Wie Familie Li eine Wohnung fand
Für internationale Wissenschaftler wird es immer schwieriger, eine Bleibe auf Zeit zu mieten. Ein spezieller Service hilft ihnen weiter
Wenn man in China lebt und aus über 8000 Kilometer Entfernung eine Wohnung in Augsburg finden will, ist das alles andere als einfach. Gastwissenschaftler Xiang Li hat es mit seiner Familie trotzdem geschafft. Aber nicht alleine. Er hatte Hilfe vom „Welcome Service“der Universität. Diese Stelle kümmert sich speziell um Forscher aus dem Ausland, die nach Augsburg kommen. Der Job für die Helferinnen wird aber immer schwieriger. Das hat mit dem angespannten Wohnungsmarkt zu tun.
Einerseits kommen immer mehr internationale Wissenschaftler an die Uni, die Hilfe brauchen. „In den vergangenen beiden akademischen Jahren haben wir jeweils über 130 aus mehr als 40 Ländern unterstützt“, sagt Susanne Graf vom Welcome Service. Andererseits sei es das erste und größte Problem der Forscher, mit einem beschränkten finanziellen Budget eine bezahlbare Bleibe zu finden, sagt Graf. „Der Wohnungsmarkt ist sehr schnelllebig geworden, man muss sofort reagieren.“
Nach ihren Erfahrungen haben Gastwissenschaftler kaum noch eine Chance, alleine fündig zu werden. Viele Anzeigen sind schnell wieder aus dem Netz, der Besichtigungstermin muss sehr schnell stattfinden und viele ausländische Wissenschaftler sprechen nicht Deutsch. So ging es auch Xiang Li. Der 35-Jährige kommt aus der Millionenmetropole Zhengzhou in Zentralchina. Er hat ein Stipendium, um am Augsburger Lehrstuhl für Angewandte Geoinformatik zu forschen. Li hat seine Frau Lina Wang und Söhnchen XinYuan für ein Jahr mit nach Augsburg gebracht. „Ohne Hilfe wäre es kompliziert geworden“, sagt er.
Der Welcome Service hat Familie Li ein Apartment unterm Dach in Hochzoll vermittelt. Vermieter ist das Ehepaar Bauernfeind. „Wir arbeiten viel mit privaten Vermietern zusammen“, sagt Susanne Graf. Aber auch gewerbliche Vermieter, die Wohnen auf Zeit anbieten, sind Partner der Uni-Vermittlungsstelle. Denn die sieben Apartments, die im Gästehaus auf dem Campus zur Verfügung stehen, reichen bei Weitem nicht mehr aus.
Doch auch für Graf wird es immer schwieriger, attraktive Angebote zu finden. Früher konnten die Gastwissenschaftler zwischen fünf bis sechs Offerten auswählen, heute haben sie in der Regel nur noch ein bis zwei Wohnungen zur Auswahl. „Wir wollen, dass sich unsere Gäste wohlfühlen“, sagt Graf. Wünschenswert sei deshalb, dass sich noch mehr private Vermieter melden.
Das Ehepaar Bauernfeind ist mit Familie Li aus China sehr zufrieden. Sie haben schon öfter an internationale Gäste vermietet. „Diesmal kam es aber zu einer ganz engen Verbindung“, sagen sie. Schon bei der Ankunft versorgten sie die Lis mit Skizzen über wichtige Straßen in der Umgebung mit Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Eine Streifenkarte sollte den Chinesen den Einstieg in den öffentlichen Nahverkehr in Augsburg erleichtern. Man traf sich im Sommer beim Grillen im Garten und paukte gemeinsam die wichtigsten deutschen Wörter. „Ich wollte, dass dieses Jahr für Familie Li zum Erfolg wird“, sagt Max Bauernfeind. Als er jung war, hat er selbst im Ausland studiert. „Damals war es für mich nicht einfach, ich will es besser machen.“
Susanne Graf betont, dass nicht jeder Vermieter Familienanschluss bieten müsse. Durch die Vermittlung des „Welcome Service“gebe es in der Regel auch keine größeren Probleme. Bislang habe es noch nie eine schwerwiegende Beschwerde von Vermietern gegeben. Xiang Li freut sich über seine guten Erfahrungen in Augsburg. Er hat nicht nur die grünen Seiten der Stadt und die saubere Luft schätzen gelernt. „Das Wichtigste ist, dass ich die richtigen Leute getroffen habe, auch in der Lehre.“Er will mit seiner Familie wiederkommen.