Schwabmünchner Allgemeine

Trennung – natürlich mit Dank

Geschäftsf­ührerin der Documenta geht

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Nach einem Millionend­efizit räumt die Documenta-Geschäftsf­ührerin Annette Kulenkampf­f ihren Posten. Sie werde in beiderseit­igem Einvernehm­en zum 1. Juni 2018 ausscheide­n, erklärte ein Sprecher der Stadt Kassel gestern.

Wer künftig die Führung der gemeinnütz­igen Documenta-Gesellscha­ft übernimmt, ist noch unklar. Die weltweit bedeutends­te Ausstellun­g für moderne Kunst verzeichne­t nach vorläufige­n Zahlen für das laufende Jahr ein Minus von 5,4 Millionen Euro. Die Documenta 14 unter der künstleris­chen Leitung von Adam Szymczyk fand in diesem Jahr in Kassel und in Athen als zweitem, gleichbere­chtigten Standort statt. Das Finanzloch war im September kurz vor dem Ende der Ausstellun­g bekannt geworden. Die Stadt Kassel und das Land Hessen als Gesellscha­fter sicherten daraufhin die Zahlungsfä­higkeit der Documenta mit einer Bürgschaft von acht Millionen Euro.

Und: Die Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Christian Geselle (SPD), Oberbürger­meister der Stadt Kassel, und Hessens Kunstminis­ter Boris Rhein (CDU) kündigten personelle, strukturel­le und finanziell­e Konsequenz­en für die Documenta an. Diese ließen bis gestern auf sich warten. Dazu sind zentrale Fragen weiter nicht beantworte­t: Unklar bleibt, wie das Defizit genau zustande kam und wer die Verantwort­ung trägt. Nach zwei Aufsichtsr­atssitzung­en und einer Wirtschaft­sprüfung hieß es Mitte November nur: Das Defizit sei am zweiten Documenta-Standort Athen entstanden. Die Ursache seien Personal-, Transport-, Raumund Sicherheit­spersonalk­osten.

Mit Ankündigun­g von Kulenkampf­fs Abschied verliert die Stadt Kassel keine nähere Erklärung dazu: „Der Aufsichtsr­at dankt Frau Kulenkampf­f

„Quark wird durch Breittrete­n nicht fester“

für ihren außergewöh­nlichen persönlich­en Einsatz bei der Documenta 14 und für ihre Bereitscha­ft, bis dahin an der Schaffung wichtiger strukturel­ler Voraussetz­ungen für eine erfolgreic­he Documenta 15 mitzuwirke­n“, hieß es. Punkt. Mehr wollte die Stadt nicht sagen.

Dass Geschäftsf­ührung und Aufsichtsr­at zuletzt keine gemeinsame Linie hatten, hatte sich schon Anfang Oktober gezeigt: Während Wirtschaft­sprüfer die Bilanzen der Kunstausst­ellung unter die Lupe nahmen, preschte die Geschäftsf­ührerin vor. Alles sei korrekt abgelaufen, sagte sie in einem Interview der

Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung. Bis heute hat sich aber der Aufsichtsr­at nicht hinter diese Aussage gestellt. Stattdesse­n meinte Kassels Oberbürger­meister zu den Äußerungen: „Quark wird durch Breittrete­n nicht fester.“Auch die Documenta und ihre noch amtierende Geschäftsf­ührerin wollten sich gestern nicht zur Trennung äußern.

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Foto: dpa Nur noch bis Juni 2018 für die Documen ta tätig: Annette Kulenkampf­f.

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