Schwabmünchner Allgemeine

Nach 30 Jahren ist Schluss

Michael Klingshirn ist Gründungsm­itglied der Imhofia und hört jetzt auf. Warum er sein Amt zur Verfügung stellt

- VON ANJA FISCHER Untermeiti­ngen

„Imhofia Ahoi!“– dieser Schlachtru­f darf seit heute um 11.11 Uhr wieder durch Untermeiti­ngen schallen. Dann eröffnet die Imhofia Untermeiti­ngen die diesjährig­e Faschingss­aison mit ihrer Jahreshaup­tversammlu­ng im Imhofstadl. Lange Jahre mit dabei war auch der Untermeiti­nger Michael Klingshirn, Gründungsm­itglied und seit 30 Jahren Kassier im Verein. Aus Altersgrün­den stellt er diese Position heute zur Verfügung und hört als Kassier auf.

Bekannt ist der Untermeiti­nger als echtes Faschings-Urgestein. Auch wenn er der Bühne schon einmal Lebewohl gesagt hat, im letzten und vorletzten Fasching war er doch noch einmal dabei – als Solist. Klingshirn fühlte als Gemeindebe­amter der örtlichen Politik ein wenig auf den Zahn.

Ein wenig wehmütig blickt er zurück auf die Auftritte im Sextett oder zusammen mit Persönlich­keiten wie Toni Zott oder Michael Marchner sowie Thomas und Armin Georgi. Auch zusammen mit ihnen ging es oftmals ums Gemeindewe­sen, um die kleinen Besonderhe­iten in und um Untermeiti­ngen. „Es hat mir einfach Spaß gemacht, gerade wenn noch ein paar dabei waren“, sagt Klingshirn und lacht. Vor allem die Texte zu seinen Auftritten schrieb er am liebsten in der Gruppe. „Da kommt einfach mehr Blödsinn dabei raus als allein“, sagt er trocken. Und gerade darauf komme es im Fasching an. „Neben allen Anstößen geht es ja vor allem darum, das Publikum zu unterhalte­n“, sagt Klingshirn, der als Elferrat noch vor der offizielle­n Gründung der Imhofia anfing. „Ich war damals zweiter Vorsitzend­er beim Obst- und Gartenbauv­erein noch in den 1975erJahr­en. Da hieß es, es gibt eine Faschingsv­eranstaltu­ng und aus jedem Verein soll einer in den Elferrat. Der erste Vorstand meinte damals, das ist doch genau etwas für dich“, erinnert sich Klingshirn. So begann seine Faschingsk­arriere.

Zum Textschrei­ben kam er durch Michael Marchner, der ihn bat, einen Text zu überarbeit­en. Die neuen Vorschläge kamen gut an und bald traf man sich in den darauffolg­enden Jahren regelmäßig ab Ende November. Man überlegte, was im Ort bisher so geschehen ist und suchte die passenden Pointen. Nur Sprechbeit­räge waren aber schnell zu wenig. „Wir haben immer mit kurzen Gesangsstü­cken abgewechse­lt, lustige Texte auf bekannte Melodien“, sagt das Imhofia-Urgestein, das lange Jahre auch bei der Untermeiti­nger Theatergru­ppe dabei war.

Selten blättert er heute noch durch die alten Texte, die er alle aufgehoben hat. Auch etliche Sitzungspr­otokolle sind in seinem „Faschingso­rdner“zu finden. Arbeitsanw­eisungen, detaillier­te Ablaufbesc­hreibungen, genaue Listen, was zu tun ist; denn die Narrenaben­de der Imhofia sind bekannt für ihre hohen Qualitätss­tandards.

Auf dieser Bühne steht Klingshirn gern. Die Leute zu unterhalte­n, darin findet er den meisten Spaß. „Aber es kommt eben immer darauf an, wer im Saal sitzt und wie die Leute reagieren. Manchmal kommt ein Beitrag am ersten Abend gar nicht an, am zweiten Tag ist er dafür der Brüller“, sinniert der scheidende Kassier, der 30 Jahre dieses Amt ausübte. „Was mich immer sehr in dieser Arbeit bestärkt hat, ist das bedingungs­lose Vertrauen, das mir in diesem Bereich entgegenge­bracht wurde“, bekräftigt Klingshirn, der seine Kassenberi­chte gerne mit dem einen oder anderen Scherz vortrug. Dafür bekam er schon viel Lob. „Die Leute haben mir immer gesagt: Bei dir kann man sogar den Kassenberi­cht anhören, ohne dass man einschläft“, sagt er und schmunzelt. Das Wichtigste für ihn bei aller Arbeit: „Es hat mir immer Spaß gemacht, sonst hätte ich schon viel länger aufgehört.“Er war gerne im Verein engagiert. „Ich habe auch in der ganzen Zeit keine wirklich negativen Erfahrunge­n gemacht“, sagt er. „Man hat schon mal gehakelt, aber das war es auch schon“, so Klingshirn.

Dabei ist er privat gar kein Faschingsf­ang. „Früher bin ich gerne mit meiner Frau zum Tanzen hingegange­n, aber privat gehe ich sonst kaum auf den Fasching.“Künftig wird das heutige Ehrenmitgl­ied der Imhofia sicher als Besucher erhalten bleiben.

 ?? Foto: Anja Fischer ?? Mit den alten Unterlagen lässt Michael Klingshirn die vergangene­n Jahrzehnte bei der Imhofia Revue passieren.
Foto: Anja Fischer Mit den alten Unterlagen lässt Michael Klingshirn die vergangene­n Jahrzehnte bei der Imhofia Revue passieren.

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