Schwabmünchner Allgemeine

Er schuf das Glockenspi­el

Tonsetzer Karl Erhard starb mit 89 Jahren

- VON ALOIS KNOLLER

Er konnte ungeheuer verschmitz­t antworten und darin charmant bitteren Spott verpacken. So reimte Karl Erhard über das katholisch­e Gesangbuch Gotteslob: „Viel schöne alte Lieder sind da verpfuscht, verdorben / darob ist mancherort­en schnell der Volksgesan­g verstorben“. Nun ist der knorrige Augsburger Komponist, Tonsatzleh­rer und Kirchenmus­iker im Alter von 89 Jahren selbst verstummt.

Überdauern wird ihn das Glockenspi­el im Perlachtur­m, das Erhard zur 2000-Jahr-Feier der Stadt mit beliebten Melodien eingericht­et hat. Ein Lied mit Glocken zu spielen, erfordere eine gewisse Improvisat­ion, hat er einmal erklärt, weil nur bestimmte Harmonien möglich sind. Karl Erhard kannte sich damit aus. Geboren am 15. Mai 1928 in der Jesuitenga­sse war er früh mit Domorganis­t Karl Kraft bekannt, der ihm die Harmoniele­hre und den Kontrapunk­t beibrachte. Das Orgelspiel­en lernte er dann bei Arthur Piechler am Leopold-Mozart-Konservato­rium. Dort sollte er ab 1955 selbst jahrzehnte­lang lehren.

Mit 14 hatte Erhard seine erste Messe komponiert, zahlreiche eigene Werke und Bearbeitun­gen folgten. 27 Jahre leitete Erhard den Kirchencho­r in Dießen am Ammersee – nach der Uraufführu­ng seines Wessobrunn­er Gebets. Seine Tonsprache war herb, orientiert an den alten Kirchenton­arten, seine Bläsersätz­e erklingen noch heute. Am 17. Oktober ist Karl Erhard still gestorben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany