Überwintern im Hallenbad
Im Sommer am See ist es einfach: Hose runter, Badehose an und eingetaucht in die Fluten!
Im Winter wird das „Ins-Wasser-Gehen“mühsam. Das fängt im Hallenbad schon im Umkleideraum bei der Wahl des „richtigen“Spinds an. Mist, ich hatte doch immer Nummer 125, warum ist dieser jetzt schon wieder besetzt? Und dann, Jacke, Pulli, Hemd auf den Bügel hängen, die Schuhe ordentlich reinstellen und dann nicht vergessen, den Spind abzusperren. Und jetzt nur nicht auf dem frisch geputzten Fliesenboden ausrutschen! Mensch, wieder alle Liegen besetzt! Ach ja, heute ist Samstag, da stehen die Badenden so dicht gedrängt im wohltemperierten Wasser wie die Inder im Ganges. Schwimmen ist schwierig, sich einfach von der Halle ins Freie schubsen lassen ist einfacher. Im Outdoor-Becken kommt aus einer Röhre in Intervallen warmes Wasser mit dickem Strahl geschossen. Das ist ideal für die Massage der Halswirbel. Aber da steht schon einer drunter und macht nicht die geringsten Anstalten, nach – sagen wir – drei Minuten den Platz für den ostentativ Wartenden zu räumen. Mist! Das Ding geht ja erst in dreißig Minuten wieder an.
Jetzt schwimme ich wieder „Indoor“und schaue, ob der Sprudel in der kleinen Grotte an ist. Aber da sitzen schon drei mürrisch dreinblickende Damen drin und ich möchte mich nicht der Gefahr aussetzen, als „Stalker“wahrgenommen zu werden. Denn hier wird alles überwacht. Auf einer Kanzel sitzen drei Bademeister und beobachten akribisch zwölf Stunden lang das Badegeschehen auf Monitoren. Aber wenigstens sind die Warmwasserdüsen an, mit deren Hilfe die unteren Lendenwirbel massiert werden können. Nach etwa einer halben Stunde Planschen kommt mein Höhepunkt des Besuchs im „Spaßbad“: die Dusche. Natürlich habe ich zu Hause auch eine Dusche, aber da muss ich den Schlauch mit dem Duschkopf selber halten und hier stelle ich mich einfach darunter und genieße das heiße Wasser auf meinem Kopf.
Ob Sie’s glauben oder nicht, ein idealer Platz für Meditation oder kreatives Gedanken- und Ideenkribbeln. Die sieben Euro Eintritt würde ich allein für diese Dusche bezahlen. Und als waschechter Augschburger sehe ich es nicht ungern, wenn einer sein Duschgel stehen gelassen hat.
Ganz ehrlich: Würde nach Königsbrunn auch das andere „Spaßbad“schließen, der Winter wäre noch schlimmer.
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.