Schwabmünchner Allgemeine

Baiers Botschaft an Verhaegh

Vor dem Wiedersehe­n mit dem Ex-Mitspieler formuliert der FCA-Kapitän seine Erwartunge­n. Ein Szenario würde ihn stören

- VON JOHANNES GRAF

Jahrelang spielten sie Seite an Seite. Sie stiegen mit dem FC Augsburg in die Bundesliga auf, erlebten Europapoka­l-Abenteuer und kämpften für den Klassenerh­alt. Am Wochenende begegnen sich Daniel Baier und Paul Verhaegh auf dem Rasen der Augsburger Arena – allerdings nicht als Mit-, sondern als Gegenspiel­er. Die beiden Fußballpro­fis verbindet eine gemeinsame Zeit und Freundscha­ft; gegeneinan­der anzutreten, für Baier ist das ein ungewohnte­s Gefühl. „Wir freuen uns darauf. Nach dem Spiel können wir uns in Ruhe unterhalte­n“, sagt Baier und fügt lächelnd hinzu, Paul wisse ja, wo die Kabine sei.

Im Sommer hat der 34-jährige Niederländ­er den FCA verlassen, seitdem gibt er beim Bundesliga­Konkurrent­en VfL Wolfsburg den Rechtsvert­eidiger. Am Wochenende kommt es nun zum Wiedersehe­n, der FCA empfängt den Klub aus der Autostadt (Samstag, 15.30 Uhr). Baier geht profession­ell an die Sache heran, während des Spiels ruht die Freundscha­ft. Es gäbe aber ein Szenario, das Baier ins Grübeln bringen würde: ein Elfmeter für Wolfsburg.

Beim FCA schritt Verhaegh jahrelang als etatmäßige­r Elfmetersc­hütze zum Punkt, in Wolfsburg könnte er nun diese Rolle einnehmen, nachdem Mitspieler in dieser Spielzeit Strafstöße vergeben haben. Baier gibt offen zu, glücklich wäre er nicht mit dieser Konstellat­ion. „Wenn er auf die Idee kommt, sei- nen ersten Elfmeter für Wolfsburg gegen uns zu schießen, bekommt er ein Problem mit mir“, sagt Baier.

Nach dem Abgang Verhaeghs und Halil Altintops im Sommer hat sich die Hierarchie innerhalb der FCA-Mannschaft neu sortiert. Baier beerbte den Niederländ­er Verhaegh als Spielführe­r, rückte in der Hackordnun­g auf, nachdem er zuvor als zweiter Kapitän Verhaegh vertrat. In der Außendarst­ellung wird der 33-Jährige nun noch stärker wahrgenomm­en, gegenüber Medien tritt er spürbar offener auf.

Innerhalb der Mannschaft verhalte er sich nicht anders, erzählt Baier, trotz der Beförderun­g habe er keine Veränderun­g an sich wahrgenomm­en. „Ich bin so, wie ich bin.“Er habe auch schon in den vergangene­n Jahren Verantwort­ung übernommen, habe Dinge angesproch­en, die ihm innerhalb der Mannschaft aufgefalle­n seien. Er sei aber weiterhin kein Typ, der Brandreden und Ansprachen halte.

Auch sein Verhältnis zu Schiedsric­htern habe sich durch die Binde am Arm nicht verändert. „Auch wenn ich viel mit ihnen rede, machen Schiedsric­hter einen guten Job. Fehlentsch­eidungen gehören dazu. Ich denke, wir Spieler machen am Wochenende mehr Fehler auf dem Platz.“Vom bisherigen Saisonverl­auf und dem Mittelfeld­platz in der Tabelle lässt sich Baier nicht blenden, seine knapp 15-jährige Karriere und die Schnellleb­igkeit des Profigesch­äfts lehrten ihn Demut. Ebenso wisse die Mannschaft die Situation einzuschät­zen. Den Mahner müsse er als Kapitän nicht geben. „Jeder weiß, wie eng es zugeht. Unsere Siege sind uns nicht in den Schoß gefallen.“Seine Mannschaft sieht er daher gegen Wolfsburg nicht in der Favoritenr­olle.

Baier dient trotz gehobenen Alters weiterhin als Fixpunkt im Zentrum des FCA-Spiels. Er organisier­t die Rückwärtsb­ewegung und das Verschiebe­n im Mittelfeld, betreibt Spielaufba­u, indem er sich tief fallen lässt und Bälle fordert. Gegen den FC Bayern hat er sein 200. Bundesliga­spiel für Augsburg bestritten. Eine Zahl, die ihn stolz macht. Baier nennt drei Komponente­n, auf denen die vielen Einsätze basieren: Vertrauen seitens der Trainer und des Vereins, Leistung und Gesundheit. Baier fasst zusammen: „Für mich lief es in den vergangene­n Jahren sehr gut.“

In Wolfsburg hat Baier einst die Schattense­iten seines Berufs kennengele­rnt. Er saß auf der Ersatzbank oder Tribüne, seine Karriere geriet als Jungprofi ins Stocken. Missen möchte der Familienva­ter diese Erfahrung dennoch nicht. „Mit dieser Situation umzugehen und daraus zu lernen, hat mich weitergebr­acht.“

„Wenn er auf die Idee kommt, einen Elfmeter gegen uns zu schießen, bekommt er ein Problem mit mir.“Daniel Baier über Paul Verhaegh

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Jahrelang kämpften Daniel Baier (Mitte, links André Hahn) und Paul Verhaegh (rechts) für den Erfolg des FC Augsburg. Am Wo chenende begegnen sich die beiden Fußballpro­fis als Gegenspiel­er.
Foto: Ulrich Wagner Jahrelang kämpften Daniel Baier (Mitte, links André Hahn) und Paul Verhaegh (rechts) für den Erfolg des FC Augsburg. Am Wo chenende begegnen sich die beiden Fußballpro­fis als Gegenspiel­er.

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