„Ich werde mich nicht umbiegen lassen“
Untermeitingens Bürgermeister Simon Schropp beantwortet Fragen zur Nebenerwerbssiedlung. Es geht bei der Aussprache aber auch um einen Zirkus, Lärmbelästigung und eine gesperrte Straße
Die Diskussion um mögliche Stichstraßen in der Nebenerwerbssiedlung hält weiter an. Neben der Zukunft des Lagerlechfelder Ortsteils sprach Untermeitingens Bürgermeister Simon Schropp auf der Bürgerversammlung noch weitere Themen an. In seinem Bericht sagte er, dass der Rückbau des Oberen Heuwegs beim EdekaMarkt begonnen hat. Dort soll ein reiner Geh- und Radweg entstehen. Der Bereich zwischen dem Supermarkt und dem Ahornweg ist laut Schropp bereits für Autos gesperrt.
Der Bürgermeister erklärte außerdem, dass Untermeitingen seinen Schuldenstand in den vergangenen Jahren senken konnte. Dies sei die Aufnahme eines Darlehens gelungen. Momentan hat die Gemeinde 920 000 Euro Schulden. Für die Ansiedlung von Gewerbe stehen in Untermeitingen noch 40 000 Quadratmeter zur Verfügung. Laut Schropp hat die Fläche einen Wert von zwei Millionen Euro. Die Gemeinde wolle die Grundstücke jedoch „nicht sofort versilbern“. Sie achte darauf, dass nicht nur Lagerflächen, sondern auch Arbeitsplätze entstehen.
Ein Anwohner sagte bei der Aussprache, dass im Mai plötzlich ein Zirkus die Gemeindewiese südöstlich des Rewe-Marktes blockiert hat. Immer wieder seien Tiere entwischt. Einmal seien drei Ziegenböcke in seinem Garten gewesen und bei seinem Nachbarn haben Tiere Pflanzen aufgefressen. Schropp erklärte, dass der Zirkus ohne die Erlaubnis dort aufgebaut hat. Die Gemeinde habe dann versucht, den Zirkus so schnell wie möglich loszuwerden. Schropp kündigte an, dass die Gemeinde sich ein solches Vorgehen nicht noch einmal gefallen lasse.
Über Lärmbelästigung klagte ein Anlieger der Lechfelder Straße. Zudem lande des Öfteren Müll in seinem Garten. Einmal sei auch ein fremder Hund und eine betrunkene Person auf seinem Grundstück gewesen. Der Untermeitinger möchte deshalb eine Mauer an sein Anwesen bauen. Schropp sagte, dass er laut der Einfriedungssatzung nur eine Mauer in Höhe von 1,20 Metern errichten darf. Er schlug stattdessen eine Thujahecke vor.
Zum Thema Nebenerwerbssiedlung sagte Schropp, dass von den 46 Grundstücken elf teilerschlossen sind. Den restlichen 75 Prozent wolle er durch den neuen Bebauungsplan eine bessere Erschließung und eine Wertsteigerung des Grundstücks ermöglichen. Der Gemeinderat plant dafür neue Stichstraßen. Dazu müssten die Anlieger circa 60 bis 70 Quadratmeter ihres Grundstücks an die Gemeinde verkaufen.
Einige Anwohner erklärten auf der Versammlung, dass sie gegen die Pläne der Gemeinde sind. Jörg Cordes sagte, dass er sich mit einer Norohne menkontrolle gerichtlich dagegen wehren wird. Die Gegner der Stichstraße wollen laut Cordes außerdem einen Verein gründen. Schropp erklärte, dass ihn eine mögliche Normenkontrolle nicht beunruhigt. „Ich werde mich nicht umbiegen lassen“, sagte er. Er sei weiter davon überzeugt, dass der beschlossene Bebauungsplan die beste Lösung ist. Eine Erschließung nur über Privatwege sei die schlechteste Variante, da sie dadurch eine „riesige Fläche vergeuden“.
Ronny Singler fragte, wie weit die Gemeinde gehen wird, um an sein Grundstück zu kommen. Schropp hofft, dass der Großteil der Anwohner seine Grundstücke freiwillig verkauft. Sollte dies nicht der Fall sein, gebe es andere gesetzliche Möglichkeiten – zum Beispiel ein Umlegungsverfahren. Er betonte, dass keine neuen Straßen errichtet werden, solange kein Bauwunsch vorhanden ist. Ein weiterer Anlieger wollte wissen, wie der steigende Verkehrsaufwand durch mehr Anwohner geregelt werden soll. Schropp sagte, dass ein bestehender Wirtschaftsweg nach Klosterlechteure feld zur Nachbargemeinde gehört, weshalb es bisher keine direkte Anbindung gibt. Bei einer größeren Nachverdichtung sei diese aber wünschenswert.
Es gibt jedoch auch Grundstückseigentümer, die für die Stichstraßen sind. Die Befürworter haben nicht auf der Bürgerversammlung gesprochen und wollen nicht namentlich genannt werden. Das würde nur zu noch mehr Streitigkeiten in der Siedlung führen, erklären zwei Anlieger. Die Debatte um die Stichstraßen habe dazu geführt, dass viele Nachbarn nun zerstritten sind. Sie selbst werden von vielen Anwohnern nicht mehr gegrüßt. „Du bist Schuld, wenn deine Nachbarin enteignet wird“, sei ihnen einmal vorgeworfen worden.
Die beiden Anlieger möchten ihr Grundstück nicht über ihre eigene Zufahrt erschließen. Das würde ihrer Meinung nach dazu führen, dass noch mehr Autos und Mülltonnen in den bereits bestehenden Straßen stehen und diese verstopfen. Viele Anwohner seien außerdem mit der Pflege der großen Grundstücke überfordert. Sie möchten deshalb gerne verkaufen oder ihre Kinder auf dem Grundstück bauen lassen.
Beide erklären, dass sie Verständnis für diejenigen haben, die gegen den Bebauungsplan sind. „Wir müssen aber jetzt etwas für die Zukunft machen.“
Angst vor noch mehr Streitigkeiten in der Nebenerwerbssiedlung