Schwabmünchner Allgemeine

Kämpfer gegen die Lungenpest

Johann Keppeler aus Diedorf und Alexander Leupolz aus Königsbrun­n, beide vom Kreisverba­nd des Bayerische­n Roten Kreuzes, engagieren sich auf der von einer Seuche heimgesuch­ten Insel Madagaskar

- VON TOBIAS KARRER Diedorf/Königsbrun­n

Die Handyverbi­ndung nach Antananari­vo funktionie­rt nicht gut. Alexander Leupolz aus Königsbrun­n ist einer der Delegierte­n, die der Kreisverba­nd des Bayerische­n Roten Kreuzes ins Krisengebi­et in Madagaskar entsendet hat. Seine Stimme klingt etwas verzerrt und bricht manchmal ab. Trotzdem ist er zu verstehen. Gerade steht er vor dem Eingang des Krankenhau­ses, das internatio­nale Vertreter des Roten Kreuzes in den letzten Wochen für die Behandlung von Infektione­n eingericht­et, erweitert und umgebaut haben. 33 Tonnen Hilfsgüter waren dafür nötig.

Kürzlich ist in der madagassis­chen Hauptstadt die Lungenpest entdeckt worden. Eine der gefährlich­sten Formen der Krankheit. Leupolz hat gute Nachrichte­n: Mittlerwei­le haben er und seine Kollegen das Krankenhau­s offiziell in Betrieb genommen. Alle notwen- Maßnahmen seien abgeschlos­sen, das Infektions­krankenhau­s betriebsbe­reit. „Das Wasser fließt aus allen Hähnen“, freut sich Leupolz.

Auch für Johann Keppeler ist das eine gute Nachricht. Der Diedorfer ist gerade erst aus Madagaskar zurückgeke­hrt. Zwei Wochen lang war auch er für das Rote Kreuz im Krisengebi­et und hat beim Aufbau des Krankenhau­ses geholfen.

Madagaskar hat die Hilfe der Freiwillig­en des Roten Kreuzes bitter nötig. Die Lungenpest ist eine Infektion, die sich über direkte Tröpfcheni­nfektion ausbreitet. Ein Husten kann schon ansteckend sein. Wenn die Krankheit ausbreche, könne sie innerhalb von 24 Stunden zum Tod führen, erklärt Johann Keppeler. „In einer Stadt wie Antananari­vo würde sich die Lungenpest rasend schnell ausbreiten“, sagt der Diedorfer. Gerade deshalb ist der schnelle Einsatz der Delegierte­n aus dem Landkreis und der ganzen Welt so wichtig.

Im Gespräch merkt man, dass der Elektromei­ster in Rente ein absoluter Profi auf dem Gebiet der Katastroph­enhilfe ist. Er kennt die Abläufe genau, weiß, was zu tun ist. Bei der Errichtung des Krankenhau­ses in der Hauptstadt des Inselstaat­es war er für die gesamte Technik zuständig. „Alles was ein normales Krankenhau­s benötigt“, erklärt er. Wichtig sind hierbei vor allem die Entsorgung von Abwasser und Abfall. Es darf kein Krankheits­erreger zurück in die Natur gelangen. Zum Schutz von Patienten und Helfern wird auch das Nutzwasser aufwendig gereinigt und mit Chlor versetzt.

Johann Keppeler und Alexander Leupolz haben Erfahrung. Zusammen waren sie schon in den verdigen schiedenst­en Gebieten und Ländern der Welt tätig. Der Diedorfer hat schon Krankenhäu­ser in China, auf Haiti und in Jordanien mitaufgeba­ut. Auf gesperrten Autobahnen und leeren Fußballsta­dien. Seit über 12 Jahren ist er für das Deutsche Rote Kreuz auf der ganzen Welt unterwegs, war davor aber schon im Kreisverba­nd engagiert.

Abgebrüht ist Keppeler trotzdem nicht. „Ein gewisses Maß an Angst und Vorsicht gehört dazu und ist ein guter Begleiter “, betont er. Vor allem in Gebieten wie Madagaskar, die von Infektions­krankheite­n betroffen sind, achtet er besonders auf die eigenen Hygiene, trinkt nur sein „eigenes Wasser“und ist auch beim Essen vorsichtig.

Für Günter Geiger, den Leiter des Kompetenzz­entrums für die Internatio­nale Arbeit des Bayerische­n Roten Kreuzes, ist die „Sicherheit im Einsatz ein wesentlich­er Faktor“. Alles in allem bereitet das Rote Kreuz seine Freiwillig­en sehr gut auf die Einsätze im Ausland vor. Jeder durchlaufe eine Art Grundausbi­ldung und werde vor dem Einsatz genauesten­s informiert. Dabei komme der Organisati­on vor allem ihr internatio­nales Netzwerk und die lokalen Partnerges­ellschafte­n von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond zu Gute, erklärt Geiger.

Am Ende des Telefonats mit Alexander Leupolz in Antananari­vo wird die internatio­nale Gemeinscha­ft der Helfer noch einmal deutlich. Eine weitere Keppeler bekannte Stimme meldet sich am Telefon. Sam, ein finnischer Kollege, der ebenfalls in Antananari­vo tätig ist, grüßt freudig. „Vielleicht treffen wir uns ja bei der nächsten Katastroph­e“, scherzt Keppeler auf Englisch bevor Alexander Leupolz auflegt. Auch er darf bald nach Hause fliegen. Der Einsatz des Roten Kreuzes auf Madagaskar ist aber nicht vorbei. Das Krankenhau­s bleibt bestehen und Delegierte bilden weiter Helfer im Kampf gegen die Pest aus.

„Ein gewisses Maß an Angst ist ein guter Begleiter.“Johann Keppeler

 ?? Fotos: Kreisverba­nd BRK ?? Helfer vor Ort in Schutzanzü­gen. Die Aufklärung über die Gefahren und Symptome der Pest sind gerade vor der Regenzeit wichtig. Auch auf Madagaskar unterhalte­n das Rote Kreuz und der Rote Halbmond Partnerges­ellschafte­n, die sich im Land auskennen.
Fotos: Kreisverba­nd BRK Helfer vor Ort in Schutzanzü­gen. Die Aufklärung über die Gefahren und Symptome der Pest sind gerade vor der Regenzeit wichtig. Auch auf Madagaskar unterhalte­n das Rote Kreuz und der Rote Halbmond Partnerges­ellschafte­n, die sich im Land auskennen.
 ??  ?? Johann Keppeler (links) und Alexander Leupolz kurz vor dem Abflug in Berlin. 33 Tonnen Hilfsgüter hatten sie dabei.
Johann Keppeler (links) und Alexander Leupolz kurz vor dem Abflug in Berlin. 33 Tonnen Hilfsgüter hatten sie dabei.
 ??  ?? Einige Teile der Krankenhau­ses werden in Zelten eingericht­et. Alexander Leupolz koordinier­t den Aufbau.
Einige Teile der Krankenhau­ses werden in Zelten eingericht­et. Alexander Leupolz koordinier­t den Aufbau.

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