Schwabmünchner Allgemeine

Die Abstimmung lief glatt, der Abend nicht

Die Schwabmünc­hner haben eine schwierige Jahreshaup­tversammlu­ng mit klarem Ergebnis hinter sich

- VON REINHOLD RADLOFF Schwabmünc­hen Die Geehrten 30 Jahre Mitglied der Fußball abteilung des TSV Schwabmünc­hen 40 Jahre 50 Jahre 65 Jahre 70 Jahre

Die Zahl der Programmpu­nkte bei der Jahreshaup­tversammlu­ng der Fußballabt­eilung des TSV Schwabmünc­hen war nicht besonders groß, aber die Themen hatten es in sich. Denn es ging um nicht mehr oder weniger als die Zukunft des Fußballs in Schwabmünc­hen.

Der Abend im Hochzeitsz­immer der Stadthalle Schwabmünc­hen begann locker. Es wurden die Programmpu­nkte abgearbeit­et, die bei einer Jahreshaup­tversammlu­ng zu erledigen sind. TSV-Vorsitzend­er Hans Nebauer lobte die FußballAbt­eilung als einsatzfre­udig, betonte aber schon, dass es mit ihr viele harte Diskussion­en gebe.

Germar Thiele gab seinen Bericht zum Jahre 2016 ab. Er sprach von 19 Mannschaft­en im Spielbetri­eb, rund 45 Trainern, Betreuern und Physiother­apeuten, sportliche­n Erfolgen und Misserfolg­en, der gelungenen Gründung der Fußballsch­ule, einigen Turnieren und die Bilanz aus den Finanzen.

Dabei stellte er fest, dass die Mitgliedsb­eiträge die laufenden Kosten der Abteilung nicht decken. „Es wird also jedes Mitglied subvention­iert. Das kann auf Dauer nicht funktionie­ren“, betonte er.

Und damit leitete er schon zum ersten wichtigen Thema des Abends über: Die Einführung eines verpflicht­enden Arbeitsdie­nstes. Er erklärte: „Wir brauchen mehr Unterstütz­ung bei unseren vielen Aufgaben, zum Beispiel bei Veranstalt­ungen, Liegenscha­ften und Bereitstel­lung von Waren. Wir wollen auch für die Vereinsarb­eit sensibilis­ieren.“

Da zu wenig Freiwillig­e zur Verfügung stünden und die Abteilung ohnehin unter knappen Kassen leide, machte er folgenden Vorschlag: Jedes der über 400 Abteilungs­mitglieder (natürlich mit einigen Ausnahmen) hat zwölf Arbeitsstu­nden pro Jahr zu erbringen oder ersatzweis­e dafür pro nicht geleistete­r Stunde 8,84 Euro (Mindestloh­n) zu entrichten. Über die Zahlungen und/oder Arbeitsstu­nden wird von der Abteilung Fußball Buch geführt, was Kosten in Höhe von rund 6000 Euro pro Jahr verursache­n könnte. An zusätzlich­en Einnahmen dadurch wird mit etwa 10000 bis 15 000 Euro gerechnet. „Wir orientiere­n uns da zum Beispiel an der Fußballabt­eilung des TSV Königsbrun­n, wo dieses Prinzip gut funktionie­rt“, so Thiele.

Als zweite Möglichkei­t stellte er eine drastische Erhöhung des Abteilungs­beitrags in Aussicht (zwischen 50 und 80 Euro).

In der teilweise erregten Diskussion wurde befürchtet, dass für die vielen Arbeitswil­ligen zu wenig Arbeit da sei, zu viele von den Zahlungen befreit würden, das Konzept nicht ausgereift sei, die rechtliche Machbarkei­t nicht geklärt sei und vieles mehr. Trotzdem gab es bei der Abstimmung eine breite Mehrheit für den Arbeitsdie­nst (43 Mal ja, 0 nein, 7 Mal Enthaltung). Er soll zunächst probehalbe­r für ein Jahr eingeführt werden. „Dann sehen wir weiter“, so Thiele.

Noch hitziger wurde es beim nächsten großen Thema des Abends: Diskussion über die zukünftige Ausrichtun­g der Abteilung Fußball.

Dabei stellte er drei mögliche Lösungen vor:

- Austritt der Fußballabt­eilung aus dem TSV und Gründung eines eigenen Vereins.

Er schloss diese Lösung wegen zu hohen Finanzbeda­rfs aus.

- Ausglieder­ung der 1. und 2. Mannschaft und Gründung einer Firma (KG)

Diese Lösung schloss er wegen zu vieler Gegenargum­ente und der zu wenigen positiven Auswirkung­en aus.

- Verbleib im TSV

Diese Lösung präferiert­e Thiele, da er auf eine produktive­re Zusammenar­beit mit dem Hauptverei­n nach den Neuwahlen hofft. Dazu gehört auch, dass das derzeitige Konzept Sportwelt neu überdacht wird. Er stellte auch das groß angelegte Zukunftspr­ojekt „multikultu­relle Sport-und Erlebnisrä­ume am Luitpoldpa­rk“mit Kunstrasen, zusätzlich­em überdachte­m Kunstrasen, Mini-Stadion, Multifunkt­ionstribün­e und sanierten Rasenplätz­en an der Riedstraße vor. Zu den Kosten und dm Verwirklic­hungszeitr­aum dieser Großprojek­te wurde nichts gesagt.

Bei der anschließe­nden Diskussion zeigte TSV-Vorsitzend­er Hans Nebauer auf, dass er nicht gewillt sei, den Kunstrasen zu bauen, wenn nicht geklärt sei, ob die Fußballabt­eilung noch über viele Jahre im TSV bleibe, da sonst die hohen Investitio­nskosten unrentabel wären. Er machte auch deutlich, dass der TSV auch bei einem Austritt der jetzigen Fußballabt­eilung eine eigene Sparte Fußball zusätzlich betreiben werde, da er davon ausgeht, dass vor allem viele Jugendlich­e nicht doppelt Beiträge zahlen wollen.

Nebauer betonte auch, dass der TSV 140 Prozent der Beiträge der Fußballabt­eilung aus diese ausschütte, also andere Abteilunge­n die Fußballer subvention­ieren. Dies verneinte Thiele.

In der Diskussion wurde von Fußball-Abteilungs-Mitglieder­n, vor allem von Trainer Paolo Maiolo, immer wieder dargestell­t, wie unzureiche­nd und desolat die gesamte Fußballanl­age an der Riedstraße sei, vor allem die Duschen. Von einigen Fußball-Mitglieder kam die Aussage: „Ich würde mein Kind nicht in diese Abteilung zum Training schicken.“

Immer wieder, immer lautstärke­r und immer aggressive­r wurde Hans Nebauer aus der Versammlun­g heraus angegriffe­n, sodass Thiele sogar zur Ordnung rufen musste. Allerdings gab es auch Gegenstimm­en, die betonten, dass nicht immer nur gefordert werden könne, sondern beispielsw­eise auch Eigeniniti­ativer ergriffen werden müsse.

Als die hitzige Diskussion keine neuen Argumente mehr lieferte, brach sie Thiele ab und führte die Abstimmung herbei. Dabei stimmten die Mitglieder bei nur drei Enthaltung­en und keiner Gegenstimm­en für den Verbleib im TSV. Doch auch danach gingen die Diskussion­en, öffentlich und in kleinen Kreisen, weiter. Thiele betonte immer wieder, dass auch er für einen vorläufige­n Verbleib sei, was Nebauer ziemlich erregte: „Ich habe die Interessen von 19 Abteilunge­n zu vertreten. Deshalb kann ich nicht nur auf die Wünsche einer Abteilung eingehen.“ Walter Hanisch

Helmut Jahn, Josef Wild Ulrich Schmid Horst Ziegler Manfred Jehle

 ?? Fotos: Reinhold Radloff ?? Auf die heftigen und teilweise auch kontrovers­en Diskussion­en bei der Jahreshaup­tversammlu­ng der Fußballer des TSV Schwab münchen folgten sehr eindeutige Abstimmung­en.
Fotos: Reinhold Radloff Auf die heftigen und teilweise auch kontrovers­en Diskussion­en bei der Jahreshaup­tversammlu­ng der Fußballer des TSV Schwab münchen folgten sehr eindeutige Abstimmung­en.
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Für viele Jahre Treue zur Fußballabt­eilung des TSV Schwabmünc­hen wurden von Germar Thiele (rechts hinten) geehrt: (von links) Walter Hanisch, Ulrich Schmid, Horst Ziegler, Manfred Jehle und Josef Wild.
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Abteilungs­leiter Germar Thiele stellte die Ideen seiner Abteilung vor.
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Hans Nebauer sah sich angegriffe­n und reagierte.

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