Herzschwäche frühzeitig erkennen und behandeln
Dr. Anselm Sellier, Chefarzt der Kardiologie, spricht in Schwabmünchen über Herzinsuffizienz
Schwabmünchen/Bobingen Laut Deutscher Herzstiftung wurden 2015 rund 445 000 Patienten mit einer Herzschwäche ins Krankenhaus eingeliefert. Dabei ist Herzschwäche eigentlich keine eigenständige Krankheit, sondern die Folge von anderen Herzerkrankungen. Dr. Anselm Sellier, Chefarzt der Kardiologie der Wertachkliniken, informiert über die Ursachen, die Symptome und die Folgen.
Was versteht man unter einer Herzschwäche und was sind die Ursachen?
Dr. Anselm Sellier: Ein geschwächtes Herz hat eine geringere Pumpkraft. Das heißt, es kann nicht mehr genügend Blut, und damit Sauerstoff und Nährstoffe, durch den Körper pumpen. Organe wie Leber und Nieren, auch Muskeln und nicht zuletzt das Gehirn werden nicht mehr ausreichend versorgt. Die Symptome sind deshalb meist
Atemnot und eine geringere Leistungsfähigkeit sowie geschwollene Beine mit Knöchelödemen, also Wassereinlagerungen.
Ist das mit zunehmendem Alter nicht ganz normal?
Dr. Sellier: Nicht unbedingt. Und falls die Ursache eine Herzschwäche ist, beeinträchtigt sie nicht nur die Lebensqualität im Alltag, sondern kann auch lebensbedrohlich sein. ist es so wichtig, die Symptome zu kennen und rechtzeitig zum Arzt zu gehen. Denn die Herzinsuffizienz kann medizinisch behandelt werden, und je früher ein schwaches Herz behandelt wird, desto größer sind die Chancen, die Lebensqualität zu erhalten und den ansonsten unter Umständen lebensbedrohlichen Verlauf der Krankheit zu verhindern.
Wie entsteht eine Herzschwäche?
Dr. Sellier: Die Herzschwäche oder Herzinsuffizienz ist keine eigenständige Krankheit, sondern die Folge anderer Herzerkrankungen. Man spricht von der akuten Herzschwäche, wenn sie durch ein plötzliches Ereignis wie beispielsweise einen Herzinfarkt oder eine Lungenemboaber lie auftritt. Im Gegensatz dazu entwickelt sich eine chronische Herzschwäche langsam, im Laufe von Monaten oder Jahren. Ursache ist meist eine koronare Herzkrankheit, bei der die Herzkranzgefäße das Herz selbst nicht mehr ausreichend mit Blut versorgen, sowie Bluthochdruck. Aber auch Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelentzündungen und Herzklappenkrankheiten sind beispielsweise mögliche Ursachen.
Was kann man zur Vorsorge tun? Und welche Therapien gibt es?
Dr. Sellier: Im Vorfeld ist es sinnvoll, die Risikofaktoren so weit als möglich zu verringern. Dazu zählen beispielsweise der Nikotinverzicht, die gesunde Ernährung und eine regelDeshalb mäßige Bewegung. Außerdem sollten Risikofaktoren wie Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Zuckerkrankheit konsequent medizinisch therapiert werden. Eine bereits bestehende Herzinsuffizienz kann je nach Schweregrad medikamentös behandelt, das Herz mit Hilfe verschiedener Systeme unterstützt oder mit einem Herzschrittmacher therapiert werden. Um die richtige Behandlungsmethode zu wählen, ist es jedoch wichtig, zunächst durch gezielte Untersuchungen die genaue Ursache der Herzschwäche festzustellen. Der Vortrag findet am heutigen Mitt woch um 19.30 Uhr im Ferdinand Wagner Saal in Schwabmünchen, Fug gerstraße 20, statt. Der Eintritt ist frei.