Schwabmünchner Allgemeine

Die Spätzle schmecken auch zum Frühstück

Mittwochs werden auf dem Frischhof in Königsbrun­n Spätzle gefertigt. Wie in dem Familienbe­trieb nach einer alten Rezeptur pro Schicht etwa 250 Kilogramm der beliebten Beilage fabriziert werden. Serie, Teil 19

- VON STEFFI BRAND Königsbrun­n

Am Mittwoch ist auf dem Frischhof in Königsbrun­n Spätzletag. Dann schaut Karin Frisch, deren Metier eigentlich der Hofladen ist, noch lieber als sonst bei ihrer Schwester Sabine Frisch in der Küche der Hofwirtsch­aft Nepomuk vorbei. Der Grund: Die frischen Spätzle wecken Kindheitse­rinnerunge­n. „Manchmal genehmige ich mir ein Schälchen frische Spätzle als zweites oder drittes Frühstück“, gesteht die 43-Jährige und lacht. Ganz frisch schmecke die beliebte Beilage am allerbeste­n.

Für die Angestellt­en auf dem Frischhof beginnt die Spätzle-Produktion schon einen Tag zuvor. Am Dienstag werden die Eier aufgeschla­gen, gemixt und gerührt. Wie das genau funktionie­rt, zeigt ein Film, den sich Kunden im Hofladen ansehen können. Alle verwendete­n Eier stammen ausnahmslo­s von den Hühnern des Frischhofs. Aus zehn Litern Ei (etwa 180 Eiern) werden später etwa 30 Kilogramm Spätzle, so lautet die Faustforme­l. Am Mittwoch wird die Spätzlemas­se aufgesetzt. „Der Teig wird hier wie daheim gemacht“, erklärt das Geschwiste­rpaar – und zwar ohne Zusatzstof­fe. Aus Eiern vom Hof, Mehl aus dem Allgäu und Salz entsteht un- ter Rühren der Spätzletei­g. Neben dem Einsatz frischer und möglichst regionaler Produkte hat die Sauberkeit auf dem Hof oberste Priorität.

Die Zeiten des manuellen Spätzlehob­els sind auf dem Frischhof seit etwa 20 Jahren vorbei. „Früher war das noch echte Muskelarbe­it“, erinnert sich Karin Frisch. Heute wird der Spätzletei­g in die Maschine gegeben. Diese fabriziert selbststän­dig die typische Spätzlefor­m und lässt die Spätzle ins kochend heiße Wasser gleiten. Nach ein paar Minuten – die Mitarbeite­r sind sich einig, dass das „Gefühlssac­he“ist – sind die Spätzle fertig. Beim Kochen müssen die Spätzle ganz genau beobachtet werden, denn Sabine Frisch erklärt lachend: „Zu lange dürfen sie nicht kochen, sonst werden sie zu Wasserlei- chen.“Die fertigen Spätzle werden abgeschrec­kt und kommen in eine Kiste zum Auskühlen. Anschließe­nd werden sie in der Nudelküche hinterhalb des Hofladens abgepackt, verschweiß­t und etikettier­t.

200 bis 250 Kilogramm Spätzle werden an einem regulären Produktion­stag binnen fünf Stunden gefertigt. Mit Blick auf die Faustforme­l werden für 250 Kilogramm Spätzle mehr als 80 Liter Ei benötigt. Das sind umgerechne­t 1500 Eier. Vor Feiertagen, Weihnachte­n und Ostern wird in Doppelschi­cht gearbeitet. So kann die doppelte Menge fabriziert werden, die im Hofladen, auf Wochenmärk­ten und im fahrbaren Eierladen verkauft und in der Hofwirtsch­aft Nepomuk serviert wird. Auch im Herbst ist die Nachfrage groß, denn die Kässpätzle, die unter anderem auch mit Käse aus dem Augsburger Land gefertigt und mit selber gemachten Röstzwiebe­ln serviert werden, sind bekannt und beliebt gleicherma­ßen. „Die genaue KäseRezept­ur ist geheim“, erklärt Sabine Frisch. Saisonal fertigt der Frischhof auch Spezialitä­ten wie Spinatspät­zle, Bärlauchsp­ätzle, Kürbisspät­zle oder Tomatenspä­tzle. Die hohe Qualität der Eier, die auf Hühnerfutt­er aus eigenem Anbau zurückzufü­hren ist, sorgt auch für leckere Nudeln vom Frischhof und Eierlikör, der hier mit echter Vanille gefertigt wird. In der Herbst- und Winterzeit ist zudem die Hühnersupp­e der Verkaufssc­hlager, die besonders von Erkältungs­geplagten gerne gekauft wird.

Das Team des Frischhofs ist ein waschechte­r Familienbe­trieb und die Schwestern sind sich einig: „Die Eltern haben hier die Oberhand.“Mit einer Banklehre und einer Ausbildung zur Hauswirtsc­hafterin ist die 43-jährige Karin Frisch Ansprechpa­rtnerin im Hofladen. Ihre 41-jährige Schwester Sabine weiß ihre Lehre im Steuerfach bestens zu nutzen für die Kalkulatio­n in der Hofwirtsch­aft Nepomuk. Und die Dritte im Bunde, die 38-jährige Tina Frisch, die gerade in Elternzeit ist, packt an, wo sie nur kann. Und wer weiß, vielleicht treffen sie sich die Schwestern ja regelmäßig zum Spätzle-Frühstück in der Küche der Hofwirtsch­aft Nepomuk ...

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Die Zeiten des manuellen Spätzlehob­els sind auf dem Frischhof in Königsbrun­n seit etwa 20 Jahren vorbei. Heute wird der Teil in eine Maschine gegeben, die selbststän­dig die typische Spätzlefor­m fabriziert und sie ins kochende Wasser gleiten lässt.
Fotos: Marcus Merk Die Zeiten des manuellen Spätzlehob­els sind auf dem Frischhof in Königsbrun­n seit etwa 20 Jahren vorbei. Heute wird der Teil in eine Maschine gegeben, die selbststän­dig die typische Spätzlefor­m fabriziert und sie ins kochende Wasser gleiten lässt.
 ??  ?? Karin Frisch kümmert sich in dem Familienbe­trieb um den Hofladen. Mittwochs ist sie auch beim Spätzlemac­hen dabei. Hier füllt sie den Teig in die Spätzlemas­chine.
Karin Frisch kümmert sich in dem Familienbe­trieb um den Hofladen. Mittwochs ist sie auch beim Spätzlemac­hen dabei. Hier füllt sie den Teig in die Spätzlemas­chine.
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Zum Frischhof in Königsbrun­n gehört auch die Hofwirtsch­aft Nepomuk. Dort stehen natürlich auch Kässpätzle auf der Speisekart­e.

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