So hoch sind die Mieten in Augsburg
Eine Auswertung der Stadt ergibt eine Basismiete von 7,27 Euro je Quadratmeter, je nach Ausstattung und Lage kann es billiger oder teurer werden. Kaum ist der Mietspiegel da, sorgt er bereits für Debatten
Mieter und Vermieter können vor Unterzeichnung eines Mietvertrags künftig nachlesen, ob die vereinbarte Miete für Augsburger Verhältnisse angemessen ist: Nach langem politischem Hickhack steht nun ein Entwurf des Zahlenwerks, das für mehr Transparenz auf dem angespannten Wohnungsmarkt sorgen soll. Allerdings kracht es zwischen der Stadt, die den Mietspiegel erstellt, und dem Haus- und Grundbesitzerverband. Letzterer hält den Mietspiegel für methodisch unzureichend.
Für den Mietspiegel, gegen den die CSU lange Vorbehalte hatte, wurden die Daten von knapp 2500 Mietwohnungen verwertet. Eine zentrale Botschaft: Die durchschnittliche Kaltmiete über alle Wohnungsgrößen hinweg gerechnet liegt bei 7,27 Euro pro Quadratmeter und Monat. Die Faustregel lautet: Je kleiner die Wohnung, desto höher ist der Quadratmeterpreis. Beispiel: 12,16 Euro werden pro Quadratmeter in einem 20-Quadratmeter-Apartment fällig, in der 80-Quadratmeter-Wohnung zahlt man hingegen 6,98 Euro. Bei noch größeren Wohnungen steigt der Preis dann wieder leicht an.
Allerdings sind diese Zahlen nur ein grobes Gerüst. Zu- und Abschläge werden fällig je nach Haustyp (Ein- oder Mehrfamilienhaus), Ausstattung (Heizungsart, Bodenbelag, Balkon, Aufzug etc.), Baujahr, Modernisierungsgrad, Stadtteil und Wohnlage (z. B. an Hauptverkehrsstraße oder am Park). Im Schnitt können sich für die einzelne Wohnung deutliche Abweichungen ergeben. Die Stadt weist zudem darauf hin, dass es auch bei nahezu gleichartigen Wohnungen Unterschiede gebe, was an der freien Preisgestaltung auf dem Mietmarkt liegt. Eine Rolle dürfte spielen, wie lange der Mieter schon in der Wohnung lebt – zu starken Erhöhungen kommt es oft im Zuge eines Mieterwechsels.
Sozialbürgermeister Stefan Kiefer (SPD) ist froh, dass der Mietspiegel nun kommt. „Er bringt Transparenz in die angespannte Wohnungssituation und hilft Mietern und Vermietern, die ortsübliche Miete ohne Rechtsstreit richtig einzuschätzen.“Beim Vermieterverband Haus&Grund lehnt man das neue Zahlenwerk dagegen ab. Man sei nicht generell gegen einen Mietspiegel, so Geschäftsführerin Gabriele Seidenspinner. „Das hat heute so gut wie jede Großstadt.“Doch in der vorliegenden Form sei die Aufstellung ungenügend. „Aufgrund der gravierenden Mängel lädt sie geradezu zu Streitigkeiten und gerichtlichen Auseinandersetzungen ein“, so Seidenspinner.
Die Kritik konzentriert sich vor allem auf die Zonen, in die die Stadtteile entsprechend ihres Mietniveaus eingeteilt wurden (siehe Karte). Innenstadt und Hochfeld sind demnach teurer (Aufschlag von 10 Prozent auf die Basismiete gerechtfertigt), Antonsviertel, Göggingen Nordost/Ost, Lechhausen West, Pfersee, Rechts der Wertach, Rosenau-/Thelottviertel etwas teurer (5 Prozent Aufschlag) und Inningen und Bergheim billiger ( 13 Prozent Abschlag). Die restlichen Stadtteile liegen im stadtweiten Durchschnitt.
Seidenspinner kritisiert, dass die Ergebnisse mit der tatsächlichen Wohnqualität einzelner Viertel nicht vereinbar seien. Laut Auswertung ist das Hochfeld zum Beispiel teurer als Göggingen oder der Spickel. Seidenspinner vermutet, dass in gefragten Vierteln die Fluktuation niedrig ist, in weniger schönen Stadtteilen hoch. Mit häufigerem Mieterwechsel gehen höhere Mieten einher, weil größere Erhöhungen meist bei Neuabschluss eines Vertrags stattfinden. In jedem Fall stelle der Mietspiegel die Lebenswirklichkeit verzerrt dar, so Seidenspinner. Und neue Wohnungen würden dadurch auch nicht geschaffen.
Thomas Weiand, Geschäftsführer des Mietervereins, greift Haus & Grund an. Möglicherweise passe dem Verband nicht, dass die Basismiete mit 7,27 Euro nicht so hoch ausgefallen sei. Einziger Anhaltspunkt für die Miethöhe waren in Augsburg bisher Auswertungen von Immobilienportalen oder Maklern, wobei nur Neuvertragsmieten berücksichtigt waren. Die sind tendenziell höher. Dass mit dem Mietspiegel die Mietpreisbremse einfacher durchsetzbar wird, passe auch nicht jedem Vermieter, so Weiand. Hintergrund ist, dass in Städten mit angespanntem Wohnungsmarkt bei Neuvermietungen die Miete maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Miete liegen darf – ohne Mietspiegel ist die schwer zu ermitteln.
Auch bei der Stadt weist man die Kritik von Haus & Grund zurück. Die Karte sei nicht als klassische Wohnlagenkarte mit Unterteilung in „gute“und „schlechte“Stadtteile zu verstehen, sondern zeige auf Basis der ermittelten Zahlen einfach, welchen Einfluss das Viertel auf die tatsächliche Miete hat. Eine klassische Wohnlagenkarte (hier fließt etwa die Bebauung des Viertels, der Bestand an Grünflächen etc. mit ein) biete Angriffsfläche bei Streitigkeiten zwischen Vermieter und Mieter, warnt Kiefer. Zudem wäre ein Mietspiegel um einiges mit Karte teurer geworden – rund 150000 Euro hat die Stadt bezahlt, mit Wohnlagenkarte wären es bis zu 250 000 Euro geworden.
Ein Instrument für die Preisbremse