Die Abstimmung lief glatt, der Abend nicht
Die Schwabmünchner haben eine schwierige Jahreshauptversammlung mit klarem Ergebnis hinter sich
Die Zahl der Programmpunkte bei der Jahreshauptversammlung der Fußballabteilung des TSV Schwabmünchen war nicht besonders groß, aber die Themen hatten es in sich. Denn es ging um nicht mehr oder weniger als die Zukunft des Fußballs in Schwabmünchen.
Der Abend im Hochzeitszimmer der Stadthalle Schwabmünchen begann locker. Es wurden die Programmpunkte abgearbeitet, die bei einer Jahreshauptversammlung zu erledigen sind. TSV-Vorsitzender Hans Nebauer lobte die FußballAbteilung als einsatzfreudig, betonte aber schon, dass es mit ihr viele harte Diskussionen gebe.
Germar Thiele gab seinen Bericht zum Jahre 2016 ab. Er sprach von 19 Mannschaften im Spielbetrieb, rund 45 Trainern, Betreuern und Physiotherapeuten, sportlichen Erfolgen und Misserfolgen, der gelungenen Gründung der Fußballschule, einigen Turnieren und die Bilanz aus den Finanzen.
Dabei stellte er fest, dass die Mitgliedsbeiträge die laufenden Kosten der Abteilung nicht decken. „Es wird also jedes Mitglied subventioniert. Das kann auf Dauer nicht funktionieren“, betonte er.
Und damit leitete er schon zum ersten wichtigen Thema des Abends über: Die Einführung eines verpflichtenden Arbeitsdienstes. Er erklärte: „Wir brauchen mehr Unterstützung bei unseren vielen Aufgaben, zum Beispiel bei Veranstaltungen, Liegenschaften und Bereitstellung von Waren. Wir wollen auch für die Vereinsarbeit sensibilisieren.“
Da zu wenig Freiwillige zur Verfügung stünden und die Abteilung ohnehin unter knappen Kassen leide, machte er folgenden Vorschlag: Jedes der über 400 Abteilungsmitglieder (natürlich mit einigen Ausnahmen) hat zwölf Arbeitsstunden pro Jahr zu erbringen oder ersatzweise dafür pro nicht geleisteter Stunde 8,84 Euro (Mindestlohn) zu entrichten. Über die Zahlungen und/oder Arbeitsstunden wird von der Abteilung Fußball Buch geführt, was Kosten in Höhe von rund 6000 Euro pro Jahr verursachen könnte. An zusätzlichen Einnahmen dadurch wird mit etwa 10000 bis 15 000 Euro gerechnet. „Wir orientieren uns da zum Beispiel an der Fußballabteilung des TSV Königsbrunn, wo dieses Prinzip gut funktioniert“, so Thiele.
Als zweite Möglichkeit stellte er eine drastische Erhöhung des Abteilungsbeitrags in Aussicht (zwischen 50 und 80 Euro).
In der teilweise erregten Diskussion wurde befürchtet, dass für die vielen Arbeitswilligen zu wenig Arbeit da sei, zu viele von den Zahlungen befreit würden, das Konzept nicht ausgereift sei, die rechtliche Machbarkeit nicht geklärt sei und vieles mehr. Trotzdem gab es bei der Abstimmung eine breite Mehrheit für den Arbeitsdienst (43 Mal ja, 0 nein, 7 Mal Enthaltung). Er soll zunächst probehalber für ein Jahr eingeführt werden. „Dann sehen wir weiter“, so Thiele.
Noch hitziger wurde es beim nächsten großen Thema des Abends: Diskussion über die zukünftige Ausrichtung der Abteilung Fußball.
Dabei stellte er drei mögliche Lösungen vor:
- Austritt der Fußballabteilung aus dem TSV und Gründung eines eigenen Vereins.
Er schloss diese Lösung wegen zu hohen Finanzbedarfs aus.
- Ausgliederung der 1. und 2. Mannschaft und Gründung einer Firma (KG)
Diese Lösung schloss er wegen zu vieler Gegenargumente und der zu wenigen positiven Auswirkungen aus.
- Verbleib im TSV
Diese Lösung präferierte Thiele, da er auf eine produktivere Zusammenarbeit mit dem Hauptverein nach den Neuwahlen hofft. Dazu gehört auch, dass das derzeitige Konzept Sportwelt neu überdacht wird. Er stellte auch das groß angelegte Zukunftsprojekt „multikulturelle Sport-und Erlebnisräume am Luitpoldpark“mit Kunstrasen, zusätzlichem überdachtem Kunstrasen, Mini-Stadion, Multifunktionstribüne und sanierten Rasenplätzen an der Riedstraße vor. Zu den Kosten und dm Verwirklichungszeitraum dieser Großprojekte wurde nichts gesagt.
Bei der anschließenden Diskussion zeigte TSV-Vorsitzender Hans Nebauer auf, dass er nicht gewillt sei, den Kunstrasen zu bauen, wenn nicht geklärt sei, ob die Fußballabteilung noch über viele Jahre im TSV bleibe, da sonst die hohen Investitionskosten unrentabel wären. Er machte auch deutlich, dass der TSV auch bei einem Austritt der jetzigen Fußballabteilung eine eigene Sparte Fußball zusätzlich betreiben werde, da er davon ausgeht, dass vor allem viele Jugendliche nicht doppelt Beiträge zahlen wollen.
Nebauer betonte auch, dass der TSV 140 Prozent der Beiträge der Fußballabteilung aus diese ausschütte, also andere Abteilungen die Fußballer subventionieren. Dies verneinte Thiele.
In der Diskussion wurde von Fußball-Abteilungs-Mitgliedern, vor allem von Trainer Paolo Maiolo, immer wieder dargestellt, wie unzureichend und desolat die gesamte Fußballanlage an der Riedstraße sei, vor allem die Duschen. Von einigen Fußball-Mitglieder kam die Aussage: „Ich würde mein Kind nicht in diese Abteilung zum Training schicken.“
Immer wieder, immer lautstärker und immer aggressiver wurde Hans Nebauer aus der Versammlung heraus angegriffen, sodass Thiele sogar zur Ordnung rufen musste. Allerdings gab es auch Gegenstimmen, die betonten, dass nicht immer nur gefordert werden könne, sondern beispielsweise auch Eigeninitiativer ergriffen werden müsse.
Als die hitzige Diskussion keine neuen Argumente mehr lieferte, brach sie Thiele ab und führte die Abstimmung herbei. Dabei stimmten die Mitglieder bei nur drei Enthaltungen und keiner Gegenstimmen für den Verbleib im TSV. Doch auch danach gingen die Diskussionen, öffentlich und in kleinen Kreisen, weiter. Thiele betonte immer wieder, dass auch er für einen vorläufigen Verbleib sei, was Nebauer ziemlich erregte: „Ich habe die Interessen von 19 Abteilungen zu vertreten. Deshalb kann ich nicht nur auf die Wünsche einer Abteilung eingehen.“ Walter Hanisch
Helmut Jahn, Josef Wild Ulrich Schmid Horst Ziegler Manfred Jehle