Schwabmünchner Allgemeine

Das Geständnis des Catalin C.

40-jähriger Fernfahrer gibt zu, in den Weinbergen bei Freiburg eine Joggerin vergewalti­gt und getötet zu haben. Er könne sich die Tat nicht erklären

- Freiburg

Seit dem Mord an der Joggerin in Endingen bei Freiburg hat Catalin C. zur Tat geschwiege­n. Erst zum Prozessauf­takt bricht er sein Schweigen. Der Familienva­ter und Berufskraf­tfahrer aus Rumänien legt vor dem Landgerich­t Freiburg ein Geständnis ab. In dem Strafproze­ss sitzt der 40-Jährige den Eltern, dem Bruder und dem Ehemann der Ermordeten direkt gegenüber. Und äußert sich erstmals zu dem Verbrechen, das Ermittler als besonders grausam bezeichnen. Beim Angeklagte­n, da sind sich Polizei und Staatsanwa­lt sicher, handelt es sich um einen Mehrfachmö­rder.

Catalin C. betritt in Handschell­en und schwer bewacht den Gerichtssa­al. Ein schmächtig­er Mann, der nach unten schaut und Blickkonta­kt vermeidet. Als er von der Vorsitzend­en Richterin Eva Kleine-Cosack angesproch­en wird, lässt er seinen Anwalt Klaus Malek eine per- sönliche Erklärung verlesen. Es ist das Geständnis des Angeklagte­n, diktiert vor wenigen Tagen im Gefängnis. Fragen will er nicht beantworte­n.

Vorgeworfe­n werden dem Mann Mord und besonders schwere Vergewalti­gung. Er soll die junge Frau vor rund einem Jahr in Endingen in einem kleinen Waldstück in den Weinbergen vergewalti­gt und getötet haben. Zudem wird ihm der Mord an einer 20 Jahre alten französisc­hen Austausch-Studentin aus Lyon im Januar 2014 im rund 400 Kilometer von Endingen entfernten Kufstein in Österreich zur Last gelegt. An beiden Tatorten waren Spuren von ihm gefunden worden. Beide Taten ähneln sich, sagt die Polizei.

„Mein Leben in den letzten Jahren war deprimiere­nd“, lässt Catalin C. erklären. „Gelebt und gewohnt habe ich im Lastwagen.“Der Be- rufskraftf­ahrer und Familienva­ter, dessen Frau und Kinder in seiner Heimat Rumänien leben, hielt sich zuletzt allein in der Nähe von Freiburg auf, arbeitete dort bei einer Spedition. Dem psychiatri­schen Gutachter sagte er, er habe in der Zeit vor der Tat viel getrunken – ein bis zwei Flaschen Wein pro Tag.

An einem regnerisch­en Sonntagnac­hmittag Anfang November vergangene­n Jahres, so gesteht er, war er in den Weinbergen des 9000 Einwohner zählenden Ortes Endingen, als die 27 Jahre alte Joggerin seinen Weg kreuzte. Sie war alleine unterwegs, drei Kilometer ihrer Laufstreck­e hatte sie bereits hinter sich. Täter und Opfer kannten sich nicht. Ihre Leiche wurde erst Tage später gefunden. Vor der Tat habe er Alkohol getrunken, erklärt Catalin C., was seine Schuld nicht mindere. „Ich bin fassungslo­s über das, was geschehen ist.“Erklären könne er sich die Tat bis heute nicht. „In mir war Aggression, aber kein sexuelles Verlangen.“Er habe die Frau mit einer Schnapsfla­sche geschlagen. Weiter habe er keine Erinnerung. Die Liste der Grausamkei­ten listet in der Anklage Oberstaats­anwalt Tomas Orschitt auf. Der Mann habe die wehrlose Frau von dem Weg 70 Meter ein abschüssig­es Waldstück hinunterge­schleift an einen Ort, der vom Weg aus nicht einsehbar war. Dort habe er die Frau vergewalti­gt und mit mehreren wuchtigen Schlägen getötet.

Der Prozess wird fortgesetz­t. Ein Urteil will das Gericht Ende Dezember sprechen. Danach prüft die Justiz in Österreich das weitere Vorgehen. Für einen zweiten Prozess, dann in Österreich, würde Deutschlan­d den Mann an das Nachbarlan­d ausliefern. Das Freiburger Urteil müsse aber erst rechtskräf­tig sein, sagt ein Justizspre­cher.

 ?? Foto: Patrick Seeger, dpa ?? Catalin C. aus Rumänien hat ein Geständnis abgelegt: Er soll eine Joggerin in Endingen bei Freiburg getötet haben.
Foto: Patrick Seeger, dpa Catalin C. aus Rumänien hat ein Geständnis abgelegt: Er soll eine Joggerin in Endingen bei Freiburg getötet haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany