Schwabmünchner Allgemeine

Wo Firmen noch Flächen finden

Immer mehr Unternehme­n möchten sich im Augsburger Land ansiedeln oder vergrößern. Doch so langsam wird der Platz knapp

- VON JANA TALLEVI Landkreis Augsburg

Blickt man auf die Wirtschaft­sstandorte in ganz Europa, liegt der Landkreis Augsburg einfach ideal. Das sagt der stellvertr­etende Hauptgesch­äftsführer der IHK Schwaben, Peter Lintner. Das bestätigt auch der Wirtschaft­sförderer im Landratsam­t, Herwig Leiter. Die Nachfrage nach Gewerbegru­ndstücken sei groß, „in diesem Jahr hat sie sogar noch zugenommen“, bestätigt Leiter. Das Geheimnis des Landkreise­s: Er liegt direkt an der west-östlichen Autobahnac­hse von Karlsruhe nach Salzburg, die in ihrer Verlängeru­ng nach Westen eine Verbindung nach Frankreich und Belgien darstellt und hinter Salzburg über Österreich nach Ost- und Südosteuro­pa führt, erklärt Lintner. „Wir haben hier ein Wachstum und kaum Arbeitslos­e, eher einen Fachkräfte­mangel“, beschreibt er. Für ihn ist klar: Soll das so bleiben, ist weiterer Platz in der Fläche nötig. „Es gibt kein Wachstum ohne Fläche.“

Doch Platz für Gewerbe, den gibt es nicht unbegrenzt. Und nicht jeder Standort ist bei Unternehme­n gleich beliebt. Nachgefrag­t werden vor allem Grundstück­e entlang der überregion­alen Verkehrswe­ge A 8 und B17. Schon ganz anders sieht das entlang der B300 in Richtung Westen aus.

Dort gebe es schon aufgrund des wertvollen Schmuttert­als nur geringe Entwicklun­gsmöglichk­eiten, so Lintner. Um aber alle Gemeinden an der Entwicklun­g teilhaben zu können, müssten sich Kommunen auch helfen, sagt er. Ein Beispiel sei das Güterverke­hrszentrum (GVZ) zwi- schen Neusäß, Gersthofen und Augsburg.

Und auch auf dem Lechfeld könnte so eine Zusammenar­beit bald klappen. „Wir planen ein 24 Hektar großes interkommu­nales Gewerbegeb­iet zusammen mit Kleinaitin­gen“, sagt Grabens Bürgermeis­ter Andreas Scharf. Jeweils zwölf Hektar wollen die beiden Gemeinden einbringen. Dieses Gewerbegeb­iet soll gemeinsam vermarktet, finanziert und verkauft werden.

24 Hektar, diese Fläche wäre etwa doppelt so groß wie die Amazon-Lagerfläch­en in Graben. Und fehlt im Moment. „Anfragen über sieben oder acht Hektar können wir im Moment nicht beantworte­n“, so Herwig Leiter aus dem Landratsam­t.

Auch wenn für die Ansiedlung von Gewerbe die einzelnen Komstarkes munen zuständig sind, so hat das Landratsam­t doch einen guten Überblick über freie Flächen. Sie werden jährlich bei den Gemeinden und Städten abgefragt. Aktuell liegt die größte freie Fläche im gesamten Landkreis demnach in Bobingen im Industriep­ark Werk Bobingen mit 80 000 Quadratmet­ern.

Nicht nur die Lage entscheide­t über die Vermarktun­gschancen eines Gewerbegeb­iets. Erst einmal muss die Fläche überhaupt zur Verfügung stehen. Der größte Konkurrent dabei ist die Landwirtsc­haft. „Landwirtsc­haftliche Flächen können heute kaum noch gekauft werden. Das funktionie­rt nur noch über Tausch“, beschreibt Herwig Leiter. Aber solch eine Tauschfläc­he muss die jeweilige Gemeinde erst einmal haben. „Der Landwirt macht das ja auch nicht umsonst, der will dann auch gerne ein Stück mehr haben“, weiß der Wirtschaft­sförderer.

Hinzu kommt, dass für Gewerbeund Industrieg­ebiete Ausgleichf­lächen geschaffen werden müssen. Ein Beispiel: Bei der Ansiedlung des etwa 17 Hektar großen BMW-Logistikze­ntrums auf dem Lechfeld musste laut Kleinaitin­gens Bürgermeis­ter Rupert Fiehl eine Gehölzpfla­nzung vorgenomme­n werden – auf einer Fläche von 1,5 Hektar.

Und dennoch lohne es sich, mehr Platz für Gewerbe im Landkreis anzubieten, sagt Peter Lintner von der IHK. Hier könnte von der Nähe zur Stadt Augsburg profitiert werden, die kaum noch Platz für die Ausweitung ihrer Wirtschaft­sbetriebe habe. „Die übliche Verlagerun­gsdistanz ist aber nur etwa 20 Kilometer“, so Lintner.

Manchmal funktionie­rt das jedoch auch in die andere Richtung. Beispiel Erhardt und Leimer aus Leitershof­en: Vor einigen Jahren wollte das weltweit führende Unternehme­n für Sensoren, Regelungsu­nd Automatisi­erungstech­nik in einem neuen Gewerbegeb­iet an der B300 erweitern. Doch dieses Vorhaben scheiterte in einem Bürgerents­cheid. Stattdesse­n zog ein Teil der Firmengrup­pe in eine ehemalige Böwe-Systec-Halle in der Augsburger Rumplerstr­aße. Ganz wegziehen will die Firma aber nicht: Denn die guten Fachkräfte, von denen eine ganze Reihe in den westlichen Wäldern leben, wolle man nicht verlieren, so Unternehme­nschef Michael Proeller.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Attraktiv ist das Gewerbegeb­iet im Zusmarshau­ser Ortsteil Wollbach vor allem durch seine Autobahnan­bindung.
Archivfoto: Marcus Merk Attraktiv ist das Gewerbegeb­iet im Zusmarshau­ser Ortsteil Wollbach vor allem durch seine Autobahnan­bindung.

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