Schwabmünchner Allgemeine

„Rente mit 63“gibt es nicht mehr Problemfal­l Plastiktüt­chen

Schon dieses Jahr gilt andere Altersgren­ze „Normale“Plastiktüt­en findet man kaum noch in Supermärkt­en. Doch die Beutel für Obst und Gemüse werden noch immer milliarden­fach verbraucht. Ein Konzern will das ändern

- Augsburg Köln

In der Donnerstag-Ausgabe (Seite 1) haben wir berichtet, dass der CDU-Politiker Jens Spahn die „Rente mit 63“wieder abschaffen will. Dabei gibt es diese Rente – wortwörtli­ch genommen – eigentlich nicht mehr. Die griffige Formulieru­ng „Rente mit 63“wird gerne dann verwendet, wenn es um die Altersrent­e für besonders lang Versichert­e geht. Die können all jene bekommen, die mindestens 45 Jahre (540 Monate) lang Beiträge einbezahlt haben.

Als diese Rentenart zum 1. Juli 2014 eingeführt wurde, konnte man tatsächlic­h mit 63 ohne Abzüge vorzeitig in Rente gehen. Schon in diesem Jahr gilt das aber nicht mehr. Denn die Altersgren­ze von 63 Jahren wird – ähnlich wie bei der „Rente mit 67“– schrittwei­se angehoben. Der Jahrgang 1953 konnte und kann heuer erst mit 63 Jahren und zwei Monaten abschlagsf­rei in Rente gehen, wenn er die Voraussetz­ungen erfüllt; der Jahrgang 1954 wird es erst mit 63 Jahren und vier Monaten tun können.

So geht das in den nächsten Jahren in Zwei-Monats-Schritten immer weiter. Für die Jahrgänge 1964 und jünger gilt: abschlagsf­rei erst ab 65. Das ist im Jahr 2029 der Fall. Alle, die zu diesem Zeitpunkt weniger als 45 Jahre einbezahlt haben, müssen aber bis 67 arbeiten, wenn sie Abzüge vermeiden wollen.

Die „klassische“Plastiktüt­e hat in deutschen Supermärkt­en inzwischen Seltenheit­swert. Rewe, Aldi, Lidl und auch viele Edeka-Händler haben die umweltschä­dliche Tragehilfe inzwischen aus ihren Läden verbannt. Dennoch werden in den Supermärkt­en zwischen Kiel und München immer noch täglich Millionen Plastiktüt­en verbraucht – jene nämlich, die Kunden zum Verpacken von Obst und Gemüse nehmen. Eine große Supermarkt­kette will das Problem nun angehen.

Im Fachjargon werden die dünnen, durchsicht­igen Plastiktüt­chen Knotentüte­n genannt. Nach Schätzunge­n der Umweltorga­nisation Nabu werden jährlich mehr als drei Milliarden dieser Beutel verbraucht, nicht nur für Obst und Gemüse, sondern auch für Wurst, Fleisch oder Käse an den Bedienthek­en.

Die Kölner Supermarkt­kette Rewe will das ändern. „Rewe testet Verzicht auf Knotenbeut­el“, kündigte der Handelsrie­se kürzlich lautstark an. Das ist vielleicht etwas vollmundig formuliert. Denn von einer Abschaffun­g der dünnen Plastiktüt­chen ist auch Rewe weit entfernt. Der Handelsrie­se testet lediglich in rund 120 seiner über 3000 Märkte, ob die Kunden mit Flyern und Plakaten dazu gebracht werden können, seltener zu den Knotenbeut­eln zu greifen.

Manches Obst und Gemüse wie etwa Bananen oder Orangen sei „von Natur aus gut verpackt“und brauche eigentlich keinen Beutel, wirbt der Händler um Zurückhalt­ung. Und für die übrigen Produkte bietet Rewe in gut 100 der Testfilial­en neben den Knotenbeut­eln auch „Mehrweg-Frischenet­ze“aus Polyester an, die die Plastiktüt­chen ersetzen sollen. Allerdings muss der Kunde die Netze kaufen. Das Doppelpack kostet 1,49 Euro. Der Verbrauche­r kann diese Netze mehrfach verwenden, muss sie aber möglicherw­eise zwischendu­rch waschen. Offen ist, wie viele Verbrauche­r dazu im Interesse der Umwelt wirklich bereit sind.

Tatsächlic­h ist es in der Praxis für die Lebensmitt­elhändler deutlich schwierige­r, auf die dünnen Plastikbeu­telchen in den Gemüseabte­ilungen zu verzichten als auf die großen Plastiktüt­en an den Kassen. „Die Knotenbeut­el dienen ja nicht nur als Tragehilfe, sie dienen auch dem Produkt- und Hygienesch­utz“, er- klärt ein Rewe-Sprecher das Problem. Hinzu kommt: Im Vergleich zu vorverpack­ter Ware, wie sie in vielen Obst- und Gemüseabte­ilungen zu finden ist, sind die Knotenbeut­el bei zurückhalt­ender Nutzung ökologisch unbedenkli­cher als viele Alternativ­en. Für 500 Gramm Trauben in einer Verkaufssc­hale mit Deckel würden fast acht Mal so viel Kunststoff verbraucht wie für einen Knotenbeut­el, hat der Nabu schon 2014 errechnet.

Viele Händler tun sich mit der Suche nach einer Alternativ­lösung bislang schwer. Der Discounter Lidl etwa teilt mit, er arbeite an Alternativ­en: „Jedoch entspreche­n die derzeit am Markt angebotene­n Alternativ­en noch nicht unseren ökologisch­en, sozialen und wirtschaft­lichen

Eine Alternativ­e sind Mehrweg Frischenet­ze

Auch andere Händler suchen nach Auswegen

Ansprüchen.“Auch Aldi und Edeka sind nach eigenen Angaben auf der Suche nach Auswegen aus dem Knotenbeut­el-Dilemma – ohne jedoch bisher die Plastiktüt­chen aus den Geschäften verbannt zu haben. Die Supermarkt­kette Real bietet in einem Testmarkt in Krefeld in der Obst- und Gemüseabte­ilung statt der Plastikbeu­telchen nur noch braune Papiertüte­n an. Die Resonanz sei „sehr gut“.

Tatsächlic­h sind wohl viele kleine Schritte nötig, um den Plastikver­brauch in den Supermärkt­en weiter zu reduzieren. So bietet Rewe in Kürze bundesweit in seinen mehr als 3300 Märkten keine Bananen mehr in Plastikfol­ie an. Die Produktinf­ormationen – bio oder nicht, Chiquita oder Eigenmarke – stehen dann auf Klebeetike­tten oder Banderolen. Die Vorbereitu­ngen für diesen auf den ersten Blick simplen Schritt in Richtung unverpackt­er Ware hätten mehrere Jahre gedauert, betont das Unternehme­n.

Auch bei anderen Obstsorten versucht der Kölner Händler seit einiger Zeit, auf Kunststoff­verpackung­en zu verzichten – teilweise mit ungewöhnli­chen Methoden. So werden Bio-Avocados und Bio-Süßkartoff­eln seit einigen Monaten mittels eines Lasers mit einem Logo und weiteren Informatio­nen versehen. Dieser gebündelte Lichtstrah­l trägt Pigmente der äußersten Schalensch­icht ab und brennt dann sozusagen das Logo in die Frucht ein. Diese „natürliche“Kennzeichn­ung habe keinen Einfluss auf Geschmack, Qualität oder Haltbarkei­t, betont Rewe. Captain „Donald“Ahab vom Kurs einer sinnlosen Verfolgung von Moby Dick abzubringe­n.

Diese smart guys setzen auf ökonomisch­e Vernunft. Sie wollen eine Unternehme­nssteuerse­nkung und eine geringe pauschale Einmalsteu­er auf nach Amerika zurückgefü­hrte Auslandsge­winne von US-Konzernen. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Steuersenk­ungsbeding­te Rückführun­gen von vielen Billionen schwer gehaltenem Kapital der US-Konzerne aus dem Ausland würden dann einen amerikanis­chen Investitio­nsboom lostreten und verbessert­en den US-Arbeitsmar­kt auch qualitativ.

Steuerlich bedingt sind steigende Gewinne der US-Aktiengese­llschaften zu erwarten, die damit ihre aktuell sportliche Bewertung entspannen. Die Stimmung in der amerikanis­chen Industrie als Frühindika­tor ist bereits vielverspr­echend.

Allein wegen Trump – gewisserma­ßen als Persona non grata – sollten sich deutsche Anleger nicht vom US-Aktien-Markt abwenden. Moralund Renditefra­gen sind strikt voneinande­r zu trennen.

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Foto: Marcel Kusch, dpa Wer Obst kauft, packt es im Regelfall in ein Plastiktüt­chen. Drei Milliarden Exemplare werden so jährlich verkauft.

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