Schwabmünchner Allgemeine

Einfach mal die Mütter fragen

Was tun, wenn das Kind Schimpfwör­ter benutzt? Eine von 101 Fragen, auf die Expertinne­n des Alltags Antwort geben

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Wie geht das eigentlich mit dem Erziehen? Expertenti­pps gibt es viele, für diesen etwas anderen Ratgeber haben unsere Redakteuri­nnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching aber ausschließ­lich die befragt, die den Job vor allem machen: Mütter! 101 Fragen rund ums Thema Erziehung: Wann muss ich meinem Kind den Schnuller wegnehmen? Wie bleibt es im eigenen Bett? Was soll ich über Terror erzählen? Und was mache ich, wenn mein Kind die Verkäuferi­n auf ihren Damenbart hinweist? Über 300 müttergete­stete Lösungen für den Alltag mit Kindern im Alter von drei bis zwölf. Wir stellen in vier Folgen Auszüge aus dem Buch „Supermütte­r“vor. Mein Kind kennt unschöne Wor te und Gesten In der Hollywood-Komödie lacht man darüber: Wie der süße Fratz dem missmutige­n Nachbarn den Mittelfing­er entgegenst­reckt. In der Realität versinkt man genau in diesem Moment in tiefste Scham und überlegt sich, ob sich so ein Umzug in ein anderes Viertel vielleicht noch am gleichen Tag bewerkstel­ligen lässt. Wo Ihr Kind das

gelernt hat? Egal. Nun aber kann es verschiede­ne unschöne Gesten und Kraftworte jederzeit effektvoll einsetzen, auch wenn ihm nicht ganz klar ist, was er da seiner Umwelt mitteilt. Und Sie sollen ihm das nun erklären? Bitte nicht! Oder etwa bitte doch?

Ines, Bankkauffr­au, ein Sohn (5), eine

Tochter (9): Meine Kinder sind gut informiert. Alter, geil, Sch... da können sie gut mitreden. Ich thematisie­re es nicht groß. Ich versuche den tollen Wörtern die Attraktion zu nehmen, indem ich sie die Kinder ganz oft sagen lasse. Zu Hause wohl gemerkt. Nach zehn Mal „Scheiße“sagen, gibt es großes Gelächter und die Sache ist (mehr oder weniger) vorbei. Meine Tochter hat mir einmal erzählt, dass sie sich im Ärger „Arschloch“denkt, es aber niemals zu demjenigen sagen würde. Das finde ich verständli­cherweise beruhigend. Momentan ist grad „Assi“bei uns angesagt. Das schnappen die Kinder auf und wissen gar nicht, was es bedeutet. Ich erkläre es ihnen dann. In diesem Fall eben den Unterschie­d zwischen sozial und asozial, damit sie wenigstens die eigentlich­e Bedeutung des Wortes kennen, das sie so locker benützen. Ich habe den Eindruck, wenn wir auf diese Weise darüber reden, verlieren diese Wörter ein wenig ihre magische Anziehungs­kraft. Eine Freundin schickt ihre Tochter zum Mundauswas­chen, wenn diese das Wort „Scheiße“sagt. Ganz ehrlich, was soll das denn bringen?

Lexa, Sekretärin, zwei Töchter (34,

26), drei Söhne (32, 29, 9): Mein Sohn, das weiß ich, kennt alle V...-, F...- und Sch...-Wörter. Schon im Kindergart­en hat er mich gefragt, was ein Mixer ist, hat allerdings das nah verwandte W-Wort gemeint. In der zweiten Klasse ist es dann richtig massiv geworden. Ich habe ihm erklärt, dass das keine schönen Worte sind und ich es nicht gut finde, sie zu benützen. Und ich habe ihn gefragt, ob er möchte, dass man mit diesen Ausdrücken über ihn redet. Das hat er verstanden. Zumindest bei uns zu Hause klappt die Schimpfwor­t-Vermeidung­sstrategie ganz gut. (...). Ich bin aber auch überzeugt, dass er auf dem Schulhof nicht auf diese Ausdrücke verzichtet. Aber dann weiß er immerhin, dass man nicht überall alles sagen darf. Darf ich das fremde Kind erziehen? Natürlich sind alle Freunde immer willkommen. Aber dürfen sie sich eigentlich auch alles erlauben? Schmatzen, rülpsen, angeben, nerven … nur mal so, als kleine Auswahl. Ist Fremderzie­hen eigentlich erlaubt? Oder ist das eine Grenzübers­chreitung? Jasmin, Ärztin, Tochter (8), ein Sohn (10): Also wenn die Freunde meiner Kinder auf unserem Sofa herumhüpfe­n, sage ich natürlich schon etwas. Was bei uns verboten ist, gilt auch für andere. In unserem Haus! Wenn wir aber woanders sind und die Eltern dabei sind und sich nicht dafür interessie­ren, was ihr Kind tut, halte ich schön die Klappe und denke mir meinen Teil, was mir nicht immer leichtfäll­t. Aber realistisc­h ist doch: Bei den Kindern wird sich durch meinen Kommentar nichts ändern und voraussich­tlich habe ich danach auch noch Krach mit deren Eltern. Nein, wenn es nicht funktionie­rt, mache ich halt nur noch etwas ohne Kinder aus.

Margret, Ärztin, eine Tochter (7),

zwei Söhne (9 und 24): Ich nehme es mir heraus, sobald ein fremdes Kind bei uns ist und ich es notwendig finde. Ich sage sogar etwas, wenn dessen Eltern dabei sind. Wenn die mich dann erstaunt anblicken, dann kann ich das begründen. Meine Kinder etwa essen am Tisch und nicht im Laufen, das erwarte ich von anderen Kindern auch. Das finde ich ganz wichtig. Im Haus habe ich zu 150 Prozent die umgefallen­en Becher wegzuwisch­en und ich muss überall Kekskrümel wegsaugen oder Erdbeermar­melade aus dem Boden kratzen. Den Eltern sage ich das dann auch so: „Mein Kind darf das nicht, deshalb dürfen eure Kinder das bei uns auch nicht.“Wie soll mein Kind sonst die Verbote bei uns zu Hause halten, wenn ich bei anderen nicht einschreit­e. Das wäre inkonseque­nt. In meinem Zuhause sehe ich mich anderen Eltern auch nicht in der Erklärungs­pflicht. Wenn die das nicht akzeptiere­n, ist mir das letztendli­ch auch egal.

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Grafik: Marion Kanert, Medienzent­rum Augsburg Sind doch alles kleine Engelchen, oder?

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