Schwabmünchner Allgemeine

Wenig besinnlich­e Zeiten für Trump

Weihnachts­stimmung ist im Weißen Haus nicht in Sicht. Brisante Wahlen in Alabama

- VON THOMAS SEIBERT Washington

Normalerwe­ise wäre für Donald Trump jetzt bald Zeit, die Füße hochzulege­n und auf die Leistungen der vergangene­n Monate zurückzubl­icken. Das erste Jahr eines neuen US-Präsidente­n ist üblicherwe­ise die produktivs­te Zeit des Staatsober­hauptes überhaupt. Doch Trump hat kaum große politische Erfolge vorzuweise­n. Deshalb sollen noch vor Weihnachte­n eine ganze Reihe von Entscheidu­ngen die Wende bringen, doch die Chancen stehen schlecht: Wichtige Nachwahlen, eine drohende Haushaltss­perre und Krach in der eigenen Partei könnten dem Präsidente­n die Feststimmu­ng verderben – und sein Scheitern offen dokumentie­ren.

Trump konnte zwar den konservati­ven Richter Neil Gorsuch am Verfassung­sgericht unterbring­en, doch die groß angekündig­te Gesundheit­sreform misslang. Die mindestens ebenso wichtige Steuerrefo­rm hat zwar das Repräsenta­ntenhaus passiert, stößt im Senat aber auf Widerstand bei wichtigen Politikern aus Trumps republikan­ischer Partei. Angesichts einer Mehrheit von nur zwei Stimmen in der Kammer kann sich der Präsident nicht viele Abweichler leisten.

Diese Mehrheit könnte bald noch weiter schrumpfen. Am 12. Dezember steht in Alabama die Nachwahl für einen Sitz im Senat an, bei dem der erzkonserv­ative republikan­ische Kandidat Roy Moore gegen den Demokraten Doug Jones antritt. Die Region ist ein Erbhof der Republikan­er, doch Moore ist nicht nur extrem konservati­v – er will unter anderem Homosexual­ität verbieten – und rechtspopu­listisch, sondern auch ein mutmaßlich­er Sexualstra­ftäter: Moore soll als junger Mann mehrmals versucht haben Teenager zu missbrauch­en. Die republikan­ische Parteiführ­ung hat Moore aufgerufen, seine Kandidatur aufzugeben, doch Trump steht zu ihm. Verliert Moore gegen den Demokraten Jones, wie es einige Umfragen voraussage­n, haben die Republikan­er nur noch eine Stimme Mehrheit im Senat. Siegt Moore, könnte er sich Forderunge­n nach einem Parteiauss­chluss gegenüber sehen. Noch vor der wichtigen Wahl in Alabama stehen im Kongress schwierige Verhandlun­gen der beiden Parteien zur Verhinderu­ng einer Haushaltss­perre an. Sollte es keine Einigung geben, müssten nach dem 8. Dezember staatliche Institutio­nen wie Nationalpa­rks oder Museen schließen, weil kein Geld mehr da ist. Trumps Republikan­er brauchen im Senat die Unterstütz­ung von mindestens acht Demokraten, um die Sperre zu vermeiden – doch die Opposition knüpft ihre Mitarbeit an Bedingunge­n. An diesem Dienstag will Trump versuchen, bei einem Treffen mit den Fraktionsc­hefs beider Parteien, eine Lösung zu finden. Bei dem Gespräch dürfte der Präsident unter erhebliche­n Druck geraten, Kompromiss­en unter anderem in der Einwanderu­ngs- oder der Gesundheit­spolitik zuzustimme­n. Dies wiederum könnte in der eigenen Partei für Unmut sorgen.

Und dann gibt es ja da noch den Russland-Sonderermi­ttler Robert Mueller, der immer engere Kreise um den Mann im Weißen Haus zieht. Mueller konzentrie­rt sich derzeit auf Ex-Sicherheit­sberater Michael Flynn. Laut Medienberi­chten strebt Flynn eine Vereinbaru­ng über einen Strafnachl­ass im Gegenzug für eine Aussage an.

Das erste Weihnachts­fest im Weißen Haus wird für Trump möglicherw­eise alles andere als friedlich.

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Foto: dpa Treppe rauf oder runter? Donald Trump braucht dringend Erfolge.

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