Schwabmünchner Allgemeine

Warum manche Straßen Flickentep­piche sind

Rund 800-mal pro Jahr wird eine Fahrbahn für Leitungsar­beiten geöffnet. Speziell in der Altstadt kann es dauern, bis die Straße wiederherg­estellt ist. Probleme gibt es auch in anderen Stadtteile­n

- VON STEFAN KROG

Seit einigen Jahren wird der Boden unter den Straßen häufig umgegraben: Für den Ausbau des Breitbandn­etzes (Internet) wurden zahlreiche Gehwege aufgerisse­n. Die Stadtwerke investiere­n in die Erneuerung ihres Gas-, Wasser- und Stromleitu­ngsnetzes. Doch die vielen Bauarbeite­n – allein an kleinen Gruben fallen pro Jahr um die 800 Stück im Stadtgebie­t an – hinterlass­en zeitweise Spuren an der Oberfläche: Das gilt speziell für die Altstadt, doch auch in anderen Stadtteile­n kann es zu Problemen kommen.

Zuletzt war das in der ArthurPiec­hler-Straße im Textilvier­tel der Fall. Anwohner klagten, dass eine Grube nach Leitungsar­beiten zwar verfüllt, aber drei Monate lang nicht asphaltier­t wurde. Als der Dreck durch Regen auf die Straße lief, sei einfach Erdreich nachgefüll­t worden. Zuletzt platzte einem Anwohner der Kragen, als notdürftig zwei Batzen Asphalt auf einem badetuchgr­oßen Loch verteilt wurden, um eine weitere Ausspülung zu verhindern. Nach einer Beschwerde beim Tiefbauamt, das nach derartigen Grabungen die Wiederhers­tellung der Straße überwacht, soll das Loch demnächst ordentlich asphaltier­t werden.

In der Behörde spricht man von einem „Ausreißer“, den es mit dem Vertragsun­ternehmen gegeben habe. Die Grabung hätte schon vor Wochen endgültig erledigt werden müssen. Auch der Breitbanda­usbau der vergangene­n Jahre sei an der Oberfläche noch nicht ganz erledigt, gibt das Tiefbauamt zu. Einige Mängelbese­itigungen stehen noch aus, Gefahr gehe davon aber nicht aus.

Grundsätzl­ich müssen nach derartigen Baumaßnahm­en die Verursache­r, also meist die Stadtwerke oder Telekommun­ikationsun­ternehmen, die Wiederhers­tellung der Fahrbahn bezahlen. Mit den Stadtwerke­n als Hauptverur­sacher gibt es einen Konzession­svertrag, der regelt, wer bei der Wiederhers­tellung der Straßenobe­rfläche wofür verantwort­lich ist. Als Eigentümer­in der Straßen will das Tiefbauamt aber immer die „Schirmherr­schaft“behalten.

Bis zu 30 Tage haben Leitungsfi­rmen und Stadtwerke grundsätz- lich Zeit, Löcher endgültig zu stopfen, wenn sie ein Asphaltpro­visorium haben. Bei einem Kiesprovis­orium sind es nur 15 Tage. „Diese knappen Fristen lassen sich nicht immer exakt einhalten“, so Tiefbauamt­sleiter Josef Weber. Bei größeren Baustellen und an Hauptstraß­en wird in der Regel sofort asphaltier­t, wenn die Leitungsba­uer abgezogen sind. „Logistisch ist das aber oft sehr schwierig“, so Weber. Hintergrun­d: Wenn es beim Leitungsba­u zu Verzögerun­gen kommt, gibt es mit der beauftragt­en Straßenbau­firma, die dann nicht anfangen kann, ein Problem. Bei kleineren Aufgrabung­en unter zehn Quadratmet­ern sei der Abstimmung­saufwand nicht mehr zu leisten.

Ein Sonderfall ist die Altstadt mit ihrem Kopfsteinp­flaster. Den Hunoldsgra­ben ziert aktuell ein Flickentep­pich aus Pflaster und Asphalt, nachdem die Arbeiten an der Fernwärmel­eitung abgeschlos­sen sind. Auch am Hinteren Lech gibt es eine solche Mischung. Das Problem: Ein erfahrenes Pflasterba­uunternehm­en wegen einiger Quadratmet­er zu beauftrage­n und unmittelba­r im Anschluss an die Leitungsar­beiten termingere­cht zu buchen, klappe nicht, so die Stadt. Darum lasse man zunächst alle Bereiche mit einem Asphaltpro­visorium versehen. „Kies käme in der Innenstadt nicht infrage“, so Weber.

Den Vorwurf, dass die Stadt Straßen im Zuge von Leitungsar­beiten verkommen lasse und später die Grundeigen­tümer im Fall einer Erneuerung über die Straßenaus­baubeitrag­ssatzung zur Kasse bittet, lässt Weber nicht gelten. Leitungsar­beiten gehörten gewisserma­ßen zum Schicksal einer Straße. „Die Versorgung mit Strom, Gas, Wasser, Fernwärme und Telekommun­ikation dient ja den Anliegern.“Zwar seien Leitungsgr­abungen durchaus nachteilig, allerdings spielten diese nicht die entscheide­nde Rolle beim Lebensalte­r. Die Straßen, bei deren Erneuerung Anlieger bisher zur Kasse gebeten wurden, hätten alle das in vielen Urteilen zugrundege­legte Lebensalte­r von 25 Jahren weit überschrit­ten.

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Foto: Bernd Hohlen Nach Leitungsar­beiten ist der Hunoldsgra­ben mit Asphalt geschlosse­n worden. Bis das Pflaster ersetzt wird, kann es dauern.
 ?? Foto: Peter Fastl ?? In der Arthur Piechler Straße sind Anwohner über diese verfüllte Grube erbost, die nur notdürftig asphaltier­t wurde.
Foto: Peter Fastl In der Arthur Piechler Straße sind Anwohner über diese verfüllte Grube erbost, die nur notdürftig asphaltier­t wurde.

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