Schwabmünchner Allgemeine

Liberale Politik aus Schwabmünc­hen

Joseph Völk engagierte sich für die Deutsche Fortschrit­tspartei

- VON JÜRGEN DILLMANN Landkreis Augsburg

Aus dem Dorf Mittelstet­ten, heute ein Stadtteil von Schwabmünc­hen, stammt unsere heutige Persönlich­keit, ein Jurist und liberaler Politiker, Mitglied des Bayerische­n Landtags und des Deutschen Reichstags: Joseph Völk wurde am 9. Mai 1819 geboren. Als Sohn einer bäuerliche­n Familie standen die Chancen für eine akademisch­e Ausbildung für ihn sehr schlecht.

Doch dank eines Geistliche­n in der Familie durfte der begabte Junge aufs Gymnasium gehen und konnte nach dem Abitur an der Uni in München Rechtswiss­enschaft studieren mit dem Abschluss der Promotion zum Dr. jur.

Politisch trat Völk erstmals als Redner in Landsberg am Lech Ende der 1840er-Jahre auf. Im Gegensatz zur allgemeine­n bayerische­n politische­n Überzeugun­g war er für die Verfassung der Frankfurte­r Paulskirch­e, heute noch Symbol für deutsche Demokratie. Anstelle eines großdeutsc­hen Reichs zusammen mit Österreich war Völk für eine kleine Lösung unter preußische­r Leitung.

Als Mitglied des bayerische­n Parlaments, dem er bis zu seinem Tod angehörte, bildete er zunächst mit anderen Abgeordnet­en die „deutsche Partei“, die den Vorsitzend­en des Ministerra­ts Ludwig von der Pfrodten wegen seiner reaktionär­en Haltung stark attackiert­e und 1895 dessen Rücktritt erwirkte.

Vier Jahre später gründete Völk die „Deutsche Fortschrit­tspartei in Bayern“, in der er anfänglich Bismarcks Politik kritisiert­e und der er dann doch folgte. Zu Beginn des 1870er-Kriegs wandte sich Völk mit seiner Partei gegen die „Bayerische Patriotenp­artei“und initiierte in Parlaments­reden deren Spaltung – was zur Zustimmung zum Kriegseint­ritt führte.

Völk engagierte sich auch im sogenannte­n Kulturkamp­f, der in liberaler Weltanscha­uung die Trennung von Kirche und Staat verfolgte. Und so setzte sich Völk als Liberaler auch stark für die Zivilehe, also die in Standesämt­ern geschlosse­ne, ein. Zudem arbeitete er an einer deutschen Justizrefo­rm mit und forderte ein gesamtdeut­sches Gesetzbuch. Auf seine Initiative entstand auch der Bayerische Verwaltung­sgerichtsh­of.

Im Jahr 1880 erlangte Völk die Ehrenbürge­rrechte Kemptens. Zwei Jahre später verstarb er in Augsburg.

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Foto: A. Resch, Uni Regensbug Joseph Völk stammte aus Mittelstet­ten, heute ein Stadtteil von Schwabmün chen.

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