Schwabmünchner Allgemeine

„Wir können die Stichstraß­en nicht bezahlen“

Einige Anlieger der Nebenerwer­bssiedlung in Lagerlechf­eld sind von der vergangene­n Sitzung des Gemeindera­tes enttäuscht. Warum sie gegen die Pläne des Gremiums sind

- VON ANJA RINGEL

Viele Anwohner der Nebenerwer­bssiedlung sind erzürnt: über die Pläne der Gemeinde und das Verhalten des Gemeindera­tes. „Wir können und wollen die Stichstraß­en nicht bezahlen“, sagt Carmen Unterstab. Ihre Familie wohnt in der südlichen Schlesiers­traße im Lagerlechf­elder Ortsteil. Nach den Plänen der Gemeinde sollen in ihrer Straße sowie in der Bayern- und Sudetenstr­aße Stichstraß­en entstehen, um eine geregelte Nachverdic­htung zu ermögliche­n.

Eine der Stichstraß­en ist südlich der Schlesiers­traße vorgesehen. Andreas Fronius, einer der Anwohner, erklärt, dass auf der einen Seite der Stichstraß­e nie Häuser gebaut werden könnten. Der Bereich sei eine Ausgleichs­fläche für die B 17 und ein Biotop. Auf der anderen Seite – der südlichen Schlesiers­traße – sind laut Fronius fünf von sieben Anwohner gegen eine Stichstraß­e. Unterstab sagt, dass in absehbarer Zeit nur ein Anlieger in ihrer Straße bauen möchte. Sie hat ihr Haus zusammen mit ihrem Ehemann Simon Unterstab in zweiter Reihe gebaut und privat erschlosse­n. Das sei auch bei den anderen Grundstück­en möglich. Laut Fronius müsste trotz Stichstraß­e der Weg von der neuen Straße zum Haus privat erschlosse­n werden.

Sorgen macht Carmen Unterstab auch der große finanziell­e Aufwand: „Wir sind junge Familien, woher sollen wir das Geld nehmen?“, fragt sie. Die Bewohner müssen sich laut Gemeinde an den Kosten der neuen Straßen beteiligen. Beide Familien sagen außerdem, dass sie sich be- für die Nebenerwer­bssiedlung als Wohnort entschiede­n haben, da ihre Kinder dort mit einem großen Grundstück und Natur außen herum viel Platz zum Spielen haben. Durch die geplante Nachverdic­htung werde dieser Siedlungsc­harakter zerstört. Sie erklären zudem, dass sie nur gegen die Stichstraß­en, nicht gegen einen Bebauungsp­lan sind. Dinge wie die Dachausric­htung können laut Fronius gerne geregelt werden.

Beide Familien waren auf der vergangene­n Gemeindera­tssitzung, in der die Anliegen der öffentlich­en Träger und Bürger zum Bebauungsp­lan vorgetrage­n wurden. Sie sind enttäuscht, dass nur eine Zusammenfa­ssung aller Bürgereins­prüche vorgelesen wurden. „Es hat viel Arbeit gemacht, einen sinnigen und sachlichen Brief zu schreiben“, sagt Carmen Unterstab.

Ihr Mann hat den Eindruck, dass die Anliegen der Anwohner nicht beachtet wurden. Er kritisiert zudem die Informatio­nspolitik der Gemeinde: Änderungen der Pläne erfahre er nie von Untermeiti­ngen selbst, sondern nur aus der Zeitung. Fronius fordert, dass der Gemeindewu­sst rat den Bebauungsp­lan stoppt und mit den Bürgern noch einmal darüber spricht.

„Ich habe das Gefühl, dass unsere Wünsche ignoriert werden“, sagt Renate Singler. Sie wohnt mit ihrer Familie in der Sudentenst­raße. Ihr Schwiegers­ohn Ronny Singler sagt, dass die Anlieger nie gefragt wurden, ob sie die geplante Nachverdic­htung wollen. Sein Schwiegerv­ater Valentin Singler ergänzt, dass nur wenige Gemeinderä­te in der Nebenerwer­bssiedlung waren, um sich die Situation vor Ort anzuschaue­n. Die Diskussion hat laut Renate Singler dazu geführt, dass die Bewohner der Siedlung nun zerstritte­n sind. Die Stichstraß­en würden für einige Grundstück­e eine Aufwertung bedeuten. Man gehe sich aus dem Weg und grüße nicht mehr.

Für die geplante neue Straße müsste die Familie 70 Quadratmet­er ihres Grundstück­es verkaufen. Valentin Singler sagt, dass er keinen Nutzen von der Straße hat, für die Erschließu­ng jedoch viel Geld zahlen muss. Zudem sei er als Anlieger für die Straße mitverantw­ortlich und müsse im Winter zum Beispiel Schnee schippen. Ronny Singler ist gegen die geplante maximale Nachverdic­htung, nicht gegen eine ordentlich­e Bebauung. Er wolle weiterhin einen größeren Garten, auf dem er zum Beispiel eigene Kartoffeln anbauen kann.

Erich Schlehuber, Anwohner der Bayernstra­ße, ist ebenfalls ein Gegner der Stichstraß­en. Diese seien eine unnötige Grundverba­uung. Es handle sich schließlic­h um private Gartengrun­dstücke und nicht um ein freies Feld. Schlehuber wünscht sich eine Veranstalt­ung, bei der beide Parteien zusammenko­mmen und die Bürger selbst reden dürfen und nicht nur zuhören müssen.

Er hat bereits einen Brief geschriebe­n, in dem er die Untermeiti­nger Gemeinderä­te bittet, auf die Stichstraß­en zu verzichten. Das Schreiben unterzeich­neten auch andere Anwohner. Die Familien Unterstab, Fronius und Singler wollen ebenfalls gegen den neuen Bebauungsp­lan Einspruch einlegen. „Wir wollen einfach nur unsere Ruhe, es reicht jetzt“, sagt Carmen Unterstab.

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Foto: Anja Ringel Eine der geplanten Stichstraß­en soll durch den Garten von (von links) Valentin und Ronny Singler gehen. Dafür müssten die Hecke und das Gartenhäus­chen weichen.

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