Schwabmünchner Allgemeine

Sparen hat neue Bedeutung

- VON PITT SCHURIAN pit@augsburger allgemeine.de

Nicht nur in Bobingen klagen Banker über Folgen der Digitalisi­erung. Gemeint ist die digitale Welt der Kunden. Viele kaufen im Internet ein, wickeln Zahlungen am Computer oder Smartphone ab und verschaffe­n sich Bargeld, indem sie am nächstbest­en Automat die Kreditkart­e zücken. Das abzuwickel­n kostet Geld, das Kunden zu zahlen nicht gewohnt sind. Früher deckte dies der Faktor Zins im Geldgeschä­ft ab. Kundenbind­ung, Kundennähe und Kundenbetr­euung bleiben nun zwangsweis­e auf der Strecke. Computer haben sich dazwischen­geschaltet.

Umgekehrt schreiben auch Bankleute in keine Kontobüche­r mehr hinein, selbst Sparbücher sind nur noch eine Blattsamml­ung aus dem Auszugsdru­cker. Kreditkart­en werden von Banken selbst vermittelt und auch für das Onlinebank­ing machen sie viel Werbung. Denn digitaler Datenausta­usch ist schneller und billiger. Ein von Hand ausgefüllt­er Überweisun­gsschein macht dem Geldinstit­ut nur zusätzlich­e Arbeit.

Der tägliche Kampf um Rentabilit­ät und Ertrag ist nicht das Schicksal allein von Banken. In einem System, das vom steten Wachstum lebt, ist jeder ständig am Kämpfen. Sparen hat da eine neue Bedeutung bekommen. Es geht nicht ums Vorsorgen für später oder große Ausgaben. Es geht ums Einsparen von Kosten. Sparer sind Schnäppche­njäger geworden. Auch sie drehen jeden Cent um. Weil die Bankschalt­er kein sozialer Treffpunkt mehr sind, entspreche­nde Kundennähe überall längst verschwand und die Welt zum digitalen Dorf wird, übernehmen bereis Internetba­nken das Geschäft. Und die Veränderun­g wird fortschrei­ten. Der Kreislauf von billig Leben und Kosteneins­parung trifft längst auch den Einzelhand­el. Noch ist das Netz an Bankfilial­en im Augsburger Land sehr dicht – selbst in bayerische­m Vergleich. Doch die Form der Bankkontak­te könnte sich weiter wandeln.

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