Schwabmünchner Allgemeine

Von Katzenhirn bis Hollywood Millionen ergaunert

Im Fernweh-Park finden sich 3000 Schilder und die Autogramme vieler Stars Versicheru­ngsbetrug in mehr als 1000 Fällen

- Oberkotzau Schweinfur­t

Von Berlin nach Seoul, von Sydney nach Dubai, vom Broadway an den Hollywood Boulevard in nur wenigen Schritten – das geht jetzt im oberfränki­schen Oberkotzau im neuen Fernweh-Park. Früher als erwartet wurde der Schilderwa­ld fertiggest­ellt, und die letzte von 12000 Schrauben eingedreht. Nun hängen knapp 3000 Schilder.

Bereits während der Bauphase zog die Attraktion täglich Besucher an. Initiator Klaus Beer ist zuversicht­lich, dass die Resonanz künftig noch größer sein wird als am alten Standort. Im Frühjahr hatte der Fernweh-Park Hof nach 18 Jahren verlassen – Betreiber und Stadt konnten sich nicht wegen einer Erweiterun­g einigen. Auf mehr als tausend Quadratmet­ern dürfen sich Besucher nun künftig in Oberkotzau wegträumen in ferne Länder, nach Neuseeland, Asien oder Afrika. Daneben tauchen auch inländisch­e Kuriosität­en auf, nämlich Ortsnamen wie „Katzenhirn“(Unterallgä­u), „Hundeluft“oder „Oberholzkl­au“.

Inspiriert zu dem Projekt habe ihn der „Sign Post Forest“in der kanadische­n Stadt Watson Lake, erzählt der 66-Jährige. Mit mehr als 70 000 Schildern ist der zwar um ein Vielfaches größer als der FernwehPar­k in Oberkotzau, doch bietet dieser eine Besonderhe­it. Zwischen den Schildern hätten sich auch Menschen aus aller Welt verewigt, um ein Zeichen zu setzen „gegen Rassismus, für eine friedvolle­re Welt und für die Erhaltung der Lebensräum­e auf unserem Planeten.“

Im Parkabschn­itt „Signs of Fame“hängen mehr als 300 handsignie­rte Schilder von berühmten Persönlich­keiten. Darunter Sportler wie Sepp Maier und Dirk Nowitzki, Schauspiel­erinnen wie Veronica Ferres und Iris Berben und Hollywood-Stars wie Denzel Washington und Roger Moore.

Im Schweinfur­ter Prozess um Versicheru­ngsbetrug in Millionenh­öhe sind alle vier Angeklagte­n mit Bewährungs­strafen davongekom­men. Darauf hatten sich die Prozessbet­eiligten im Vorfeld verständig­t, im Gegenzug brachen die Angeklagte­n ihr Schweigen. Sie gaben zu, jahrelang von mehreren Versicheru­ngen mit fingierten Abschlüsse­n teurer Renten- und Lebensvers­icherungen hohe Provisione­n ergaunert zu haben. Die Richter verurteilt­en die vier Versicheru­ngsvermitt­ler, allesamt Quereinste­iger in die Branche, am Montag zu Haftstrafe­n zwischen 16 Monaten und zwei Jahren auf Bewährung.

Um an die Provisione­n für die Verträge zu kommen, hatten die Männer in mehr als 1000 Fällen Kunden mit einer beitragsfr­eien Zeit gelockt. In den ersten Monaten zahlten die Männer selbst die Versicheru­ngsbeiträg­e ihrer Kunden. Nach Ablauf der so vereinbart­en beitragsfr­eien Zeit konnten die Versicheru­ngsnehmer entscheide­n, ob sie die Abschlüsse stornieren oder weiterlauf­en lassen wollten. Die meisten stornierte­n. Die Provisione­n hatten die etwa ein Dutzend betroffene­n Versicheru­ngen zu dem Zeitpunkt aber in weiten Teilen schon ausgezahlt. Der Anklage zufolge handelte es sich dabei um mehr als 3,5 Millionen Euro.

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Foto: Nicolas Armer, dpa Der Fernweh Park ist nach Oberkotzau umgezogen.

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