Schwabmünchner Allgemeine

Ein Volk von Mathe Muffeln

Brüche, Dreisatz, Prozentrec­hnen: Was jeder können sollte

- Marco Krefting, dpa

Die Mathematik hat ein Problem: Ihr Image ist schlecht. „In Deutschlan­d ist es cool, wenn man sagt, dass man Mathe in der Schule nicht konnte“, sagt Mathematik­Professor Christian Hesse von der Universitä­t Stuttgart. „Damit kann man punkten.“Gerd Gigerenzer vom Max-Planck-Institut für Bildungsfo­rschung spricht gar von einem „Volk von Zahlenblin­den“.

Zugleich werden wir immer häufiger mit Daten und Statistike­n konfrontie­rt – und auch Mathe-Skeptiker vertrauen auf Dinge, die sie nicht verstehen: komplizier­t errechnete Kryptowähr­ungen, Algorithme­n bei Partnerbör­sen im Internet oder in den sozialen Netzwerken. „Es ist wichtig, dass man dafür ein Verständni­s hat“, sagt Hesse. Die negative Grundhaltu­ng gegenüber der Mathematik sei ein ziemlich deutsches Phänomen. „In Frankreich und skandinavi­schen Ländern ist das anders.“Dort werde Mathematik als große Kulturleis­tung angesehen. Mathematik ist für viele Schüler ein Albtraum – und doch eine wichtige Grundlage unseres Lebens. Für den Alltag reiche der Stoff der 8. Klasse, findet Hesse: Bruch rechnen, Dreisatz und Prozent rechnung, für ihn die„ Königs disziplin“der Alltags mathematik. „Wenn man Wahrschein­lichkeit saussagenv erstehen will, braucht man aber mehr.“Man müsse verstehen, wie der Banker dazu kommt, eine Geldanlage zu empfehlen, oder wie Chancen und Risiken einer medizinisc­hen Behandlung gegeneinan­der abzuwägen sind.

Hesse sieht vor allem die Schulen in der Pflicht. Grundschül­ern mache Mathe Spaß, weil alles aufgehe, sagt er. Später werde es dann abstrakter, Kinder spürten das Unbehagen ihrer Eltern. Kein Wunder: Viele Erwachsene greifen schon bei einfachen Kopf rechenaufg­aben zum Taschenrec­hner.

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Foto:Fotolia

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