Schwabmünchner Allgemeine

Zur Freiheit im Freistaat

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine

Ein bayerische­r Nationalfe­iertag? Wenigstens einmalig zum 100. Geburtstag des Freistaats am 8. November 2018? So schön die Idee von SPD-Fraktionsc­hef Rinderspac­her auch war, so trocken war die Abfuhr, die er von Staatssekr­etär Eck erhielt. Zwar konnte sich die Staatsregi­erung zu der Aussage durchringe­n, dass sie „in den historisch­en Ereignisse­n vom 7./8. November 2018 eine der tiefsten und positivste­n Zäsuren der bayerische­n Geschichte im Verlauf der letzten zwei Jahrhunder­te“sieht. Der Rest der Antwort aber ist amtsschimm­elige Behördenly­rik, die in seltsamen Sätze gipfelt, in denen von „einer wissensbas­ierten Affirmatio­n der Kernelemen­te der freiheitli­chdemokrat­ischen Grundordnu­ng“die Rede ist.

Abgesehen davon, dass im Landtag kein Mensch glaubt, dass der brave Staatssekr­etär Eck sich diese Antwort selbst ausgedacht hat, muss festgehalt­en werden, dass sie insgesamt am Thema vorbeigeht. Ist unser schöner Freistaat nicht einmal frei genug, um sich zur Feier seiner Freiheit einmal in 100 Jahren ein Tag freizunehm­en? Das ist die entscheide­nde Frage, die eben nicht beantworte­t wird.

Historisch­e Tatsache jedenfalls ist, dass der Revolution­är Kurt Eisner am 7. November 1918 weder im Innenminis­terium oder gar bei König Ludwig III. angefragt hat, ob er am 8. November 1918 den Freistaat Bayern proklamier­en darf. So gesehen hat auch die SPD einen Fehler gemacht: Sie hätte nicht erst die Staatsregi­erung, sondern gleich den Landtag fragen sollen – so wie sich das gehört in einer Republik.

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