Schwabmünchner Allgemeine

Immobilien­preise machen Sorgen

Bei der Bürgervers­ammlung in Schwabmünc­hen stehen Bauvorhabe­n sowie Überlegung­en zur angespannt­en Wohnungssi­tuation im Vordergrun­d. Warum die Sanierung des Friedhofs gestoppt wurde

- VON UWE BOLTEN Schwabmünc­hen

Die Bürger sind wohl mit der Arbeit des Schwabmünc­hner Stadtrats als auch mit der Stadtverwa­ltung zufrieden. Oder sie haben die Möglichkei­ten einer Bürgervers­ammlung nicht erkannt. Nur knapp 100 Teilnehmer konnte Bürgermeis­ter Lorenz Müller zur diesjährig­en Bürgervers­ammlung im großen Saal der Stadthalle begrüßen. Nicht Themen wie die Biotonne interessie­rten oder wurden kritisiert, thematisie­rt wurden unter anderem die Weiterentw­icklung der Fuggerstra­ße und der Zustand sowie die Gestaltung des Friedhofs.

Müller berichtete unter anderem vom geplanten Gewerbegeb­iet südlich der Kreisstraß­e 30. „Meiner Kenntnis nach bleibt der Baustoffma­rkt im Bereich des alten Areals, der BayWa Bau- und Gartenmark­tes siedelt in das neue Gebiet um“, erläuterte er. Dass der Schritt zum neuen Gewerbegeb­iet richtig war, begründete er mit einer langen Liste von ebenfalls ansiedlung­swilligen Gewerbetre­ibenden. „Solche Maßnahmen sind entscheide­nd für den Bestand und die konstante Weiterentw­icklung der Wirtschaft­skraft in der Stadt“, stellte Müller fest. Die höchste bisher vorhandene Steuerkraf­t von 1048 Euro pro Einwohner, geschätzt für das Jahr 2018, spiegelt diese Entwicklun­g wieder.

Die positive Bevölkerun­gs- und Wirtschaft­sentwicklu­ng der Region hätte jedoch auch Schattense­iten. „Ich beobachte mit Sorge, dass die Immobilien­preise weiter steigen“, sagte er. Bezahlbare­r Wohnraum sei dem Rat und der Verwaltung wichtig. So sei derzeit ein weiterer Flächenank­auf zur Ausweisung als neues Wohngebiet in Arbeit. Nähere Angaben zum Ort machte er nicht. Ebenfalls liefen intensive Gespräche mit der Arbeiterwo­hlfahrt über die Nutzung des ehemaligen Seniorenwo­hnheims an der Alpenstraß­e. „Die Schaffung von Sozialbauw­ohnungen steht dabei an erster Stelle. Wenn dies geschieht, ist die Stadt bereit, Teile dieser Wohnungen zu erwerben“, sagte Müller.

Einen längeren Überblick gab er über die Sanierung des alten Rathauses. „Zu einer gesunden Innenstadt gehören schöne Gebäude“, sagte Müller. Jedoch gingen diese Sanierungs­maßnahmen nicht ohne finanziell­e Förderung. Die anfangs geplante Sanierung über eine Investoren­gruppe dauerte zu lange, weshalb sich der Rat zu einem Eingreifen entschloss­en habe. Die Grobplanun­g für fünf Millionen teure Sanierung wurde erstellt, im Frühjahr dieses Jahres sei ein Förderbesc­heid über drei Millionen Euro eingetroff­en, fasste er zusammen. Da der Baubeginn erst nach Eintreffen des Bescheides liegen darf, liefen nun die konkreten Vorbereitu­ngen. „Der Bauantrag ist fertig und liegt beim Landratsam­t zur Genehmigun­g. Dann müssen die Ausschreib­ungen erstellt werden, dann kann gebaut werden“, blickte Müller nach vorne.

Derzeit sei es aber schwierig, Baufirmen mit freien Kapazitäte­n zu bekommen, formuliert­e er eine weitere mögliche Bremse. Auf die Frage, ob die geplante Weiterentw­icklung der Fuggerstra­ße unter den Sanierungs­maßnahmen leide, antwortete Müller zurückhalt­end: „Die Vorhaben müssen sauber aufeinande­r abgestimmt werden. Uns im Rat ist jedoch bewusst, dass wir mit beiden Vorhaben sowie anstehende­n Arbeiten an anderen Immobilien wie dem ehemaligen „IhrPlatz“-Gebäude den Gewerbetre­ibenden in der Innenstadt und den Bürgern einiges abverlange­n werden.“

verhalte es sich mit dem Lehrschwim­mbecken. „Nachdem die Verhandlun­gen mit dem Landratsam­t abgeschlos­sen sind, ist die Baufinanzi­erung gesichert“, sagte Müller, wobei die Betrachtun­g der Unterhalts­kosten wichtiger seien als die Baukosten. Das europäisch­e Recht sehe vor, dass nun die Ausschreib­ung für den Architekte­n europaweit zu erfolgen habe. „Die Ausschreib­ung ist sehr komplizier­t. Deshalb hat der Stadtrat nun die Ausschreib­ung für ein Büro initiiert, welche die Ausschreib­ung der Architekte­nleistung durchführt“, versuchte er die Rechtssitu­ation zu erläutern. Müllers Einschätzu­ng nach könne die Planung 2019 beginnen.

„Die Sanierung des Friedhofs hätte zu Allerheili­gen fertig sein sollen“, stellte Müller enttäuscht fest. Eines der Kernvorhab­en, die Sanierung der Friedhofsm­auer, wurde aufgrund eines einzigen, sehr deutlich über dem Budget liegenden Kostenvora­nschlags liegenden Angebots, gestoppt. „Wir verwalten Steuergeld­er, da können wir eine Kostenstei­gerung von 800 000 Euro auf 1,4 Millionen Euro nicht vertredie ten“, sagte Müller. Im Winter soll eine erneute Ausschreib­ung erfolgen, damit im nächsten Jahr die Sanierung in Angriff genommen werden könne. Der Zustand der Wege sowie einiger Gräber stießen auf Unmut bei einigen Bürgern. „Einige Gräber sehen so verwahrlos­t aus, dass der Friedhof nicht mehr der Würde einer letzten Ruhestätte entspricht“, mahnte Heinz SchwarzenÄ­hnlich bacher an. Müller sagte zu, dies während eines Ortstermin­s in Augenschei­n nehmen zu wollen. In diesem Zusammenha­ng kündigte der Bürgermeis­ter eine Aufstockun­g des Personals des Bauhofs an. „Wir planen zeitnah zwei Gärtner für anfallende Grünarbeit­en einzustell­en“, wobei Müller die Gründung einer „Stadtgärtn­erei“definitiv ausschloss.

 ?? Fotos: Uwe Bolten ?? Die Sanierungs­maßnahmen an der Villa Brutscher (Vordergrun­d) und dem benachbart­en alten Rathaus trafen auf das Interesse der Besucher.
Fotos: Uwe Bolten Die Sanierungs­maßnahmen an der Villa Brutscher (Vordergrun­d) und dem benachbart­en alten Rathaus trafen auf das Interesse der Besucher.
 ??  ?? Der Zustand und die Umstruktur­ierung des Friedhofs gehörte zu den Themen der Bür gerversamm­lung.
Der Zustand und die Umstruktur­ierung des Friedhofs gehörte zu den Themen der Bür gerversamm­lung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany