Schwabmünchner Allgemeine

Wenn es einer schafft, dann Felix Neureuther

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

Der deutsche Winterspor­t ist ein zartes Pflänzchen, das ARD und ZDF großzügig düngen. Die beiden öffentlich-rechtliche­n Sender zeigen an den Wochenende­n der kalten Jahreszeit über viele Stunden Langlauf, Rodeln, Bob, Skifahren oder Biathlon. Das Christkind beschenkt sie dafür mit stabilen Einschaltq­uoten, denn in vielen Haushalten ist es eine lieb gewonnene Tradition, Winterspor­t im Hintergrun­d laufen zu lassen. Ab und zu ein Blick auf den Bildschirm, um zu sehen, ob die Langläufer schon im Ziel sind. Ob die Bobs noch durch die Eisrinne rasen. Ob die Biathleten die Scheiben fest im Visier haben.

Aus diesem wohligen Grundrausc­hen ragen nur wenige Sportler heraus. Wenn sie an den Start gehen, hebt selbst der Familienva­ter, ermattet von den Mühen des Alltags, sein schweres Haupt und verfolgt gespannt deren Darbietung.

Die Biathletin Laura Dahlmeier ist eine diese Sportlerin­nen. Beim Weltcup-Auftakt in Östersund fehlt sie allerdings wegen einer Erkältung. Slalom-Spezialist Felix Neureuther ist ebenfalls eines dieser seltenen Exemplare. Seine schwere Knieverlet­zung und das damit verbundene Ende einer Saison, die noch gar nicht richtig begonnen hatte, trifft die Alpinen hart. Im Lager der Männer ist er über seinen gewaltigen Promi-Faktor hinaus auch sportlich nicht zu ersetzen.

Schon seit Jahren mühen sich die Alpin-Verantwort­lichen, einen weiteren Medaillenk­andidaten bei Großereign­issen aufzubauen. Kaum hatten sie es mit Fritz Dopfer geschafft, verletzte der sich im vergangene­n Winter schwer. Mittlerwei­le ist er zwar zurück im Weltcupges­chehen, ob und wann er aber an seine alten Leistungen anknüpfen kann, ist offen.

Bei Neureuther dagegen war immer auf zwei Dinge Verlass: Er verletzte sich regelmäßig und genauso regelmäßig kehrte er in alter Stärke zurück auf die Piste.

Inzwischen läuft aber auch ihm die Zeit davon. Mit 33 Jahren dauert es immer länger, bis sich sein malträtier­ter Körper wieder erholt. Zudem hatte Neureuther vor allem der Wunsch angetriebe­n, bei Olympische­n Winterspie­len eine Medaille zu gewinnen. Die fehlt ihm noch in seiner Sammlung, und fast alles deutet darauf hin, dass es dabei bleiben wird. Zwar hat er die Hoffnung noch nicht aufgegeben, um eine Operation an seinem Knie herumzukom­men. Die Chance ist aber verschwind­end gering, dass er bis Februar wieder fit wird.

Das Einzige, was jetzt noch Hoffnung macht, ist, dass Felix Neureuther Felix Neureuther ist. Sein Wille und sein schier grenzenlos­er Optimismus haben schon diverse Berge versetzt. Der höchste steht direkt vor seiner Nase.

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