Chancen für positive Signale
Für Institutionen wie die großen Kirchen ist es in unseren Zeiten schwierig, sich zu behaupten. Die Selbstverständlichkeit, mit der früher der Kirchgang zum Sonntag gehörte, existiert längst nicht mehr. Der Glaube spielt im Leben vieler Menschen eine untergeordnete Rolle. Oder gar keine – wie die Entwicklung der Mitgliederzahlen in Kirchengemeinden zeigt.
Umso mehr müssen die Kirchen aus den Chancen machen, die ihnen geboten werden. Für die evangelisch-lutherische Kirche ist die 500-Jahr-Feier der Reformation eine solche Chance. Deshalb ist der 31. Oktober, der Tag, an dem Martin Luther der Überlieferung nach seine Thesen an die Kirchentür in Wittenberg nagelte, in diesem Jahr ein Feiertag. Zur Feier dieses Tages lassen sich die Gemeinden auch bei uns einiges einfallen. In Königsbrunn dürfen die Besucher Ecken ihrer Kirche entdecken, die sonst verschlossen sind. In Bobingen entführt man die Gäste mit Musik und Essen in Luthers Zeit. Damit und mit den anderen kreativen Aktionen des Jubiläumsjahres senden die Gemeinden eine wunderbare, positive Botschaft: Wir sind eine lebendige Gemeinschaft.
Diesen Schwung gilt es auch in die Zeit nach dem Ende des Lutherjahres mitzunehmen. Die Lebendigkeit der Gemeinden nach außen zu tragen. Eine zusätzliche Chance dazu bietet die Ökumene: Evangelische und katholische Gläubige, die gemeinsam kreative Aktionen im Zeichen des Glaubens starten, positive Signale an die Öffentlichkeit senden, sich ihre besonderen Momente selbst schaffen. Hier ist in der Vergangenheit viel gewachsen, dies gilt es fortzusetzen. Denn so lässt sich der Platz beider Kirchen in der Gesellschaft leichter behaupten.