Islamisten bleiben erst einmal in der Türkei
Drei Männer aus der Region wollten nach Syrien. Sie kommen wohl vor ein türkisches Gericht
Augsburg Drei Männer aus der Region Augsburg sitzen seit Juni in der Türkei in Untersuchungshaft, weil sie sich in Syrien einer islamistischen Miliz anschließen wollten. Das wurde in der vergangenen Woche bekannt, weil die Augsburger Polizei mit einer Razzia das Umfeld der Männer durchleuchtete. Die drei Islamisten werden sich aber aller Voraussicht nach nicht in Deutschland, sondern in der Türkei vor Gericht verantworten müssen.
Die Männer, 22 bis 31 Jahre alt, wurden von türkischen Sicherheitskräften festgenommen, bevor sie die Grenze nach Syrien überqueren konnten. Zwar ermitteln auch die deutschen Behörden gegen das Trio. Aber es gibt in der Türkei ein eigenes Verfahren. Und Beobachter halten es für extrem unwahrscheinlich, dass die Türkei auf einen eigenen Prozess verzichten und die Verdächtigen nach Deutschland überstellen würde. Zumal einer der Inhaftierten, ein 22-Jähriger aus dem Kreis Augsburg, zwar in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, er aber nur die türkische Staatsbürgerschaft besitzt. Ihn würde die Türkei ohnehin nicht ausliefern.
Deutschland handhabt das mit seinen Bürgern übrigens ganz ähnlich: Deutsche können nur in andere EU-Länder oder an internationale Gerichte überstellt werden. Bei den anderen beiden Männern handelt es sich um einen zum Islam übergetretenen 31-jährigen Deutschen und einen 22-jährigen Asylbewerber aus Afghanistan. Er war im Jahr 2011 nach Deutschland eingereist. Auch sie müssen damit rechnen, dass sie vor einem türkischen Gericht angeklagt werden. Nach Informationen unserer Redaktion hat die für den Fall zuständige Generalstaatsanwaltschaft in München bislang auch nicht versucht, die drei Männer nach Deutschland zu holen. Es gibt offenbar keinen entsprechenden in- ternationalen Haftbefehl oder ein Auslieferungsverfahren.
Das Verfahren in Deutschland beschäftigt sich aktuell vor allem mit der Frage, ob jemand von der bevorstehenden Reise der drei Männer in Richtung Syrien wusste oder ob es sogar Helfer gab. Deshalb wurden von den Staatsschutz-Ermittlern der Augsburger Polizei 13 Wohnungen durchsucht. Es geht unter anderem darum, nachzuvollziehen, mit wem die Männer kommunizierten – und über was.
Als Beschuldigter gilt bislang allerdings nur ein Mann aus dem Raum Augsburg. Er wurde im Rahmen der Razzia in der vorigen Woche von Ermittlern befragt, blieb aber auf freiem Fuß. Es sei auch nicht angedacht, einen Haftbefehl zu beantragen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Georg Freutsmiedl auf Anfrage unserer Zeitung.