Schwabmünchner Allgemeine

Das Ende eines Teenie Schwarms

David Cassidy verzückte mit der TV-Serie „Die Partridge Familie“die Mädchen. Umso tragischer ist sein Tod

- VON RUPERT HUBER Fort Lauderdale

Dieser verträumte Blick, die gepflegte LanghaarFö­hnfrisur und ein Erscheinun­gsbild so freundlich, dass in den 70er Jahren jede amerikanis­che VorortMutt­er ihre Teenie-Tochter dem Jüngling anvertraut hätte. Es war, als hätte die von angejahrte­n Hippies verstörte Elternwelt auf einen wie David Cassidy gewartet.

Um den hübschen David zum Star zu machen, bedurfte es einer TV-Serie, die klassisch mit Kinderscha­r daherkam, aber immerhin eine verwitwete Mom aufbot, die die Rasselband­e in Schach hielt. „Die Partridge Familie“, Geschichte­n rund um eine Familien-PopBand, startete im September 1970 und schlug prompt ein. Was auch an „I Think I Love You“liegt, das die Kids hier in der Garage einspielte­n und ihnen einen Plattenver­trag bescherte. Wer heute noch den trickreich­en Text der Nummer auswendig kennt, verdient Respekt.

Da war es egal, dass Profis die Instrument­e spielten. Auch David Cassidy als ältester Sohn musste erst seine Mikro-Tauglichke­it beweisen. Das war damals so, dass Bands für Comedy-Serien nach einem bestimmten Rollensche­ma gecastet wurden und nicht nach Musikalitä­t. Was etliche Jahre zuvor die unterschät­zten Monkees („I’m A Believer“) erlebten, bei denen der kleine Davy Jones als Typ „Süßer Boyfriend“durchgehen sollte. Aber was trotz der Hits nicht recht funktionie­rte. Probleme bekam auch die Partridge Family, deren Erfolg nach ausverkauf­ten Welttourne­en – 25 Millionen verkaufter Schallplat­ten – so schnell dahinschmo­lz wie Eiscreme unter der Sonne Kalifornie­ns. Cassidy jedoch etablierte sich als Solokünstl­er – ob romantisch wie mit der Ballade „Cherish“oder halbherzig hart wie in „Rock Me Baby“. Mehrere Solo-Alben sicherten ihm den Platz im Rampenlich­t.

Den konnte er nur mühsam behaupten. Der Entertaine­r hatte in zunehmende­m Alter viel von seiner Attraktivi­tät eingebüßt. Sein einstmals jungenhaft­er Charme verlor den Kampf gegen die Strapazen seines Privatlebe­ns. David Cassidy, der dreimal verheirate­t war, litt an Alkoholism­us und Geldproble­men.

Im Februar hatte er angekündig­t, sich wegen zunehmende­r Demenz ins Privatlebe­n zurückzuzi­ehen. „Ein Teil von mir wusste immer, dass das irgendwann auf mich zukommt“, sagte er. Schon sein Großvater und seine Mutter hätten an Demenz gelitten. Jetzt starb David Cassidy, der vor wenigen Tagen mit Organversa­gen in eine Klinik eingeliefe­rt worden war, in Fort Lauderdale mit 67 Jahren.

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Zweimal David Cassidy: Das Schwarz Weiß Foto zeigt ihn 1972, das Bild rechts bei einem Auftritt im November 2008 in London.
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Fotos: dpa, Stringer

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