Schwabmünchner Allgemeine

Eine Tasche für alle Fälle

Wie Designerin Selina Engelhardt ein Problem vieler Frauen löst. Ihre Taschen mit einem schwäbisch­en Namen können sich im Handumdreh­en verwandeln. Beim Textilmark­t im Textilmuse­um werden sie präsentier­t

- VON EVA MARIA KNAB

Viele Frauen kennen das Problem. Eine Handtasche zu kaufen ist schön und gut, aber eine Tasche reicht einfach nicht. Besser sollten es mehrere sein. Dann ist für jeden Anlass eine passende dabei. Auch Selina Engelhardt sagt: „Als Frau braucht man eigentlich zehn Handtasche­n.“Die junge Modedesign­erin hat nun aber eine andere Lösung gefunden – das Säckle. „Das passt immer“, sagt sie.

Zu ihrem ersten Säckle kam die junge Designerin eher per Zufall. „Es war ein Experiment“, sagt sie. Die 23-Jährige wollte eine wandlungsf­ähige Tasche haben. Eine Tasche, die man mit ein paar Handgriffe­n umbauen kann, damit sie zu möglichst vielen Alltagssit­uationen passt. Weil die gebürtige Augsburger­in nicht nur gelernte Maßschneid­erin ist, sondern auch Modedesign-Studentin, nahm sie die Herausford­erung an und suchte selber nach einer Lösung. Das Ergebnis war ihr erstes selbst genähtes Säckle – eine Tasche, die in vier verschiede­nen Variatione­n getragen werden kann.

Wenn man auf Modetrends schaut, dann seien die klassische­n Turnbeutel ein Vorbild gewesen, erzählt Engelhardt. Junge Leute tragen die Beutel gerne wieder, meistens als Rucksack. „Ich wollte eine Tasche haben, die ähnlich schlicht ist, aber schicker und robuster.“

Das erste Säckle nähte die Designerin 2013 für sich selbst. Sie gestaltete es so, dass es wahlweise als Handtasche, Schulterta­sche, Rucksack oder Seesack getragen werden kann. Das flexible Tragesyste­m funktionie­rt über die Riemen an der Tasche. Man muss die Seile durch die Ösen jeweils in eine andere Richtung ziehen. „Das erfordert am Anfang etwas Übung“, erklärt Selina Engelhardt. Aber dann hat man die Sache im Griff und kann mit etwas Fantasie auch noch andere Schnürunge­n herausfind­en. Dem ersten Säckle der Designerin sind inzwischen viele weitere gefolgt. Selina Engelhardt näht sie in Handarbeit für Kunden. Dabei verwendet sie hochwertig­e Materialie­n wie Rindsleder, aber auch gewachste Stoffe oder Wollfilz. Letzteres passt besonders gut zum Dirndl. Doch Selina Engelhardt ist der auch Meinung, dass ihre Säckle im Prinzip ein Unisex-Produkt sind. Nicht nur Frauen können sie tragen. Durch die Mischung aus minimalist­ischem Design und ausgefalle­nen Materialie­n seien sie auch für modebewuss­te Männer geeignet.

Dass Selina Engelhardt­s Taschen ausgerechn­et Säckle heißen, hängt mit ihrer Herkunft zusammen. Sie ist gebürtige Augsburger­in und in Königsbrun­n aufgewachs­en. Der Begriff Säckle stamme aus dem Schwäbisch­en, wo die Dinge gerne verniedlic­ht werden, schreibt sie auf ihrer Homepage. Damit wird aus einem Sack ein Säckle. Der Name hat aber auch einen historisch­en Hintergrun­d. Früher gab es die Säckler. Das waren Handwerker, die im Mittelalte­r zunächst Säcke aus tierischen Häuten für Bergwerksl­eute fertigten. Später waren es Lederbekle­idungshers­teller. Auch Selina Engelhardt stellt ihre Taschen alle selber in Handarbeit her. Demnächst wird sie ihre Modelle beim Textilmark­t im tim präsentier­en. Im vergangene­n Jahr war sie zum ersten Mal mit dabei. Das Echo bei den Besuchern sei sehr positiv gewesen, sagt sie. Auch das Umfeld für den Textilmark­t im Museum sei sehr schön. Ihre Säckle produziert die 23-Jährige aber nicht im Hauptberuf. Aktuell studiert sie Modedesign an der Hochschule Trier und macht gerade ein Auslandsse­mester in Dublin.

2018 will Selina Engelhardt ihren Masterabsc­hluss machen. Danach hofft sie, einen guten Job zu finden. Gerne würde sie in einem Unternehme­n arbeiten, das funktional­e Kleidung und Accessoire­s herstellt. Mal sehen, wie es dann mit der Marke „Säckle – By Selina Engelhardt“weitergeht.

 ?? Foto: Jonas Eiden ?? Designerin Selina Engelhardt (Bild) fertigt Taschen, die in vier verschiede­nen Varianten getragen werden können. Ihre Säckle präsentier­t sie beim Textilmark­t, der am Freitag und Samstag im Textilmuse­um stattfinde­t.
Foto: Jonas Eiden Designerin Selina Engelhardt (Bild) fertigt Taschen, die in vier verschiede­nen Varianten getragen werden können. Ihre Säckle präsentier­t sie beim Textilmark­t, der am Freitag und Samstag im Textilmuse­um stattfinde­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany