradfa­hrer nicht immer Verursache­r: „Oftmals werden sie von anderen Verkehrste­ilnehmern, insbesonde­re den Autofahrer­n übersehen“, erklärt Stern. Dabei werde vor allem die Geschwindi­gkeit der Zweiradfah­rer aufgrund der schmalen Silhouette unterschät­zt.

Auffallend ist allerdings, dass bei den Motorradun­fällen der Schwerpunk­t mit 40 Prozent bei der Altersgrup­pe der 45- bis 64-Jährigen liegt, gefolgt von den 24- bis 44-Jährigen mit einem Anteil von knapp 27 Prozent vor den 18- bis 24-Jährigen (21,5 Prozent).

Geht es allerdings um die Schuldfrag­e, die zu den Unfällen geführt hat, gibt es eine einfache Rechnung. Sind die 18- bis 24-Jährigen bei den Verkehrsun­fällen insgesamt mit rund einem Fünftel (21,5 Prozent) beteiligt, so erhöht sich ihr Anteil bei der schuldhaft­en Beteiligun­g auf mehr als ein Viertel mit 25,8 Prozent. Erster Polizeihau­ptkommissa­r Stern zieht daher folgendes Fazit: „18- bis 24-jährige Motorradfa­hrer sind häufiger schuldhaft in Unfälle verwickelt beziehungs­weise durch verkehrswi­driges oder fehlerhaft­es Verhalten auffällig.“

Oft sind Motorradfa­hrer an Unfällen nicht schuld

 ?? Archivfoto: Reinhold Radloff ?? Oft sind die Folgen eines Motorradun­falls tragisch: Das Risiko für schwerste Verletzung­en oder Tod sind enorm hoch. Vor diesem Hintergrun­d zeigt sich die Polizei in der Re gion erleichter­t, dass die Zahl der tödlichen Unfälle wieder zurückgega­ngen ist...
Archivfoto: Reinhold Radloff Oft sind die Folgen eines Motorradun­falls tragisch: Das Risiko für schwerste Verletzung­en oder Tod sind enorm hoch. Vor diesem Hintergrun­d zeigt sich die Polizei in der Re gion erleichter­t, dass die Zahl der tödlichen Unfälle wieder zurückgega­ngen ist...

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