Schwabmünchner Allgemeine

So hoch sind die Mieten in Augsburg

Eine Auswertung der Stadt ergibt eine Basismiete von 7,27 Euro je Quadratmet­er, je nach Ausstattun­g und Lage kann es billiger oder teurer werden. Kaum ist der Mietspiege­l da, sorgt er bereits für Debatten

- VON STEFAN KROG »Kommentar

Mieter und Vermieter können vor Unterzeich­nung eines Mietvertra­gs künftig nachlesen, ob die vereinbart­e Miete für Augsburger Verhältnis­se angemessen ist: Nach langem politische­m Hickhack steht nun ein Entwurf des Zahlenwerk­s, das für mehr Transparen­z auf dem angespannt­en Wohnungsma­rkt sorgen soll. Allerdings kracht es zwischen der Stadt, die den Mietspiege­l erstellt, und dem Haus- und Grundbesit­zerverband. Letzterer hält den Mietspiege­l für methodisch unzureiche­nd.

Für den Mietspiege­l, gegen den die CSU lange Vorbehalte hatte, wurden die Daten von knapp 2500 Mietwohnun­gen verwertet. Eine zentrale Botschaft: Die durchschni­ttliche Kaltmiete über alle Wohnungsgr­ößen hinweg gerechnet liegt bei 7,27 Euro pro Quadratmet­er und Monat. Die Faustregel lautet: Je kleiner die Wohnung, desto höher ist der Quadratmet­erpreis. Beispiel: 12,16 Euro werden pro Quadratmet­er in einem 20-Quadratmet­er-Apartment fällig, in der 80-Quadratmet­er-Wohnung zahlt man hingegen 6,98 Euro. Bei noch größeren Wohnungen steigt der Preis dann wieder leicht an.

Allerdings sind diese Zahlen nur ein grobes Gerüst. Zu- und Abschläge werden fällig je nach Haustyp (Ein- oder Mehrfamili­enhaus), Ausstattun­g (Heizungsar­t, Bodenbelag, Balkon, Aufzug etc.), Baujahr, Modernisie­rungsgrad, Stadtteil und Wohnlage (z. B. an Hauptverke­hrsstraße oder am Park). Im Schnitt können sich für die einzelne Wohnung deutliche Abweichung­en ergeben. Die Stadt weist zudem darauf hin, dass es auch bei nahezu gleicharti­gen Wohnungen Unterschie­de gebe, was an der freien Preisgesta­ltung auf dem Mietmarkt liegt. Eine Rolle dürfte spielen, wie lange der Mieter schon in der Wohnung lebt – zu starken Erhöhungen kommt es oft im Zuge eines Mieterwech­sels.

Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer (SPD) ist froh, dass der Mietspiege­l nun kommt. „Er bringt Transparen­z in die angespannt­e Wohnungssi­tuation und hilft Mietern und Vermietern, die ortsüblich­e Miete ohne Rechtsstre­it richtig einzuschät­zen.“Beim Vermieterv­erband Haus&Grund lehnt man das neue Zahlenwerk dagegen ab. Man sei nicht generell gegen einen Mietspiege­l, so Geschäftsf­ührerin Gabriele Seidenspin­ner. „Das hat heute so gut wie jede Großstadt.“Doch in der vorliegend­en Form sei die Aufstellun­g ungenügend. „Aufgrund der gravierend­en Mängel lädt sie geradezu zu Streitigke­iten und gerichtlic­hen Auseinande­rsetzungen ein“, so Seidenspin­ner.

Die Kritik konzentrie­rt sich vor allem auf die Zonen, in die die Stadtteile entspreche­nd ihres Mietniveau­s eingeteilt wurden (siehe Karte). Innenstadt und Hochfeld sind demnach teurer (Aufschlag von 10 Prozent auf die Basismiete gerechtfer­tigt), Antonsvier­tel, Göggingen Nordost/Ost, Lechhausen West, Pfersee, Rechts der Wertach, Rosenau-/Thelottvie­rtel etwas teurer (5 Prozent Aufschlag) und Inningen und Bergheim billiger ( 13 Prozent Abschlag). Die restlichen Stadtteile liegen im stadtweite­n Durchschni­tt.

Seidenspin­ner kritisiert, dass die Ergebnisse mit der tatsächlic­hen Wohnqualit­ät einzelner Viertel nicht vereinbar seien. Laut Auswertung ist das Hochfeld zum Beispiel teurer als Göggingen oder der Spickel. Seidenspin­ner vermutet, dass in gefragten Vierteln die Fluktuatio­n niedrig ist, in weniger schönen Stadtteile­n hoch. Mit häufigerem Mieterwech­sel gehen höhere Mieten einher, weil größere Erhöhungen meist bei Neuabschlu­ss eines Vertrags stattfinde­n. In jedem Fall stelle der Mietspiege­l die Lebenswirk­lichkeit verzerrt dar, so Seidenspin­ner. Und neue Wohnungen würden dadurch auch nicht geschaffen.

Thomas Weiand, Geschäftsf­ührer des Mietervere­ins, greift Haus & Grund an. Möglicherw­eise passe dem Verband nicht, dass die Basismiete mit 7,27 Euro nicht so hoch ausgefalle­n sei. Einziger Anhaltspun­kt für die Miethöhe waren in Augsburg bisher Auswertung­en von Immobilien­portalen oder Maklern, wobei nur Neuvertrag­smieten berücksich­tigt waren. Die sind tendenziel­l höher. Dass mit dem Mietspiege­l die Mietpreisb­remse einfacher durchsetzb­ar wird, passe auch nicht jedem Vermieter, so Weiand. Hintergrun­d ist, dass in Städten mit angespannt­em Wohnungsma­rkt bei Neuvermiet­ungen die Miete maximal zehn Prozent über der ortsüblich­en Miete liegen darf – ohne Mietspiege­l ist die schwer zu ermitteln.

Auch bei der Stadt weist man die Kritik von Haus & Grund zurück. Die Karte sei nicht als klassische Wohnlagenk­arte mit Unterteilu­ng in „gute“und „schlechte“Stadtteile zu verstehen, sondern zeige auf Basis der ermittelte­n Zahlen einfach, welchen Einfluss das Viertel auf die tatsächlic­he Miete hat. Eine klassische Wohnlagenk­arte (hier fließt etwa die Bebauung des Viertels, der Bestand an Grünfläche­n etc. mit ein) biete Angriffsfl­äche bei Streitigke­iten zwischen Vermieter und Mieter, warnt Kiefer. Zudem wäre ein Mietspiege­l um einiges mit Karte teurer geworden – rund 150000 Euro hat die Stadt bezahlt, mit Wohnlagenk­arte wären es bis zu 250 000 Euro geworden.

Ein Instrument für die Preisbrems­e

 ?? Archivfoto: Ulrich Wagner ?? Der Wohnungsma­rkt ist auch in Augsburg angespannt. Wie hoch Mieten sein dürfen, können Mieter und Vermieter künftig am Mietspiege­l ablesen. Doch das Zahlenwerk ist umstritten.
Archivfoto: Ulrich Wagner Der Wohnungsma­rkt ist auch in Augsburg angespannt. Wie hoch Mieten sein dürfen, können Mieter und Vermieter künftig am Mietspiege­l ablesen. Doch das Zahlenwerk ist umstritten.

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