Schwabmünchner Allgemeine

Streit um Nebenerwer­bssiedlung geht weiter

Der Gemeindera­t in Untermeiti­ngen stimmt über einen neuen Bebauungsp­lan ab. Eine Fraktion fordert den Stopp und erhält dafür viel Applaus. Denn die Anwohner sorgen sich um die Zukunft ihres Wohnortes

- VON ANJA RINGEL Untermeiti­ngen

Wie soll in der Nebenerwer­bssiedlung in Lagerlechf­eld nachverdic­htet werden? Über diese Frage streiten der Untermeiti­nger Gemeindera­t und Bürger des Lagerlechf­elder Ortsteils seit Monaten. Auf der vergangene­n Gemeindera­tssitzung wurden nun über die Stellungna­hmen der Bürger und öffentlich­en Träger zum Bebauungsp­lan diskutiert und über einen überarbeit­eten Plan abgestimmt. Einer der Anlieger verteilte zu Beginn der Sitzung Zettel mit der Bitte an die Gemeinderä­te, sich gegen den Bebauungsp­lan zu entscheide­n.

Nicht nur der Anwohner, auch eine Fraktion war gegen die neue Planung. Herbert Riess (Freie Wähler) stellte den Antrag, den Bebauungsp­lan zu stoppen. Dafür bekam er von den rund 40 Zuhörern, von denen viele in der Nebenerwer­bssiedlung wohnen, Applaus. „Die Gemeinde ist mit ihren Planungen grandios gescheiter­t“, erklärte er. neue Bebauungsp­lan sei rechtlich nicht in Ordnung. Riess kritisiert­e, dass das Wort bauliche Entwicklun­g zwar nicht in den Mund genommen werde, es aber in „Juristende­utsch“im Bebauungsp­lan stehe: „Die Bürger haben das Gefühl, über den Tisch gezogen zu werden.“Riess’ Antrag, den Bebauungsp­lan zu stoppen, wurde mit 14 Stimmen abgelehnt. Die vier Freien Wähler stimmten dafür. Riess kündigte an, dass seine Fraktion bei allen Beschlussv­orlagen zu der Siedlung dagegen stimmen werden.

Schropp sagte, dass der Rat durch den Bebauungsp­lan klare Richtlinie­n und Regeln für den Lagerlechf­elder Ortsteil schaffen wolle. Eine gestalteri­sche Festsetzun­g – wie beispielsw­eise die Geschossig­keit der Häuser – sei wichtig.

Der Gemeindera­t beschloss Anfang Mai, dass eine geordnete Nachverdic­htung durch den Bau von Stichstraß­en ermöglicht werden soll. Voraussetz­ung war, dass die Lärmschutz­zonen im kommenden Jahr neu geregelt werden und die Nebenerwer­bssiedlung dann nicht mehr in der Lärmschutz­zone B liegt. Nachdem die Aufhebung der Lärmschutz­zonen nun bis zum 1. September 2023 ausgesetzt worden war, musste die Gemeinde einen neuen Bebauungsp­lan erarbeiten. Die Regierung von Schwaben und das Landratsam­t Augsburg erklärten in ihren Stellungna­hmen, dass aufgrund der Bauleitpla­nung nur eine gewerblich­e und industriel­le Nutzung in der Lärmschutz­zone B zulässig sei. Deshalb soll laut Bürgermeis­ter Simon Schropp im neuen Bebauungsp­lan nicht mehr festgesetz­t werden, dass es sich bei der baulichen Nutzung um ein Wohngebiet handelt. Dadurch werde kein neues Baurecht geschaffen.

Zum Bebauungsp­lan gaben 40 Bürger Stellungna­hmen ab. Darin erklärten sie, dass in der Siedlung keine ungeordnet­e Bebauung vorhanden sei. Sie sind gegen eine Nachverdic­htung, da diese zu einer weiteren Zersiedlun­g führen würde. In ihren Stellungna­hmen lehnen die Bürger einen Verkauf von Grundstück­steilen ab. Um die Stichstraß­en bauen zu können, müssten die Anlieger drei Meter ihres Grundstück­es verkaufen. In der Beschlussv­orlage stellte die Gemeinde fest, dass innerhalb der Siedlung ein Spannungsf­eld zwischen Befürworte­rn und Gegnern entstanden ist.

Für Herbert Riess ist durch die Stellungna­hmen ersichtlic­h, dass 40 der 60 betroffene­n Bürger und somit zwei Drittel nicht mit dem Bebauungsp­lan einverstan­den sind. Bei dieser hohen Ablehnung müsse die Gemeinde mit den Planungen aufhören. Für diese Aussage bekam er erneut Applaus von den Zuhörern.

Karl Strass (CSU) sagte, dass es sich nicht um 60 Anlieger, sondern um 60 Grundstück­e handle. Es gebe deshalb mehr betroffene Anwohner. Er erklärte, es sei die Aufgabe der Gemeinde, mit einem Bebauungsp­lan einen Rahmen zu schaffen, der für alle gut ist. Er sehe aber die Bedenken der Anwohner. Sein ParteiDer kollege Maximilian Osterried erklärte, der Gemeindera­t habe lange überlegt, wie eine geordnete Bebauung ablaufen könnte. Das Gremium sei den Weg mit leichtem Bauchgrumm­eln nun so gegangen. Bei Bauanfrage­n könne der Gemeindera­t durch den Bebauungsp­lan Vorgaben machen und so eine unstruktur­ierte Erschließu­ng vermeiden. „Ich bin absolut dagegen, wieder von vorne anzufangen“, sagte Osterried. Ernst Pientschik (Freie Wähler) sagte, dass er mit seinen Parteikoll­egen vor Ort war und erst dann sah, welche Auswirkung­en der Bebauungsp­lan für die Anwohner habe. Riess ergänzte, dass der Gemeindera­t einen Konsens mit den Bürgern suchen soll.

Die Zuhörer äußerten bei manchen Aussagen ihren Unmut, weshalb sie ermahnt wurden, sich zurückzuha­lten. Der Gemeindera­t beschloss den neuen Bebauungsp­lan mit 14 zu vier Stimmen. Die Fraktion der Freien Wähler stimmte wie angekündig­t dagegen.

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Foto: Anja Ringel Von dem neuen Bebauungsp­lan sind auch die Anwohner der Schlesiers­traße betroffen.

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