Eine Taxifahrt eskaliert
Ein betrunkener Kunde machte auf dem Weg ins Univiertel Ärger. Der Fahrer reagierte schnell und half der Polizei bei der Fahndung
Taxifahrer haben mit betrunkenen Kunden oft ihre liebe Mühe. Vor allem, wenn diese das Fahrtziel nicht mehr artikulieren können. Ein Taxler, 42, wurde Ende Juni gleich mit einer ganzen Palette äußerst unangenehmer Ausfälle eines 39-jährigen Fahrgastes konfrontiert, die nun gerichtsmassig wurden.
Der Ärger mit dem der deutschen Sprache unkundigen Letten begann schon damit, dass dieser in Lechhausen mit einer halb ausgetrunkenen Flasche Bier ins Taxi steigen wollte. Als Fahrtziel gab er dann mehrmals „Univiertel 20“, aber keine Straße an. Ergo steuerte der Taxler erst einmal den genannten Stadtteil an. In der Haunstetter Straße eskalierte das Geschehen. „Er schnallte sich mehrmals ab und dann öffnete er sogar während der Fahrt die Türe“, schilderte der Taxifahrer jetzt im Prozess vor einem Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Stefan Lenzenhuber die für den Fahrgast und ihn selbst gefährliche Situation.
Der Taxler stoppte sofort. Da griff der 39-Jährige offenbar in Raubabsicht zum Wechselgeld – etwa zwölf Euro –, das sich auf der Mittelkonsole befand. Der Taxler schlug ihm auf die Hand, der Fahrgast revanchierte sich mit einem Fausthieb ins Gesicht – und rannte ohne Beute davon. Der Taxler reagierte blitzschnell, stieg aus und fotografierte den Flüchtenden mit seinem Handy, schickte die „Fahndungs“-Fotos sofort per Mail an seine Zentrale. Die alarmierte Polizei konnte den Mann aufgrund der guten Beschreibung eine halbe Stunde später in der Lilienthalstraße festnehmen. Eine Blutprobe ergab später einen Wert von 2,2 Promille. Wie sich herausstellte, hatte der Angeklagte sich schon drei Tage zuvor mit einer Streifenwagenbesatzung eine Auseinandersetzung geliefert, bei der er schließlich gefesselt worden war. Weil der seit drei Jahren in Deutschland lebende Mann keinen festen Wohnsitz vorweisen konnte, wurde er in Untersuchungshaft genommen. Im Prozess sah er sich mit einer ganzen Latte von Anklagepunkten konfrontiert: vom Widerstand über Körperverletzung bis zum räuberischen Angriff auf einen Kraftfahrer – ein Verbrechenstatbestand. Nach einem Deal mit Staatsanwalt Martin Neumann und dem Gericht gab Verteidiger Hermann Kühn für seinen Mandanten ein Geständnis zu Protokoll. Das Gericht setzte am Ende eine zweijährige Freiheitsstrafe zur Bewährung aus, der Lette kam nach vier Monaten Untersuchungshaft auf freien Fuß.
Anfang Dezember muss sich das Gericht mit einem ähnlichen Fall beschäftigen. Zwei Fahrgäste hatten einen Taxifahrer im Februar 2016 nach einem Streit um den Fahrpreis bedroht. Auf der Inspektion Mitte hatte dann einer der Männer den Hitlergruß gezeigt und die Beamten als „Nazis“beschimpft. Bei einem ersten Prozesstermin im September waren beide Angeklagte nicht erschienen. Einer der Männer ist inzwischen verhandlungsunfähig: Er liegt im Wachkoma.
Vier Monate in Untersuchungshaft