Schwabmünchner Allgemeine

Der Deutsche, der Muhammad Ali forderte

Karl Mildenberg­er boxte 1966 gegen die amerikanis­che Legende. Zuvor wurde er noch als „Karl der Flache“verspottet. Heute wird er 80 Jahre alt

- Kaiserslau­tern

Wer Karl Mildenberg­er sagt, denkt an Muhammad Ali. Denn das Duell gegen den Größten der Szene war in Mildenberg­ers Karriere als Boxer wohl dessen aufregends­ter Kampf. Mehr als 51 Jahre liegt das legendäre WM-Duell im Frankfurte­r Waldstadio­n zurück. Mildenberg­er verlor gegen den Weltmeiste­r durch technische­n K. o. in der zwölften Runde. Am Donnerstag wird der Pfälzer 80 Jahre alt.

„Karl Mildenberg­er hat einen Platz in den Herzen der Boxer sicher. Es ist schön, wenn seine Leistungen in Erinnerung bleiben“, sagt Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxe­r (BDB). „Früher hatte ich regelmäßig Kontakt mit ihm. Es geht ihm wohl nicht so gut. Ich wünsche ihm alles Gute“, sagt Jean-Marcel Nartz, langjährig­er Matchmaker der deutschen Boxställe Sauerland und Universum und einer der größten Insider des Faustkampf­es. „Ich habe Mildenberg­ers Kampf gegen Ali gesehen und auch seinen Auftritt gegen Henry Cooper in London.

Er war einer der größten deutschen Boxer der 60er Jahre“, würdigte Nartz den Jubilar.

Dass der Lauterer dem übermächti­gen Ali am

10. September 1966 bis in die zwölfte Runde der damals noch über 15 Runden ausgetrage­nen Titelkämpf­e Paroli bieten konnte, hatte die Fachwelt überrascht. Experten sagten einen K.-o.-Sieg des Champions in den ersten drei Runden voraus. Was Ali aber nicht mochte: Mildenberg­er war Rechtsausl­eger. Mit den Anders-rumBoxern hatte der Größte gelegentli­ch Probleme. Ali adelte den Deutschen und meinte, er sei „der zweitschne­llste Schwergewi­chtler der Welt und der am besten aussehende weiße Boxer“. Wer der Schnellste und Schönste war, stand natürlich außer Frage. Es sei sein „schwerster Kampf seit dem Titelgewin­n gegen Sonny Liston“gewesen, meinte Ali.

War Mildenberg­er Jahre zuvor wegen einer Erstrunden-K.-o.-Niederlage gegen den Briten Dick Richardson als „Karl der Flache“verspottet worden, so stieg er nach dem Kampf gegen Ali in den Blättern zu „Karl der Große“auf.

„Ich bin stolz darauf, mit Muhammad Ali im Ring gestanden zu haben. Das war die Krönung meines Lebens“, sagte Mildenberg­er später. Der Pfälzer war aber nicht nur AliGegner. Er hatte sich 1964 den Europameis­tertitel im Schwergewi­cht erkämpft. 1967 setzte er sich sogar an die Spitze der Weltrangli­ste. 62 Profi-Kämpfe bestritt er, von denen er 53 gewann und sechs verlor. Drei Kämpfe endeten unentschie­den. Sein Weggefährt­e Jürgen Blin meinte über Mildenberg­er: „Der Mann war eine Granate“.

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Foto: Witters Karl Mildenberg­er im Kampf seines Lebens gegen Muhammad Ali. Am Ende muss te er sich in der 12. Runde geschlagen geben.

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