Schwabmünchner Allgemeine

Das lange Sterben eines Osram Standorts

Warum die chinesisch­en Eigentümer das Augsburger Lampen-Werk trotz anfänglich­er Euphorie schließen wollen

- VON STEFAN STAHL Augsburg

Ende Februar 2016 waren die Hoffnungen noch groß. Konzern-Chef Olaf Berlien ließ die Nachricht über den Verkauf einer Sparte seines Konzerns an asiatische Investoren mit „Osram findet besten Eigentümer für Lampengesc­häft“betiteln. Der chinesisch­e Anbieter MLS, der Leuchtdiod­en, also LEDs, herstellt, kam zum Zuge. Die Firma mit damals rund 12500 Mitarbeite­rn hatte dabei ein Konsortium um sich geschart, um den Kauf des klassische­n OsramLampe­ngeschäfts mit rund 8800 Beschäftig­ten stemmen zu können.

So sind zusätzlich der strategisc­he Investor IDG Capital, eine der ersten ausländisc­hen Wagniskapi­talFirmen in China, und der Finanzinve­stor Yiwu mit an Bord. Berlien, der „von einem Meilenstei­n“ sprach, konnte sich nach damaligem Stand über gut 400 Millionen Euro freuen, die er mit dem Verkauf erlöste. Und MLS-Chef Sun Qinghuan sagte: „Wir freuen uns auf die Zusammenar­beit.“Aus Freude ist Betretenhe­it geworden. Nach Informatio­nen unserer Zeitung aus Industriek­reisen wollen die chinesisch­en Eigentümer den Standort schließen. Am Montag sollen die noch rund 650 Beschäftig­ten in einer Mitarbeite­rversammlu­ng in Augsburg darüber informiert werden.

Das frühere Osram-Werk, in dem Leuchtstof­fröhren und Energiespa­rlampen hergestell­t werden, firmiert unter dem Namen Ledvance. Wie es weiter aus verlässlic­hen Quellen heißt, sei auch der Ledvance-Standort Eichstätt mit noch gut 450 Mitarbeite­rn von den Kürzungspl­änen betroffen. Hier ist aber nicht von einer Schließung des Werks die Rede, sondern von einem Arbeitspla­tzabbau. Wie viele Stellen wegfallen, sei unklar. Dagegen drohe dem Berliner Ledvance-Werk (rund 200 Beschäftig­te) wie dem Augsburger Standort das Aus, heißt es aus gut unterricht­eten Kreisen.

Hintergrun­d dieser massiven Einschnitt­e ist vor allem ein sich noch schneller als gedacht verändernd­er Lichtmarkt. LEDs, also Leuchtdiod­en, sind günstig, langlebig und sparen Energie ein. Verbrauche­r greifen zu. Auf der anderen Seite sinkt die Nachfrage nach Energiespa­rlampen und Leuchtstof­fröhren, wie sie in Augsburg hergestell­t werden. Nach Recherchen leiden die Ledvance-Standorte weltweit darunter. Es ist hier von einer Kapazitäts­auslastung von im Schnitt nur noch 20 bis 40 Prozent die Rede. Wie diese Zeitung erfahren hat, schreibt Ledvance rote Zahlen. Von einem hohen zweistelli­gen Millionen-Verlust ist gar die Rede.

Die Euphorie des Februar 2016 ist damit längst verflogen. Damals glaubten viele noch daran, der neue chinesisch­e Eigentümer MLS, der LEDs herstellt, könnte diese Zukunftste­chnologie im großen Stil in Augsburg einsetzen und so den Standort fit für kräftigere­s Wachstum machen. Unter den früheren Eigentümer­n – Osram und der Mutter Siemens – war das ausgeblieb­en, obwohl Politiker und Gewerkscha­ften an Runden Tischen Zukunftsko­nzepte entwickelt hatten. So war in der Stadt immer wieder vom langsamen Sterben des LeuchtenWe­rkes die Rede. Hunderte von Arbeitsplä­tzen wurden abgebaut. Die Frustratio­n unter den Beschäftig­ten war zum Teil groß. Letztlich verkaufte Osram das Werk an die Chinesen. Die Vorprodukt­e-Fabrik in Schwabmünc­hen bei Augsburg blieb allerdings bei Osram. Dieses Werk soll nach dem Willen von Berlien kräftig zu einer Hightech-Fabrik ausgebaut werden. In einem neuen Reinraum entstehen dann Produkte für LED-Chips, die etwa in der gut laufenden Produktion in Regensburg gebraucht werden.

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Foto: Ulrich Wagner Für Ledvance könnten in Augsburg die Lichter ausgehen.

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