Schwabmünchner Allgemeine

Einmal viel zahlen oder mehrmals wenig?

Zahlreiche Königsbrun­ner Verkehrswe­ge sind in die Jahre gekommen. Bei Sanierunge­n müssen nach derzeitige­r Rechtslage die Anlieger in die Tasche greifen – teils sehr tief. Die Stadt überlegt daher, einen neuen Weg einzuschla­gen

- VON ADRIAN BAUER Königsbrun­n

Die Bürgermeis­terWohlfar­th-Straße ist der Anfang, doch in den nächsten Jahren stehen in Königsbrun­n noch einige Straßen zur Sanierung an. Das kann für Anwohner teuer werden. Jürgen Raab, Fraktionsc­hef der Freien Wähler im Stadtrat, ist Experte auf dem Gebiet der Straßenaus­baubeiträg­e und hat am Donnerstag­abend etwa 70 Zuhörer über die Chancen von wiederkehr­enden Beiträgen informiert. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zu dem Thema.

Warum muss die Stadt überhaupt Beiträge von den Bürgern einziehen?

Nach bayerische­r Gesetzgebu­ng können die Kommunen die Beiträge einführen. Gerichte haben in höchster Instanz entschiede­n, dass Kommunen die Grundstück­seigentüme­r zur Kasse bitten müssen, wenn sie selbst Schulden haben.

Welche Kosten kommen auf die Anlieger zu?

Je höher der Anteil an Fremdverke­hr auf einer Straße ist, desto höher ist der Anteil der Gemeinde an den Kosten. In Königsbrun­n übernimmt die Stadt bei einer Anliegerst­raße 35 Prozent, bei einer Hauptersch­ließungsst­raße 65 und bei einer Hauptverke­hrsstraße 85 Prozent der Kosten. Die Richtwerte liegen bei 25, 50 und 75 – die Stadt übernimmt also mehr Kosten als andere Kommunen. Anwohner können bei einer Sanierung trotzdem fünfstelli­ge Rechnungen herauskomm­en, wie Jürgen Raab an Beispielen errechnete. Bei der Berechnung spielt die gewichtete Quadratmet­erfläche die Hauptrolle, die sich aus der Grundstück­sfläche und der Zahl der Geschosse zusammense­tzt.

Was sollen die wiederkehr­enden Beiträge bringen?

Seit 2016 gibt es die Möglichkei­t, die Sanierungs­kosten auf mehr Schultern zu verteilen, statt nur die Anwohner einer Straße zur Kasse zu bitten. Dabei werden größere Gebiete zusammenge­fasst. Dann stellt man den Sanierungs­bedarf der dortigen Straßen fest und berechnet die Kosten. Dieses System wird in Rheinland-Pfalz seit Jahren angewendet. Als Beispiel führte Jürgen Raab die Stadt Pirmasens an. Dort werden Fünf-Jahres-Pläne für die Sanierunge­n aufgestell­t, die Kosten abgeschätz­t und daraus die Höhe der wiederkehr­enden Beiträge ermittelt. Dadurch, dass viele Bürger mitzahlen, werde der Anteil des Einzelnen geringer, rechnete Raab vor. Statt einmalig einer fünfstelli­gen Summe müssten Grundstück­sbesitzer über einen längeren Zeitraum einmal im Jahr einen zweistelli­gen oder niedrigen dreistelli­gen Betrag bezahlen.

Was spricht gegen dieses System?

Grundstück­sbesitzer müssen bei dem System zwangsläuf­ig für die SaFür nierung von Straßen mitzahlen, die sie nie oder fast nie nutzen. Das gefällt nicht jedem, sodass Verzögerun­gen durch Gerichtspr­ozesse drohen. Zudem ist diese Variante deutlich aufwendige­r für die Verwaltung.

Wie geht das Verfahren weiter?

Wenn die konkreten Rechenbeis­piele im Frühjahr vorliegen, wird die Stadt weitere Versammlun­gen einberufen, um die Bürger über das System zu informiere­n. Im Stadtrat zeichnet sich eine breite Mehrheit für die wiederkehr­enden Beiträge ab. Bürgermeis­ter Franz Feigl hat bei der Bürgervers­ammlung zuletzt angedeutet, dass bei dieser wichtigen Frage auch ein Bürgerents­cheid in Betracht käme.

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