Streit nach dem Streik
Am Klinikum erzielten Verdi und Vorstand eine Einigung bei der Pflege. Doch die Umsetzung der Entlastung des Personals sorgt jetzt für Ärger. Verdi bezeichnet die Kommunikationskultur als „unter aller Kanone“
Am vergangenen Montag sah es noch so aus, als wären die Wogen am Klinikum geglättet. In der Auseinandersetzung um die Entlastung des Pflegepersonals handelten die Gewerkschaft Verdi und der Vorstand des Krankenhauses einen Kompromiss aus. Er sieht vor, dass es einen Sofortplan gibt, um das Personal auf besonders überlasteten Stationen zu verstärken. Inzwischen scheint festzustehen, dass dies über die temporäre Schließung einzelner Stationen geschieht. Zudem soll ein mittelfristiges Maßnahmenpaket gemeinsam erarbeitet werden.
Doch nur zwei Tage nach der Aushandlung des Kompromisses gibt es schon wieder Unstimmigkeiten. Wie die Klinikumsleitung bestätigt, wurde beschlossen, die VIPStation mit ihren 20 Betten, auf der ausschließlich selbstzahlende Patienten liegen, zu schließen. Offenbar fühlte sich das Personal auf der Station aber in der Umsetzung der Pläne überfahren.
Gewerkschafter Stefan Jagel spricht auf Anfrage von einer „Kommunikationskultur unter aller Kanone“. Das zielt offenbar besonders in Richtung des Vorstandsbereichs Pflege. Demnach hätten die Beschäftigten „zwischen Tür und Angel“von ihrer Versetzung erfahren, ohne dass man ihnen Einzelheiten genannt habe. Auf einer wohl deutlich überlasteten Station habe sich trotz anderslautender Ankündigung niemand aus der KlinikumsLeitung gezeigt, um die Probleme zu besprechen.
Das Klinikum erklärte, dass die Schließung der VIP-Station zunächst bis zum Ende des Jahres befristet sei. Parallel werde man neue Organisationsmodelle einführen. Indem man die VIP-Station schließe, erfülle man den Versorgungsauftrag für die Bevölkerung weiterhin in vollem Maße.
Die VIP-Station war vor etwa 15 Jahren gegründet worden, um vermögenderen Patienten ein Zusatzangebot und dem Krankenhaus eine zusätzliche Einnahmequelle zu schaffen. Das Personal soll nun in Brennpunktstationen wie der Aufnahmestation der Notaufnahme aushelfen. Dort werden sechs bis acht weitere Betten in Betrieb genommen. Zudem sollen Pflegekräfte der VIP-Station die Station 8.3 der IV. Medizinischen Klinik verstärken.
Seitens der Gewerkschaft Verdi wird betont, dass man der vorübergehenden Schließung einzelner Stationen nur schweren Herzens zugestimmt habe, um wenigstens punktuell Verbesserungen fürs Pflegepersonal zu erzielen. Größere Hoffnung lege man auf die Maßnahmen, die mittelfristig zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in einer Kommission erarbeitet werden sollen. Ein gutes Klima sei dort aber wohl kaum zu erwarten, so Stefan Jagel.